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Das Ende von Opportunity und was danach kommt

Am 25. Jänner 2004, drei Wochen nach seinem Zwilling Spirit, landete der Rover Opportunity auf dem Mars. In den drei Monaten darauf wollte die NASA mit seiner Hilfe nach Spuren von Wasser suchen. 90 Tage sollte die geplante Einsatzzeit des 174 Kilogramm schweren Hightech-Instruments auf sechs Rädern betragen. Am Ende waren es allerdings 14 Jahre und 294 Tage. Dann erst brach der Kontakt zu Opportunity ab. Ein riesiger Sturm hat den Rover festgesetzt. Seine letzte Nachricht wurde auf der Erde am 10. Juni 2018 empfangen. Die NASA versuchte seither, den Kontakt wiederherzustellen, allerdings erfolglos. Am Mittwoch verkündete die US-Raumfahrtagentur das offizielle Ende der Mission.

Im Jet Propulsion Laboratory der NASA fielen sich nach der Pressekonferenz Techniker und Wissenschaftler in die Arme. Opportunity wurde wie ein menschliches Mitglied der NASA-Familie verabschiedet. NASA-Direktor Jim Bridenstine sprach in seiner Rede von einem "kleinen Rover, der allen Widerständen getrotzt und so viel im Namen der Erforschung getan hat." Opportunity hat sich aufgrund seines Durchhaltevermögens zu einem echten Liebling für alle Raumfahrtbegeisterten entwickelt. Mit seinen Errungenschaften hat er mehrere Rekorde gebrochen. In den knapp 15 Jahren am Mars hat er 217.000 Bilder geschossen und bahnbrechende Funde gemacht.

NASA-Marsrover im Größenvergleich: Spirit/Opportunity (li.), Sojourner (vorne) und Curiosity (re.)

Feuchte Vergangenheit

"Opportunity war eine Ikone der Planetenforschung. Er hat uns über die früheren Zeiten des Mars als feuchter, möglicherweise bewohnbarer Planet gelehrt", meint Thomas Zurbuchen, der wissenschaftliche Leiter der NASA. Bereits kurz nach seiner Landung entdeckte der Rover für Forscher hochinteressante Gesteine, etwa "Blueberries" (Heidelbeeren). Das sind kugelförmige Steinchen mit hohem Hämatit-Gehalt, die nur durch die Einwirkung von Wasser entstanden sein können. "Dass es einmal Wasser auf dem Mars gab, zweifelt dadurch niemand mehr an", erklärt Gernot Grömer, der Direktor des Österreichischen Weltraumforums, der futurezone. "Zuvor hat es sehr wohl Diskussionen darüber gegeben, ob der Mars nicht schon immer ein kalter, trockener Planet war."

Im Endeavour-Krater fand Opportunity Ablagerungen aus Tonmineralen und Gips. Geologen schlossen daraus, dass es am Mars nicht nur saures Wasser gegeben hat, sondern auch Wasser mit relativ neutralem pH-Wert. "Dieses Wasser hätte man trinken können. Das war eine der bedeutendsten Entdeckungen der Mission", meint Steve Squyres, leitender Wissenschaftler des Opportunity-Programms.

Herausforderungen

So weit wie Opportunity ist noch nie zuvor ein Rover auf einem anderen Himmelskörper unterwegs gewesen. Langsam, aber stetig – mit durchschnittlich nur einem Zentimeter pro Sekunde oder 0,036 km/h – bewegte er sich über die Marslandschaft fort. Er bewältigte bis zu 32 Grad steile Abschnitte, um an den Boden von Kratern zu gelangen. Die harschen Umweltbedingungen am Mars haben ihren Tribut verlangt. 2005 steckte der Rover im Sand fest und konnte sich nur mit Mühe befreien, zwei von vier Antrieben gaben den Geist auf, irgendwann konnte er nicht mehr auf seinen integrierten Datenspeicher zurückgreifen. Die Solarpaneele wurden immer stärker mit Staub überzogen.

Das Team der Mars Exploration Rover (MER) Spirit und Opportunity fand stets eine Lösung. "Wie ein Duracell-Hase ist der Rover einfach immer weiter gelaufen", meint ÖWF-Chef Grömer. Während Spirit seine geplante Einsatzzeit ebenfalls weit übertraf, gab der Rover 2010 seinen Geist auf. Opportunity hielt noch länger durch. Seine letzte Position befand sich im adäquat benannten "Tal der Beharrlichkeit" (Perseverance Valley).  "Was ich am meisten schätze, ist der Einfluss, den Opportunity hier auf der Erde hatte", meint John Callas, der Leiter des MER-Programms. Neben fantastischen Entdeckungen blicke er nun auf eine ganze Generation junger Wissenschaftler und Techniker zurück, die mit dieser Mission zu Weltraumforschern geworden seien.

Was danach kommt

Erst Ende November 2018 ist der InSight-Roboter der NASA am Mars gelandet. Der stationäre Roboter wird mit seinen Messgeräten die Oberfläche des Mars durchdringen und das Innere des Planeten erforschen. Dadurch soll u.a. der Entstehungsprozess von Gesteinsplaneten besser verstanden werden. Bis 2020 wird Curiosity (a.k.a. Mars Science Laboratory) der einzige aktive Rover auf dem Mars bleiben. Das autogroße mobile Labor widmet sich der Frage, ob es auf dem Mars jemals Leben gegeben hat und wo auf dem Planeten dies möglich gewesen wäre.

2020 wird laut Plan ein großes Jahr für die Marsforschung. Einerseits will die NASA ihren Rover Mars 2020 starten. Der mehr als eine Tonne schwere Roboter wird im selben Jahr durch einen europäischen Kollegen ergänzt. Die ESA wird ihren rund 300 Kilogramm schweren Rover ExoMars an Bord einer russischen Rakete zum Mars befördern. Beide Rover sollen 2021 am Mars eintreffen.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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