Roboter-Rezeptionist in einem Krankenhaus in Ostende
Roboter-Rezeptionist in einem Krankenhaus in Ostende
© APA/AFP/JOHN THYS

Assisted Living

"Es geht nicht darum, Pfleger durch Roboter zu ersetzen"

Die stetig steigende Lebenserwartung führt unweigerlich dazu, dass es immer mehr pflegebedürftige Menschen gibt. Aus diesem Grund rückt das Thema Altenpflege verstärkt in den Fokus neuer technologischer Entwicklungen. Länder wie Japan sehen Pflegeroboter schon als Lösung für das massive Personalproblem, das in dem Land bei der Altenpflege diagnostiziert wird. Bis 2020 fehlen dort laut Prognosen rund eine halbe Millionen Altenpfleger. Die sich auftuende Lücke sollen Pflegeroboter schließen, zumindest wenn es nach deren Herstellern geht.

Am Dienstag diskutierten Experten im Rahmen der Imagine-Konferenz, die vom Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit) veranstaltet wird, über die Auswirkungen dieser Entwicklungen. Die bestehenden Pflegekräfte künftig einfach gegen Roboter auszutauschen, sei weder ein wünschenswertes noch ein realistisches Szenario, wie Tanja Stamm von der Medizinischen Universität Wien dort erklärte. “Es geht nicht darum, die Pfleger zu ersetzen. Auf menschlichen Kontakt wollen Menschen nicht verzichten.” Technologie könne uns aber sehr wohl helfen, Pfleger zu unterstützen. Insgesamt ruft sie dazu, die künftigen technischen Entwicklungen offen zu sehen. “Menschen haben oft die Sorge, zur Last zu fallen. Technik kann uns ermöglichen, selbstbestimmter zu sein. Sie kann uns ermöglichen, Dinge zu machen, die uns wichtig sind.”

Menschliche Roboter

Lara Lammer, TU-Wissenschaftlerin am Institut für Automatisierungs- und Regelungstechnik stellt die Frage, ob es tatsächlich der richtige Weg ist, Menschen mit Maschinen zu imitieren. Gerade bei Pflegerobotern werden oft menschliches Aussehen und teilweise sogar menschliche Emotionen bestmöglich nachgebaut. Laut Lammer liegt das auch an einem veränderten Umgang mit der Technik. “Menschen reden mit ihrem Computer, Menschen reden mit ihrem Auto. Natürlich hätten wir gerne, dass auch Roboter sozial mit uns interagieren. Aber wollen wir da wirklich hin?” Die Lösung ist laut Lammer eine Kombination aus menschlicher Pflege und die Nutzung technischer Hilfsmittel.

Bei der Entwicklung neuer Technologie müsse interdisziplinär geforscht werden, darin sind sich alle Experten einig. Es gehe auch darum, Menschen in das Zentrum der Entwicklung neuer Technologien zu rücken, so Lucas Paletta von der Joanneum Research Forschungsgesellschaft in Graz. “Technologie muss auf Bedürfnisse reagieren. Natürlich muss man auch einen Markt suchen, aber immer mit den Menschen gemeinsam.“

Ulrike Bechtold vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften fordert bei der Entwicklung von Pflegerobotern einen anderen Ansatz, wenn man von der Zielgruppe spricht. Wenn man von “älteren Menschen” spreche, impliziere das laut Bechtold schon, dass es eine homogene Gruppe sei. Dies sei allerdings eine falsche Annahme, stattdessen solle man von “älteren Erwachsenen” sprechen.

Realistische Vorstellungen

Bis all die gestellten Fragen beantwortet werden müssen, ist noch etwas Zeit. Ein Roboter, der Menschen in all seinen emotionalen Facetten nachzubilden, ist aktuell noch Zukunftsmusik. Walter Wohlkinger, Geschäftsführer und Miteigentümer der Blue Danube Robotics, die 2013 als TU-Wien Spin-off ursprünglich im Bereich Servicerobotik gegründet wurde, ruft dazu auf, realistische Vorstellungen an die technologischen Entwicklungen der Zukunft zu haben. “Wir müssen die Erwartungshaltung dämpfen”, so Wohlkinger. “In Hollywood-Filmen sehen wir Roboter, die alles verstehen und alles können. Davon sind wir jedoch noch Jahre entfernt.”

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer entgeltlichen Kooperation mit dem Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (bmvit).

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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