In Kärnten entsteht Österreichs erste 5G-Testregion
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In Österreich entsteht in den nächsten Jahren in Klagenfurt eine eigene Testregion für 5G. Das gaben Infrastrukturministerium und das Land Kärnten am Mittwoch vor Journalisten bekannt. „Ich will, dass Österreich beim neuen Mobilfunkstandard 5G das Vorreiterland in Europa wird. Darum geben wir heute den Startschuss für die erste 5G-Testregion: Kärnten wird zu einer großen Spielwiese für unsere heimischen Betriebe, um die neue Technik in der Praxis zu erproben, etwa bei selbstfahrenden Autos, intelligenten Rettungsdrohnen oder vernetzten Robotern. So stärken wir unseren Standort und holen gut bezahlte Arbeitsplätze nach Österreich“, sagt Infrastrukturminister Jörg Leichtfried (SPÖ).
Wo die Region entsteht
Die 5G-Testregion wird den Namen „5G Playground Carinthia“ erhalten. Neben dem Lakeside Park in Klagenfurt soll auch der High Tech Campus in Villach und der Industriepark St. Veit mit glasfaserschnellem Internet ausgestattet werden, damit 5G als neue Technologie erprobt werden kann. Das Infrastrukturministerium und das Land Kärnten stellen insgesamt 1,6 Millionen Euro zur Verfügung, um die nötige Glasfaser-Infrastruktur und erste Prototypen von 5G-Sendern zu installieren. Als Forschungseinrichtung ist die Technische Fakultät der Universität Klagenfurt mit an Bord. Für die Forschungsförderung werden nochmals fünf Millionen Euro veranschlagt (Link zur Ausschreibung), wobei diese Summe nicht aus der Breitbandmilliarde stammt, sondern extra zur Verfügung gestellt wird.
„Für 5G gibt es verschiedene Anwendungsbereiche“, erklärt Christian Bettstetter, Professor am Institut für vernetzte und eingebettete Systeme an der Alpen Adria Universität Klagenfurt. „Die höheren Datenraten betreffen vor allem Endkunden. Hier wird 5G etwa 100 Mal so schnell wie LTE sein. Aber weitere Bereiche sind etwa Services, bei denen der Echtzeit-Aspekt eine große Rolle spielen wird, und das Internet der Dinge, bei der die Übertragung sehr energieeffizient sein muss. Es ist unklar, wo 5G zuerst eingesetzt wird. Im Playground werden wir damit experimentieren“, sagt Bettstetter.
Drohnenflug mit 5G
Derzeit werden an der Uni Klagenfurt Algorithmen für Multidrohnensysteme im Katastrophenschutz getestet. „Zur Kommunikation der Drohnen erfüllen dabei WLAN oder LTE oftmals nicht die anwendungsspezifischen Anforderungen“, erklärt Bettstetter. „Wir haben ein Projekt, das sich damit befasst, wie man Drohnen ohne GPS navigieren kann, also rein kamerabasiert – weil GPS oft nicht funktioniert. Es ist zu erwarten, dass die Drohnenanwendungen mit 5G wesentlich zuverlässiger werden.“
Die Landeshauptmann-Stellvertreterin von Kärnten, Gaby Schaunig, erklärt, dass das Testlabor dabei für alle Unternehmen zur Verfügung stehen solle. Man habe bereits einige Industrie-Partner, die derzeit im Lakeside Park angesiedelt sind, gewinnen können, so Schaunig. „Aber wir wissen nur, welche 5G in Zukunft kommen, wenn wir es ausprobieren können.“ Das Land Kärnten biete hier manchmal auch „Vorteile, weil es so klein“ sei. Fokus beim Testlabor soll auch die drahtlose Vernetzung und zuverlässige Steuerung von Maschinen sein - beispielsweise Autos, Minidrohnen und Robotern in Industriehallen.
Noch kein Standard
5G gilt aus verschiedenen Gründen als „Schlüsseltechnologie“. Neben den geringeren Latenzzeiten wird durch damit auch sogenanntes „Network Slicing“ möglich, bei dem einzelne Bits unterschiedlich übertragen werden können. Derzeit gibt es noch keinen gemeinsamen Standard für die Technologie (dieser soll erst 2019 verabschiedet werden). Getestet werden kann daher vorerst nur mit sogenannten „Pre5G“-Geräten. Laut Bettstetter sei dies aber gar kein Problem. „Die Firmen, die bereits jetzt Basisstationen und Geräte bauen, sind dann relativ schnell am Markt, wenn die Standards da sind. Es ist unvermeidlich, jetzt schon zu beginnen. Auch beim WLAN gab es schon zwei Jahre lang Geräte im Supermarkt, bevor es finale Standards gab. Das ist also nichts Außergewöhnliches“, so der Professor auf futurezone-Nachfrage.
Bei der geplanten Umsetzung der 5G-Strategie in Österreich, die das Land zum Vorreiter bei der neuen Technologie machen will, stockt es derzeit aber. Österreich soll bis Ende 2025 eine flächendeckende Verfügbarkeit von 5G auf Basis von gigabitfähigem Glasfaser in ganz Österreich haben. Geschätzter Kostenpunkt für den Infrastrukturausbau: Zehn Milliarden Euro. Die dafür vorgesehenen Maßnahmen wurden im Sommer aber nicht wie geplant vom Ministerrat abgesegnet. Der Grund: Eine Uneinigkeit zwischen dem Wirtschafts- und Finanzministerium bezüglich der Mietpreise der Mobilfunker für 5G-Antennen.
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