Die Internationale Raumstation (ISS) wartet auf Nachschub
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Science

20 Jahre ISS: Das teuerste Ding, das je produziert wurde

Es gibt nur zwei bekannte Orte im Universum, an denen Menschen  längere Zeit überleben können. Einer davon ist die Erde. Der andere ist seit 20 Jahren die Internationale Raumstation ISS. Dort gibt es Platz für maximal sechs Personen. Die derzeitige dreiköpfige Besatzung, darunter der deutsche Astronaut Alexander Gerst, repräsentiert die Weltraum-Vorhut der Menschheit. Keine anderen Vertreter der Spezies sind weiter von der Erde entfernt. Das wird bis auf Weiteres auch so bleiben. In rund 400 Kilometer Höhe umkreist die einzige, voll einsatzfähige Raumstation der Menschheit 15,5 Mal pro Tag den Planeten.

Bei günstigen Bedingungen ist das von bestimmten Teilen der Erde aus mit freiem Auge zu beobachten. Die Station dient als Labor, Beobachtungsplattform und schwerelose Fabrik. Das haben sich die 17 beteiligten Nationen, darunter auch Österreich, einiges kosten lassen. Einer Schätzung zufolge erreichten die Kosten für die ISS schon 2015 die Schwelle von inflationsangepassten 150 Milliarden US-Dollar. Darin enthalten sind sämtliche Flüge und Manntage auf der Station. Damit ist die Raumstation das wohl teuerste Objekt, das die Menschheit jemals hergestellt hat. Den Großteil der Kosten haben die USA geschultert.

Vorposten

Neben der Erforschung der Auswirkungen von Weltraumaufenthalten auf Menschen und der Suche nach dunkler Materie, um nur einige wissenschaftliche Untersuchungen zu nennen, hätte die ISS ursprünglich auch ein Sprungbrett für bemannte Missionen zu Mond und Mars werden sollen. Entsprechende Flüge haben bislang aber nicht stattgefunden. Das kann sich aber noch ändern. Die ISS wird weiter ausgebaut. Sowohl russische als auch amerikanische Module sollen in den nächsten Jahren andocken.

Die Station soll nach aktuellen Plänen noch bis mindestens 2028 im Einsatz bleiben, sogar 2030 ist im Gespräch. Danach wird die ISS kontrolliert zum Absturz gebracht werden und großteils in der Erdatmosphäre verglühen. Mit der ISS könnte dann auch die Ära der internationalen Kooperation im All zu Ende gehen. Zwar gibt es geplante Nachfolgeprojekte, aber nicht mehr mit einer so breit aufgestellten Unterstützerkoalition.

Die USA und Russland planen „Lunar Orbital Platform-Gateway“, eine Station in einer Umlaufbahn um den Mond. Der Baubeginn wird mit frühestens 2022 angegeben. China will schon 2019  mit der Konstruktion der „Chinese Large Modular Space Station“ beginnen. Das private US-Unternehmen Bigelow Aerospace entwickelt ebenfalls eine Raumstation, ein erstes Modul wird seit 2016 auf der ISS getestet. Wann eine eigene private Station gebaut werden kann, ist aus heutiger Sicht nicht abschätzbar.

Zahlen bitte!

Das erste Modul der ISS wurde am 20. November 1998 ins All geschossen. Die Station misst 73 mal 109 mal 20 Meter und wiegt 420 Tonnen. Das Volumen, das mit Luft gefüllt ist, beträgt 932 Kubikmeter. Die Station umkreist die Erde mit einer Geschwindigkeit von 28.000 Kilometer pro Stunde. Eine Erdumrundung dauert etwa 93 Minuten. Die Gravitation beträgt 90 Prozent des Wertes auf der Erde, weil sich die Station im freien Fall rund um die Erde befindet, herrscht trotzdem Schwerelosigkeit an Bord.

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Markus Keßler

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