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Make your City: Selber Häuser bauen in der Stadt

Am Land ist das Selbstbauen weit verbreitet, aber auch in der Stadt gibt es zunehmend Interesse, die eigene Lebensumgebung selbst zu gestalten. "Es sind Menschen, die sonst nicht viel mit Bauen zu tun haben, aber mit dem aktuellen Wohnungsmarkt nicht zufrieden sind und nach eigenen Vorstellungen leben wollen, die sich zu Selbstbaugruppen zusammenfinden", erzählt Nikolas Kichler. "Vor allem ökologische und gesundheitliche Motive spielen dabei eine Rolle." Der Architekt hat gemeinsam mit Mitstreitern das Projekt Make your City ins Leben gerufen, das aufzeigen will, wie Selbstbau im städtischen Umfeld umgesetzt werden kann.

Toolkit für Selbstbauer

Bei der Maker Faire Vienna, die am 20. und 21. Mai in der Wiener MetaStadt stattfindet, soll ein Toolkit für Selbstbauer präsentiert werden. Darin werden mögliche Ansätze für den Selbstbau skizziert, unterschiedliche Bauweisen und Materialien thematisiert und Referenzbeispiele für Selbstbauprojekte aufgezeigt.

Untersucht wird nicht nur wie traditionelle Selbstbauweisen, wie etwa der Strohballenbau aus dem ländlichen Gebiet in die Stadt übertragen werden kann. Auch technologische Entwicklungen in Richtung Digitalisierung und Automatisierung sind Thema des Projekts. Kichler: "Bauen ist viel Arbeit, Technik kann dabei sehr hilfreich sein."

Wikihouse

Ein Beispiel dafür ist das Wikihouse. Die 2011 vom britischen Architekten Alastair Parvin gestartete Initiative entwickelt Open-Source-Bauteile für leistbare und nachhaltige Häuser. Interessierte können sich die Baupläne aus dem Netz herunterladen und nach eigenen Vorstellungen adaptieren. Die digitalen Files werden dann an eine CNC-Maschine geschickt, die die Bauteile aus Sperr- oder Schichtholzplatten ausschneidet. Auch Laien sollten die Häuser dann innerhalb weniger Tage zusammenbauen können. Im Rahmen des Festivals Vienna Open wurde vor zwei Jahren ein solches Wikihouse auch im Wiener Resselpark errichtet.

Daneben gebe es aber auch viele kleine und lokale Projekte, "die nicht so ein Branding haben", erzählt Kichler. Auch in der Maker-Bewegung spiele Haustechnik eine gewichtige Rolle. Im Rahmen des Forschungsprojekts werden auch Ideen präsentiert, wie man Gebäude verstehen kann. Ein Beispiel dafür sei ein sogenanntes "Raumregal", sagt Kichler: "Eine Grundstruktur stellt Statik und Haustechnik sicher. Was in den Geschossen passiert, kann frei gestaltet werden."

Baugruppen

Die Anzahl der Baugruppen sei auch in Wien im Steigen, meint Kirchler. Aktuell gebe es rund 15, rund 15 weitere seien im Entstehen. "In der Stadtentwicklung würden immer mehr Grundstücke dezidiert für Baugruppen reserviert, weiß der Architekt. Auch international sei sehr viel im Entstehen. Als Beispiel nennt er etwa den aufgelassenen Flughafen Tempelhof in Berlin, der von lokalen Initiativen bespielt werden soll.

Das größte Potenzial für Selbstbaugruppen sieht Kichler im Aus- und Neubau. Sanierungen seien eine Herausforderung, meint der Architekt: "Man muss sich bei der Bausubstanz auskennen."

"Niemanden ausschließen"

"Wir sagen nicht, dass jeder selber bauen soll", sagt Kirchler. Man wolle aber niemanden ausschließen. Üblicherweise werde für eine anonyme Masse gebaut und geplant: "Es bestimmen Menschen über andere Menschen, die noch nicht eingezogen sind", mein Kirchler. Im Mittelpunkt stünden die Kosten, die nach den Kriterien der Bauträger gekürzt würden. "Bei Baugruppen stehen Menschen und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt. Je mehr man darüber weiß, desto eher kann es umgesetzt werden."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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