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Schwarzes Loch: Das ist die Forscherin, die hinter dem Foto steckt

Noch während das erste Foto eines Schwarzen Lochs die Runde machte, tauchten in sozialen Medien das Gesicht und der Name der Forscherin auf, die maßgeblich zu diesem bahnbrechenden Erfolg beitrug: Katie Bouman. Die junge Computerwissenschaftlerin hat am Massachusetts Institute of Technology (MIT) mit ihrem Team den Algorithmus entwickelt, der aus den unzähligen Bildern der acht eingesetzten Teleskope die beeindruckende Aufnahme heraus- und zusammenrechnete.

"Es war unglaublich"

Bereits im Juni vergangenen Jahres, nach fast drei Jahren Arbeit, schlug für Bouman und ihr Team die Stunde der Wahrheit. Die Wissenschaftler starteten die Berechnung auf Basis ihres Codes. "Wir haben alle auf den Computer geschaut, wie sich die Bilder zusammensetzten. Der Ring baute sich so selbstverständlich auf. Es war unglaublich", erinnert sich Bouman an den Tag in einem kleinen, stickigen Raum an der Harvard University. Der Schnappschuss von dem Moment macht gerade auf Facebook die Runde.

Auch auf Twitter reihten sich viele Gratulanten ein und erinnerten bei der Gelegenheit an weitere Wissenschaftlerinnen, die im Hintergrund von Großereignissen eine große Rolle spielten, dabei aber oft unsichtbar blieben. Als Beispiel wurde vom MIT die Programmiererin Margaret Hamilton genannt, die mit ihrer Arbeit unter anderem die Mondlandung ermöglichte. Einige Twitter-User kritisierten auch, dass Bouman in der Pressekonferenz und dadurch auch in den ersten Berichten nicht erwähnt wurde.

Computerwissenschaftlerin, nicht Astronomin

Bouman selber zeigte sich in ersten Reaktionen bescheiden und verwies mehrfach auf die Leistung des gesamten Teams. Schon 2016 hatte sie in einem TED-Talk erklärt, wie das Vorhaben, das erste Foto eines Schwarzen Lochs zu schießen, funktionieren soll. Schon damals wurde klar, dass der Schlüssel zum Erfolg nicht in der klassischen Astronomie, sondern in Computerwissenschaften liegt.

"Der Algorithmus muss in den Tausenden Terabyte von Fotodaten die Aufnahmen finden, die am wahrscheinlichsten das Schwarze Loch zeigen. Da wir aber noch nie ein Schwarzes Loch gesehen haben, dürfen wir unsere Annahmen nicht zu stark gewichten. Sonst bekommen wir vielleicht nicht das Ergebnis, was tatsächlich das Schwarze Loch zeigt, sondern das, was wir aufgrund von Simulationen und unseren Annahmen erwarten", warnte Bouman schon damals.

Einstein ignorieren

Selbst Albert Einsteins Relativitätstheorie sei für die Entwicklung des Algorithmus weniger stark gewichtet worden, um offen für völlig andere Ergebnisse rund um das Aussehen und die Eigenschaften des Schwarzen Lochs und seiner Umgebung zu sein. Dass sich am Ende der Berechnung tatsächlich ein gut abgegrenzter, heller Ring rund um das Schwarze Loch am Computerbildschirm aufbaute, habe die Forscher dann umso mehr erstaunt, sagt Bouman.

Die Wissenschaftlerin, die zunächst an der University of Michigan und dann am MIT studierte, arbeitet derzeit als Assistenzprofessorin am California Institute of Technology (Caltech). Sie wird dem Team des Event Horizon Telescope erhalten bleiben und aufbauend auf den bereits erreichten Erfolgen noch besseres Bild- und Videomaterial von Schwarzen Löchern produzieren. Möglich soll dies durch die Einbindung von Satellitenteleskope in das Projekt werden.

Mehr Wissenschaftlerinnen

Natürlich mache sie sich manchmal Gedanken, wie man mehr Frauen für Computerwissenschaften und Ingenieurswesen begeistern könne. "Wir sitzen nicht nur in einem Lab und bauen einen Schaltkreis zusammen oder tippen auf dem Computer. Das muss man verdeutlichen", wird Bouman vom Time Magazin zitiert. "Wissenschaftlerin zu sein, bedeutet mit Menschen auf der ganzen Welt zusammenzuarbeiten."

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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