Neues Labor schafft Grundlagen für intelligente Software
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Das Softwareunternehmen Dynatrace und die Johannes Kepler Universität (JKU) haben in Linz ein Co-Innovation-Forschungslabor gegründet. Softwareentwickler*innen und IT-Expert*innen der Forschungsabteilung Dynatrace Research sollen dort mit Akademiker*innen und Studierenden Grundlagenforschung im Bereich "Software Intelligence" betreiben. Dabei sollen einige der größten Probleme bewältigt werden, auf die man bei der Entwicklung intelligenter Software heute stößt.
"Wir forschen im Co-Innovation-Forschungslabor an Basistechnologien, die wir in 5 Jahren oder darüber hinaus brauchen werden", meint Alois Reitbauer, der Leiter von Dynatrace Research, zur futurezone. Die Forschungsschwerpunkte liegen auf Distributed Data Systems, Realtime Analytics, Data Science und Cloud Native Security. Was steckt hinter diesen Begriffen?
Wohin mit der Datenflut
Bei Distributed Data Systems geht es vereinfacht gesagt um den Umgang mit der exponentiell steigenden Datenmenge, mit der IT-Dienstleister*innen umgehen müssen. "Die Datenmenge wächst permanent an. In Zukunft reden wir nicht mehr von Terabyte, nicht von Petabyte, sondern von Exabyte (eine 1 mit 18 Nullen) an Daten, mit denen man umgehen muss", erklärt Reitbauer. Während Unternehmen vor 10 Jahren noch mit hunderten Servern arbeiteten, sind es mittlerweile hunderttausende bis mehrere Millionen.
Die Forscher*innen beschäftigen sich damit, wie all diese Daten effizient gespeichert und abgefragt werden können, denn: "Es ist super, dass ich als Unternehmen mehr weiß und genaue Daten zum eigenen Geschäft, zur Leistung meiner IT-Systeme und zur Sicherheit der Abläufe erhalte, aber ich muss damit auch arbeiten können."
Analyse muss in Millisekunden geschehen
Bei Realtime Analytics geht es darum, aus der Unmenge an Daten – die u.a. entsteht, weil immer mehr Online-Dienste stark personalisiert werden – sinnvolle Erkenntnisse zu gewinnen. Dabei kommt großflächig Machine Learning zum Einsatz, also selbst lernende Software, die solcherart mit künstlicher Intelligenz ausgestattet wird.
Für das Geschäft von Dynatrace ist es wichtig, dass die Analyse von IT-Diensten, das Erkennen und Beheben von Fehlern möglichst schnell funktionieren. Reitbauer: "Es geht dabei um Millisekunden, denn ein genervter Benutzer ist schnell von einer Webseite weg."
Richtig interpretieren bei ständiger Veränderung
Im Bereich Data Science wird daran geforscht, wie man Machine-Learning-Modelle darauf vorbereitet, mit einem sich ständig verändernden System umzugehen und dessen Zustand richtig zu interpretieren.
Updates für Software werden in immer kleineren Intervallen ausgeliefert, Systeme verändert sich daher laufend. "Es ist oft nicht so einfach zu sagen, erkennt mein Berechnungsmodell gerade ein Fehlverhalten eines Systems oder reagiert das Modell falsch", schildert Reitbauer.
Angriffe erkennen und damit leben
Besonders wichtig ist das korrekte Einstufen von Änderungen für Cloud Native Security. Dabei geht es darum, Cyberangriffe abzuwehren und Daten zu schützen. IT-Systeme sollen selbst feststellen, "ob sich gewisse Komponenten komisch verhalten". Macht eine Nutzer*in z.B. etwas, das man normalerweise nie machen würde oder das gar nicht möglich sein sollte? Ein Beispiel ist etwa, dass bei einem Online-Einkauf die Eingabe von Zahlungsdaten übersprungen wird.
"Früher hat man geglaubt, wenn ich ein System einmal sicher mache, bleibt es sicher. Solche unknackbaren Systeme nehmen wir heute nicht mehr an, heute konstruiert man eher resiliente Systeme. Wir schauen uns dabei an, wie sich ein System selbst wieder in einen Zustand bringen kann, in dem es funktioniert."
Standortentwicklung
Im Co-Innovation-Lab sollen all diese Themen in einem sehr offenen Umfeld bearbeitet werden. Forscher*innen profitieren davon, von Dynatrace Problemstellungen aus der Praxis von IT-Unternehmen zu erhalten. Das Software-Unternehmen wiederum profitiert von neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen und dem Beteiligen von Forscher*innen aus unterschiedlichen Disziplinen.
"Unsere Themen gezielt Studenten und Studentinnen näherzubringen, ist aber natürlich nicht nur altruistisch. Wir suchen ja Fachkräfte", meint Reitbauer. Das Labor soll dazu beitragen, den Standort Linz attraktiv für Spezialist*innen aus aller Welt zu machen.
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