COVID-19 intensive care unit at the Havelhoehe community hospital in Berlin
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Mediziner warnt: Corona-Ausbruch um Linz sei sehr ernst zu nehmen

Für den Linzer Lungenspezialisten Bernd Lamprecht ist der Covid-19-Ausbruch in und um Linz, der die Landesregierung am Mittwoch zu einem teilweisen Shutdown von fünf Bezirken Oberösterreichs bewegte, "als Schuss vor den Bug zu verstehen". Es zeige sich, wie rasch Fallzahlen beim Nicht-Einhalten von Präventionsmaßnahmen wieder steigen können. Die aktuelle Lage sei "zumindest sehr ernst zu nehmen".

Der Covid-19-Spezialist und Vorstand der Klinik für Lungenheilkunde am Linzer Uniklinikum appellierte in einem von der Universität Linz veranstalteten Online-Gespräch dafür, die Abstandsregeln weiter einzuhalten und den Mund-Nasen-Schutz konsequent dort zu tragen, wo mehrere Menschen auf engerem Raum zusammen sind. Der Anstieg an Coronavirus-Infektionen in Linz der vergangenen Tage sei "tatsächlich einer der stärksten, den wir beobachtet haben". Eine solche Situation könne man nicht dauerhaft tolerieren, sagte Lamprecht. Derartige regionale Zuwächse über längere Zeiträume hinweg könne auch das Gesundheitssystem nicht stemmen.

Sommer-Prognose des europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC)

Mediziner appelliert an das Einhalten der Maßnahmen

Nach den Lockerungen habe man Anfang Juni noch vom gewissenhaften Einhalten der Maßnahmen zur sozialen Distanzierung in den Wochen davor profitiert. Wenn sich jetzt Menschen weniger daran halten und vor allem längere Veranstaltungen mit vielen Leuten in engen, geschlossenen Räumen abgehalten werden, sei der Verbreitung Tür und Tor geöffnet, wenn sogenannte "Superspreader" anwesend sind. Neben dem Schutz für andere und in gewissem Ausmaß für einen selbst wirke das Tragen von Masken auch als Erinnerung zum Einhalten der Maßnahmen. Diese psychologische Komponente "täte uns zur Zeit gut", so der Mediziner, der das Tragen von MNS-Masken in geschlossenen Räumen als "duldbar" bezeichnete.

Die Chancen, dass man mit den nun in Oberösterreich gesetzten Maßnahmen der Situation wieder Herr wird, bezeichnete Lamprecht als "durchaus gut". Es müsse gelingen, hier nun "rechtzeitig Tempo herauszunehmen", um auch eine "Vollbremsung" im Sinne eines erneuten, umfassenderen Lockdowns zu vermeiden. Meide man weiter größere Veranstaltungen und halte die Präventionsmaßnahmen ein "kommen wir auch sicher über den Sommer", sagte der Arzt.

"Corona-Ampel" für Europa

Möglicherweise wieder strengere Maßnahmen notwendig

"Das ist schon ein deutlicher Anstieg", sagte die Virologin Monika Redlberger-Fritz von der Medizinischen Universität Wien im Gespräch mit der futurezone auf die Situation in Oberösterreich angesprochen. "Wenn die Zahlen morgen oder übermorgen wieder runtergehen, war das nur ein Ausreißer. Wenn es die nächsten Tage so weitergeht, sieht man, dass da eine gewisse Dynamik dahintersteckt." 

Wenn die Menschen die Grundmaßnahmen einhalten - nämlich Hände waschen, Maske tragen und Abstand halten - dann hätte man es in der Hand, eine zweite Welle hinauszuzögern, so die Virologin. "Wie es dann im Herbst wird, das wage ich momentan nicht vorherzusagen. In geschlossenen Räumen wird das Virus leicht übertragen. Ich denke, dass dann möglicherweise wieder strengere Maßnahmen notwendig sein werden."

Die Situation zu locker genommen

Für den Rektor der Uni Linz, Meinhard Lukas, ist die nunmehrige Fall-Häufung im oberösterreichischen Zentralraum auch ein Anzeichen dafür, dass viele Menschen die Situation in letzter Zeit "locker genommen" hätten. Nun gelte es, "rasch konsequent zu reagieren", um dann auch wieder rasch lockern zu können. Man müsse auch vielfach den Hausverstand wieder einzuschalten, denn die Verbreitungswege des Virus seien hinlänglich bekannt.

An der Uni Linz reagiert man auf die geänderten Umstände nun, indem man den in Ausnahmefällen wieder anfahrenden Präsenzprüfungsbetrieb wieder einschränkt, wie Vizerektor Stefan Koch erklärte. Man werde vereinzelt auch Prüfungen verschieben müssen und sei diesbezüglich mit den Studentenvertretern in Kontakt.

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