Linz bekämpft Hitze in der Stadt mit Bäumen
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Der Klimawandel setzt Stadtbewohner*innen besonders zu. Die zwischen Asphalt und Gebäuden aufgestaute Hitze wird in Zukunft noch weniger erträglich werden. Die Stadt Linz hat beschlossen, dieser Entwicklung aktiv entgegenzuwirken: Innerhalb der nächsten zehn Jahre sollen 1.000 Bäume gepflanzt werden. Mit der "Baumoffensive" nimmt Linz eine Vorreiterrolle in Österreich ein.
"Bäume sind natürliche Sonnenschirme. Ein großkroniger Baum kühlt so stark wie 15 Klimaanlagen", meint der für Stadtnatur und Lebensqualität zuständige Linzer Vizebürgermeister Bernhard Baier. 2019 wurde die Baumoffensive im Gemeinderat beschlossen. Es wurde eine Stadtklimaanalyse in Auftrag gegeben und innerhalb eines knapp vier Quadratkilometer großen Gebiets rund um die Linzer Innenstadt nach Potenzialen für künftige Baumpflanzungen gesucht.
An welchen Stellen man Bäume braucht
"Bäume zu pflanzen wird erst ab einer bestimmten Straßenbreite interessant", erklärt Daniel Zimmermann vom Büro 3:0 Landschaftsarchitektur, das die Planung des Projekts übernahm. "Bei Straßen unter acht Metern Breite macht es keinen Sinn. Die Krone muss ja wachsen, und in engen Gassen gibt es ohnehin viel Schatten." Ein großer Faktor bei der Potenzialanalyse sind auch die Verkehrssituation sowie die Situation im Untergrund. Bestimmte Leitungen lassen sich etwa besser mit Baumpflanzungen kombinieren, andere schlechter.
Wie sich herausstellte, bietet rund die Hälfte aller analysierten Straßen gute Bedingungen für mehr Grün.
Kroatengasse macht den Anfang
Im September 2021 werden nun die ersten Bäume gepflanzt. Die Kroatengasse in der Nähe des Linzer Hauptbahnhofs erhält 50 neue Bäume. Sie werden den Beschattungsgrad von aktuell 0,5 Prozent auf 35 Prozent erhöhen. Gepflanzt werden eine großkronige Platane, 21 mittelkronige Ulmen und 28 kleinkronige Feldahornbäume. Alle Arten eignen sich hervorragend als Stadtbäume und können gut mit Trockenheit und Hitze umgehen.
Mehr Raum für die Wurzeln
Eingepflanzt werden die Bäume nach dem Schwammstadtprinzip(siehe auch Grafik weiter unten). Dabei finden sie luftigen, großräumigen Untergrund vor, in dem sie ihre Wurzeln weit ausbreiten können. Gleichzeitig speichert das Gemisch aus Erde und Steinen Wasser besonders gut. Die Entwässerungssysteme der Straßen werden so gebaut, dass Regenwasser zu den Bäumen fließt und nicht sofort im Kanal verschwindet. "Ein Baum erhält so das 10- bis 15-fache der üblichen Wassermenge", erklärt Zimmermann.
Das Schwammstadtprinzip macht es prinzipiell möglich, dass Verkehrsflächen relativ unbeeinflusst von der neuen Menge an Bäume bleiben, weil Bäume in luftigem Untergrund auch unterhalb von Gehsteigen, Parkplätzen oder Straßen Wurzen schlagen können, während der Erdbereich rund um den Stamm klein bleiben kann. Der Faktor ist wichtig, weil um jeden fehlenden Autoparkplatz gejammert wird.
Sorge um den Parkplatz
"Einige Leute haben freudig reagiert, aber gemeint: Die Hälfte der Bäume hätte es auch getan", erzählt Zimmermann. "Wir wissen aber aus Erfahrung, dass wir alle 12 bis 15 Meter einen Baum pflanzen müssen, damit wir einen durchgehenden Beschattungseffekt im Sommer haben." Der Schatten mache den Aufenthalt für Menschen angenehmer, reduziere Stress, Aggressionen etc.
Auch beim Neugestalten von Fahrbahnuntergründen gibt es noch Skepsis. "Beim Tiefbau kommen Richtlinien zur Anwendung, die nicht zum Schwammstadtprinzip passen. Aber das Thema ist bei uns ja noch sehr jung. Wir stehen da erst am Anfang." Die Linzer Baumoffensive sei jedenfalls sehr begrüßenswert, weil sie eine strategische Sicht aus klimatologischer Notwendigkeit vertrete. In anderen Städten in Österreich werden laut Zimmermann Bäume gepflanzt, wenn sich die Gelegenheit dazu ergebe. Ein koordiniertes Vorgehen, bei dem der Effekt der Bäume maximiert werde, fehle aber oft.
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