Schneekanonen gelten als Umweltsünder

Schneekanonen gelten als Umweltsünder

© APA/Barbara Gindl

Science

Wie Schneekanonen dabei helfen, grünen Strom zu erzeugen

Während viele die Tage zwischen den Jahren für den Skiurlaub nutzen, laufen Österreichs Schneekanonen auf Hochtouren. Dabei verbrauchen sie mehr Strom als ganz Graz. Eine katastrophale Energiebilanz, die weit weniger fatal ausfallen könnte, wenn das Potenzial der für die Kunstschneegewinnung notwendigen künstlichen Speicherseen auch zur Stromerzeugung genutzt werden würde.

Versäumnisse der Politik

Hierbei sieht der Verein "Kleinwasserkraft Österreich“ große Versäumnisse der Regierung und Bundesländer. Der Ausbau der Kleinwasserkraft sei in Österreich weitläufig zum Erliegen gekommen, "obwohl es mehr als genug ökologisch verträgliche Projekte gibt“, sagt Paul Ablinger, der Geschäftsführer des gemeinnützigen Vereins.

Es gäbe Hunderte künstliche Seen, welche für die Kunstschnee-Erzeugung genutzt werden, die bereits die zur Stromgewinnung wesentliche Infrastruktur in ihrer Nähe haben. So bergen die vorhandenen Teiche und Stromleitungen großes Potenzial zum Bau von Kleinwasserkraftwerken.

Bilanziell würde sich das für die Skitourismusregionen lohnen. Denn auch im Sommer, wenn die Skikanonen nicht laufen, ist der Speichersee trotzdem da und kann so zur Stromerzeugung genutzt werden.

Jahr der Verzögerungen

Das vergangene Jahr verlief im Bereich der Kleinwasserkraft in Österreich nicht wie geplant. Das Anfang 2023 angekündigte Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz (EABG) fehle genauso wie die nationale Umsetzung entscheidender EU-Verordnungen und Richtlinien in diesem Sektor. Des Weiteren wurde beim geplanten EABG die Wasserkraft kurzerhand aus dem Vertragsentwurf genommen. Die Kleinwasserkraft ortete daher für Österreich sowohl bei der EU-Notfallverordnung als auch bei der Umsetzung der überarbeiteten Erneuerbare-Energien-Richtlinie (RED III) große Versäumnisse.

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Im Falle der RED III drohe sogar ein Vertragsverletzungsverfahren, sollte die verpflichtende Umsetzung des "überragenden öffentlichen Interesses“ an Anlagen zur Produktion von erneuerbarem Strom nicht bis 21. Februar 2024 vollzogen werden. Zudem finden Kleinwasserkraftpotenziale, wie die neben den Skipisten zur Beschneiung angelegten künstlichen Seen, keinen Eingang in die Energiestrategie. Der Verein Kleinwasserkraft Österreich sieht die nationale Energieunabhängigkeit bei weiteren Versäumnissen und Verzögerungen "aufs Spiel gesetzt“.

Kleinwasserkraftwerk Maria Alm (Salzburg)

Beispiel eines Kleinwasserkraftwerks - hier bei Maria Alm in Salzburg.

Planungssicherheit

Obwohl im Nationalen Energie- und Klimaplan (NEKP) der Ausbau von Wasserkraft von zusätzlichen 5 Terawattstunden bis 2030 festgeschrieben ist, fehlen für neue Kleinwasserkraftprojekte die Planungs- und Finanzierungssicherheit. Die Förderung von Wasserkraft, welche laut Ablinger eigentlich durch das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG) geregelt sein sollte, reiche bei Weitem nicht aus.

Er fordert die österreichische Regierung und die Bundesländer dazu auf, "ihre Verantwortung für Versorgungssicherheit und Netzausbau zu übernehmen“ und "innovative Lösungen wie die Nutzung vorhandener künstlicher Speicherseen in Betracht zu ziehen“. Den Ankündigungen der Politik müssen "endlich“ Taten folgen und daher brauche es laut ihm auch klare, zeitnahe Bewilligungsprozesse eben solcher Projekte wie dem der Nutzung künstlicher Seen.

Abdeckung

In Österreich gibt es 4.000 Kleinwasserkraftwerke, sie decken 10 Prozent des heimischen Strombedarfs ab. Sie versorgen 1,7 Millionen Haushalte, was durchschnittlich mehr als 400 Haushalte pro Kraftwerk bedeutet.

Eine einheitliche Definition eines Kleinwasserkraftwerkes gibt es nicht. Auf gesamteuropäischer Ebene ist es eine Anlage mit bis zu 10 Megawatt Engpassleistung, in Deutschland liegt die Grenze lediglich bei einem Megawatt. In China werden sogar Anlagen mit bis zu 25 Megawatt so bezeichnet.

Die Baukosten für ein Kleinwasserkraftwerk in Österreich schwanken stark und sind vom Errichtungsort und der Leistung abhängig. Üblicherweise wird mit Beträgen ab 200.000 Euro gerechnet, die Kosten können aber auch in Millionenhöhe gehen.

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Caroline Kainz

recherchiert, skriptet, moderiert und schneidet Erkärvideos – am liebsten zu Themen, die Technologie und Gesellschaft verbinden.

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