Die Galaxie SPT0418-47 ist etwa 12 Milliarden Jahre alt.

Die Galaxie SPT0418-47 ist etwa 12 Milliarden Jahre alt.

© J. Spilker / S. Doyle, NASA, ESA, CSA

Science

James Webb findet Bausteine für Leben in weit entfernter Galaxie

Ein neues Bild, aufgenommen von dem James-Webb-Weltraumteleskop, gewährt tiefe Einblicke in die Zusammensetzung des frühen Universums. Forscher*innen haben anhand der Aufnahme komplexe organische Moleküle in einer 12 Milliarden Lichtjahre entfernten Galaxie gefunden. Noch nie zuvor wurden so weit von der Erde entfernt Kohlenwasserstoffverbindung entdeckt.

"Die Moleküle, die wir gefunden haben, sind keine einfachen Dinge wie Wasser oder Kohlendioxid", sagt der an der Entdeckung beteiligte Astronom Justin Spilker gegenüber Space.com. "Wir sprechen von großen Molekülen mit Dutzenden oder Hunderten von Atomen in ihnen."

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Komplexe Moleküle in jungem Universum

Solche komplexen organischen Kohlenwasserstoffverbindungen sind auf der Erde und im Weltraum weit verbreitet, wie Spilker erklärt. Astronom*innen sind an ihnen interessiert, weil sie dazu beitragen können, wichtige Details über die Vorgänge innerhalb von Galaxien zu liefern - so beeinflussen sie zum Beispiel die Geschwindigkeit, mit der interstellares Gas abkühlt.

Gefunden haben Spilker und sein Team die Moleküle in der Galaxie SPT0418-47. Sie ist zwar schon seit dem Jahr 2013 bekannt und mit verschiedenen Teleskopen untersucht worden, dank James Webbs Instrumenten ließen sich allerdings besonders genaue Beobachtungen der Infrarotspektren der Galaxie vornehmen. 

SPT0418-47 ist mehr als 12 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Sie hat sich in etwa 1,5 Milliarden Jahre nach dem Urknall gebildet. "Es ist bemerkenswert, dass das Universum sehr schnell nach dem Urknall wirklich große, komplexe Moleküle bilden kann", so Spilker. "Die neuen Ergebnisse von Webb deuten darauf hin, dass es für Galaxien gar nicht so schwierig ist, wirklich komplexe Moleküle [...] im Weltraum zu produzieren."

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Mithilfe des Einsteinrings wurden die Moleküle entdeckt. 

Entdeckung mithilfe des Gravitationslinseneffekts

Entdeckt haben die Forscher*innen die Moleküle mithilfe des sogenannten Gravitationslinseneffektes. Bereits der Physiker Albert Einstein hat ihn im Zuge seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt. Der Effekt entsteht so: Befinden sich 2 Galaxien von der Erde aus gesehen genau hintereinander, so lenkt die Gravitation der vorderen Galaxie das Licht der hinteren ab. Die vordere Galaxie vergrößert wie eine Lupe die hintere Galaxie. Diese lässt sich dann als Ring beobachten. Dieser wird auch als Einsteinring bezeichnet.

Spilker und sein Team hoffen, mit Webb in Zukunft noch weitere Galaxien untersuchen zu können. "Ich bin begierig darauf, zu noch weiter entfernten, jüngeren Galaxien vorzudringen", sagt Spilker. "Ich würde auch gerne besser verstehen, warum es diese Moleküle in einigen Regionen von Galaxien gibt und in anderen nicht". Die Studie zu der Entdeckung wurde kürzlich im Fachmagazin Nature veröffentlicht.

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