In rot eingezeichnet das wärmere Wasser, das Kelvinwellen in Richtung Südamerika schaufeln

In rot eingezeichnet das wärmere Wasser, das Kelvinwellen in Richtung Südamerika schaufeln

© NASA/JPL-Caltech

Science

NASA sieht erste Anzeichen von El Niño: Rekorde möglich

Der Erdbeobachtungssatellit Sentinel-6 Michael Freilich hat Daten übermittelt, die auf das Entstehen eines El Niño Wetterphänomens schließen lassen. Flache, aber sehr lange Kelvinwellen im Pazifik tragen entlang des Äquators warmes Wasser Richtung Osten zur südamerikanischen Küste. Das könnte eine Kettenreaktion und einen globalen Wetterumschwung zur Folge haben.

Viele Auswirkungen rund um die Welt

"Wir werden diesen El Niño genau beobachten", sagt Josh Willias vom Jet Propulsion Laboratory der NASA. "Wenn es ein großer ist, wird die Erde Rekordtemperaturen erleben." Zu den Auswirkungen des Wetterphänomens zählen unter anderem starker Niederschlag und Überschwemmungen westlich der Anden in Südamerika, heißeres Wetter im Westen Nordamerikas, Plankton- und Fischsterben vor der südamerikanischen Küste, Trockenheit im Amazonas und Australien (was oft zu großen Waldbränden führt), Dürren im südlichen zentralen Afrika und mehr. In Europa waren die Auswirkungen bisher weniger stark zu spüren.

1,5 Grad Unterschied reicht

Wie stark die Auswirkungen sind, ist von dem Temperaturanstieg abhängig, den die El Niño Southern Oscillation (ENSO) mit sich bringt. Das Phänomen tritt in unregelmäßigen Abständen alle paar Jahre auf, zuletzt etwa 2019. Grob gesagt wird dadurch die Temperaturverlagerung von Osten nach Westen im Pazifik umgekehrt. Üblicherweise bringt der Humboldtstrom kaltes, nährstoffreiches Wasser aus den Tiefen des Meeres vor Südamerikas Küste an die Oberfläche. Passatwinde treiben warmes Wasser Richtung Westen, was dort zu höheren Wassertemperaturen führt.

Bei einem El Niño läuft es umgekehrt. Steigt die Oberflächentemperatur des Meeres vor der Küste Südamerikas um bis zu 1 Grad Celsius, sind die Auswirkungen moderat. Ab 1,5 Grad Celsius sind sie schwer.

55 Prozent Chance für großen El Niño

Die National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) der USA schätzt die Chance für einen starken El Niño 2023 auf 55 Prozent, wie Live Science berichtet. Die NOAA und die NASA werden die Entwicklung jedenfalls genau beobachten und versuchen, den zeitlichen Ablauf des Phänomens zu präzisieren.

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