Lockheed Martin NASA Überschall-Flugzeug
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Science

NASA und Lockheed Martin bauen leises Überschall-Flugzeug

Die NASA will die Luftfahrt beschleunigen und hat ein mehrjähriges Forschungsprojekt angekündigt, bei dem ein leises Überschall-Flugzeug entwickelt und getestet werden soll. Das wurde im Zuge einer Pressekonferenz am Dienstagabend angekündigt. Demnach habe man bereits erste Ansätze entwickelt, die nun in Zusammenarbeit mit Privatunternehmen erprobt werden sollen.

Die US-Raumfahrtbehörde hat den mit 247,5 Millionen US-Dollar dotierten Auftrag an Lockheed Martin vergeben. Der US-Konzern wird das Flugzeug nun konstruieren und einen flugfähigen Prototyp bis Ende 2021 ausliefern. Dieser soll anschließend in mehreren Stufen getestet werden, auch über bewohntem Gebiet. So sollen etwa mehrere US-Städte überflogen werden, um zu demonstrieren, dass die Geräuschentwicklung niedrig gehalten werden kann.

Die Form ist das Geheimnis

Der sogenannte „Low-Boom Flight Demonstrator“ soll beweisen, dass Überschallflugzeuge auch ohne den berühmt-berüchtigten Überschallknall möglich sind. Das Testflugzeug ist relativ klein: Mit einer Länge von 29 Metern und einer Flügelspannweite von neun Metern ist es eher mit einem Kleinflugzeug als mit einer kommerziellen Passagiermaschine vergleichbar. Vorerst wird auch nur ein einzelner Pilot darin Platz nehmen, Platz für Passagiere ist nicht vorgesehen.

Lockheed Martin Skunk Work X-Plane

Vollgetankt soll das Gewicht des Flugzeugs knapp 14.650 Kilogramm betragen. Als Antrieb dient General Electric F414, ein Turbofan-Triebwerk, das auch beim Kampfjet F/A-18E/F zum Einsatz kommt. Die maximale Geschwindigkeit des Testflugzeugs soll Mach 1,4 betragen, bei einer Flughöhe von knapp 16.000 Metern.

Während man sich bei der Ausstattung auf bestehende Technologie verlässt, soll der Überschallknall durch eine „einzigartig geformte Außenhülle“ verhindert oder zumindest reduziert werden. Während sich bei älteren Überschallflugzeugen, beispielsweise der Concorde, die Schockwellen von Bug und Heck ausbreiteten, sollen diese „gedämpft“ und in kleinerer Form über die Fläche der Außenhülle verteilt abgegeben werden. So sollen diese kaum mehr wahrgenommen werden. Zu Details äußerten sich weder NASA noch Lockheed Martin im Zuge der Pressekonferenz.

NASA: Kein konkreter Zweck

Bis 2025 will man ausreichend Erkenntnisse gesammelt haben, um diese den Luftfahrtbehörden FAA (Federal Aviation Administration) und ICAO (International Civil Aviation Organization) zu übergeben. Deren Regeln verbieten derzeit noch Linienflüge mit Überschallgeschwindigkeit über Land. Sowohl NASA als auch Lockheed Martin betonten, dass die Technologie derzeit noch keinen konkreten Einsatzzweck habe. „Das ist ein für ein Experiment gebautes Flugzeug. Es ist kein Prototyp für einen Überschall-Business-Jet. Es ist kein Prototyp für ein Waffensystem. Es ist auch kein Ableger oder Umbau von einem bestehenden Flugzeug.“, so Dave Richardson, verantwortlich für Flugzeugdesign bei Lockheed Martin Skunk Works.

Dennoch könnten vor allem Privatunternehmen, die an Überschall-Passagierflugzeugen arbeiten, von den Erkenntnissen profitieren. Unter anderem entwickeln derzeit Boom Technology, Spike Aerospace sowie Aerion Supersonic entsprechende Flugzeuge. Aerion will etwa bis spätestens 2025 die Bewilligung für ein Überschall-Flugzeug für bis zu zwölf Passagiere erhalten. Zahlreiche Fluglinien, unter anderem Japan Airlines, Virgin und easyJet, haben in die Entwicklung entsprechender Passagierflugzeuge investiert.

Das neue Flugzeug soll als sogenanntes X-Modell gebaut werden. Dabei handelt es sich von NASA und US-Armee gebauten Experimentalflugzeuge, mit denen neue Technologien erprobt werden sollen. Die Bell X-1 wurde bereits 1947 gebaut und durchbrach als erstes bemanntes Flugzeug die Schallmauer. In den vergangenen Jahren wurde der Fokus vor allem auf Effizienz gelegt. So ist das X-57 Maxwell ein besonders leichtes und leises Elektroflugzeug.
 

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