Gedankenlesendes Implantat soll Epilepsiepatienten helfen
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Wissenschaftler haben einer Maus ein Implantat unter die Haut gesetzt, das mittels Gedankensteuerung von einer Versuchsperson aus- und eingeschaltet werden kann. Der in das Nagetier eingebrachte Mechanismus besteht aus modifizierten menschlichen Nierenzellen und einer Diode, die auf elektrische Felder reagiert. Eine Versuchsperson trägt Sensoren zur Messung ihrer Hirnströme (EEG) und schaltet durch Konzentration oder Entspannung eine Spule ein oder aus. Das entstehende elektrische Feld steuert die Diode im Implantat in der Maus. Bei eingeschaltetem Licht produzieren die genetisch veränderten Zellen ein Protein, das dann im Mäuseblut nachgewiesen werden kann.
Unsichtbare Technik
Die zweite vielversprechende Möglichkeit ist die Behandlung von chronischen Schmerzen. Auch hier gehen den spontan auftretenden Anfällen charakteristische Hirnwellenmuster voraus. “Mit unserer Methode wäre eine hohe Dynamik möglich, da Licht und Elektronik schnell moduliert werden können”, sagt Fussenegger. Auch die Früherkennung und Therapie von neurologischen Krankheiten wie Alzheimer oder Parkinson wäre laut den Forschern mit ähnlichen Ansätzen möglich.
Die EEG-Sensoren, die Patienten zur Überwachung der Hirnströme tragen müssen, sind relativ einfacher Natur. “Es ist nur eine Elektrode, die aussieht, wie ein Kopfhörer. Man wird den Patienten gar nicht ansehen, dass sie krank sind”; erläutert Fussenegger die psychologischen Vorteile.
Sicherheit geht vor
Längerfristig wäre auch die Behandlung von Krankheiten wie Diabetes denkbar, die nicht direkt mit den Hirnströmen verbunden sind. “Es gibt vermutlich unterbewusste Zusammenhänge zwischen Tagesablauf, Sättigung und Hirnströmen, die für die Steuerung der Insulinproduktion verwendet werden könnten. Das liegt aber noch viel weiter in der Zukunft”, sagt Fussenegger.
Enzyme als Medikamente
Im Falle von Epilepsie hingegen wird schon darüber nachgedacht, welches Medikament die manipulierten Zellen herstellen könnten. Die Pharmaunternehmen müssen hier unter Umständen auch schon aufgegebene Substanzen nochmals evaluieren, da die neue Therapieform gänzlich andere Anforderungen stellt.
In den Nierenzellen, die in Zürich für das Experiment verwendet wurden, haben die Forscher ein bakterielles Enzym eingebaut, das durch Licht aktiviert wird. Dadurch wird unabhängig von anderen Stoffwechselpfaden in der Zelle eine Signalkette angestoßen, an deren Ende Gene schalten, die für die Produktion eines gewünschten Enzyms kodieren. So ist praktisch jedes Enzym herstellbar.
Aspirinfabrik im Körper
Es lassen sich also alle Medikamente auf Proteinbasis durch ein solches optogenetisches Implantat herstellen. “Zu den Proteinpharmazeutika gehören etwa Hormone oder Antikörper”, erklärt Fussenegger. Würden statt den sogenannten HEK-Zellen (Human-Embryonic-Kydney, menschliche embryonale Nierenzellen) Bakterien verwendet, könnten auch beliebige andere Wirkstoffe, die nicht auf Proteinen basieren, hergestellt werden. “Salicylsäure, der Wirkstoff aus Aspirin, könnte noch mit menschlichen Zellen erzeugt werden, für ein Antibiotikum müssten Bakterien verwendet werden”, sagt Fussenegger. Der Einsatz von Bakterien im Körper birgt allerdings Risiken, die Forscher nicht bereit sind einzugehen.
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