Der höllische Mond Io ist voller Lavaseen
Io wäre eine Traumdestination für Vulkan-Fans. Wenn da nicht die Durchschnittstemperatur von -143 Grad Celsius, die Schwefel-Atmosphäre und die Strahlung wäre, die jede Form von Elektronik lahmlegt. Wenn man jetzt noch die vielen Lavaseen dazu nimmt, ist verständlich, wieso die NASA Io auch liebevoll als „den höllischen Mond“ bezeichnet.
Zumindest müssten hypothetische, raumreisende Vulkan-Touristen nicht lange auf der lebensfeindlichen Oberfläche wandern, um die berüchtigten, riesigen Lavaseen zu sehen. Denn die gibt es laut einer aktuellen Studie überall auf Io.
➤ Mehr lesen: Video: NASA-Raumsonde rast mit 211.000 km/h über Jupiter
Ebbe und Flut, Höllenstyle
Etwa 3 Prozent der Oberfläche von Io bestehen aus Lavaseen, so die Forschenden. Herausgefunden wurde das mit dem Instrument JIRAM. Dieses befindet sich auf der Jupiter-Sonde Juno. Bei Vorbeiflügen im Mai und Oktober 2023 wurden damit Infrarotaufnahmen von Io gemacht.
Typisch für die Lavaseen auf Io ist, dass sie hauptsächlich von Kruste bedeckt sind. An den Rändern ist die Lava aber flüssig. Die Theorie zur Entstehung ist, dass das Magma in den Seen rauf und runter geht. Durch diese Pegeländerung bricht die Kruste an den Rändern, weshalb dort die flüssige Lava zu sehen ist.
Diese Pegeländerung dürfte sich zyklisch ereignen und auf ein riesiges unterirdisches Magma-Lager zurückzuführen sein, das durch Tunnelsysteme viele Lavaseen speist – quasi die Höllenmond-Version von Ebbe und Flut. Ähnlich wie unser Mond für die Gezeiten auf der Erde verantwortlich ist, könnte bei Io die Anziehungskraft von Jupiter und seiner anderen großen Monde - Callisto, Europa und Ganymede - schuld daran sein, dass das unterirdische Magma steigt und sinkt.
Hunderte Meter hohe Seewände
Durch diese konstante Bewegung sind die Wände der Seen auf mehrere Hundert Meter angewachsen, vermuten die Forschenden. Dies würde erklären, warum bisher nicht beobachtet wurde, dass die Lavaseen übergehen, obwohl ständig aktiver Vulkanismus auf Io herrscht.
Wie so ein Lavasee aussieht, hat kürzlich die NASA gezeigt. Eine Animation stellt Loki Patera dar. Dabei handelt es sich um einen 200 Kilometer langen Lavasee mit Inseln.
Juno ist seit 2011 im Weltraum unterwegs
Die Raumsonde Juno ist 2011 von der Erde gestartet. Seit 2016 ist sie in einer Umlaufbahn um Jupiter.
➤ Mehr lesen: Video: NASA-Raumsonde rast mit 211.000 km/h über Jupiter
Nachdem sie dort ihre Primärmission erfüllt hatte, entschied sich die NASA ab 2021 nahe Vorbeiflüge bei den Monden Ganymed, Europa und Io durchzuführen. Zuvor wurde befürchtet, dass eine Reise zu diesen Monden Juno zu starker Strahlung aussetzen und Instrumente zerstören könnte.
Das Ende der Mission ist für September 2025 geplant, falls Juno bis dahin funktioniert. Dann soll sie kontrolliert in die Jupiter-Atmosphäre stürzen und verglühen. So soll verhindert werden, dass die nicht-sterile Sonde auf einen der Jupiter-Monde crasht und diesen mit Mikroorganismen von der Erde kontaminiert.
Kommentare