Prototyp des Systems: Die Feuchtesensoren werden mit Graphit-basierter Tinte aufgedruckt. Ein Mikrocontroller und WLAN-Modul übertragen die Daten an PC oder Smartphone

Prototyp des Systems: Die Feuchtesensoren werden mit Graphit-basierter Tinte aufgedruckt. Ein Mikrocontroller und WLAN-Modul übertragen die Daten an PC oder Smartphone

© Holzforschung Austria/futurezone

Science

Smartes Holz warnt, bevor teurer Schaden im Gebäude entsteht

Der Baustoff Holz gilt als zukunftssichere und klimafreundliche Ressource. Das nachwachsende und in Österreich reichlich vorhandene Material punktet damit, dass es CO2 speichert und somit zum Klimaschutz beiträgt. Das Bauwesen selbst profitiert indes primär von seiner Langlebigkeit und Tragfähigkeit. Mit Holz können die für die Konstruktion nötigen Bauteile zudem rasch hergestellt werden. 

Doch wie auch andere Baumaterialien muss Holz vor einer langfristigen Feuchte-Ansammlung bewahrt werden, um Schäden zu vermeiden. Unter anderem kann ein Feuchtigkeitseintritt Pilzbefall begünstigen. Bleibt Feuchte unbemerkt, sind teure und aufwendige Sanierungsarbeiten unumgänglich.

Gedruckte Sensoren

Um diesen präventiv entgegenzuwirken, hat die Holzforschung Austria (HFA), ein Institut des Forschungsnetzwerks Austrian Cooperative Research (ACR), gemeinsam mit dem Unternehmen Tagtron, ein neues System zur Feuchteüberwachung für Holzbauten entwickelt.

Im Projekt Mindwood, das durch die ACR und das Bundesministerium für Arbeit und Wirtschaft kürzlich mit dem Innovationspreis ausgezeichnet wurde, kommen Feuchtesensoren zum Einsatz. Diese werden per Tintenstrahl- oder Siebdruck auf die Holzbauteile gedruckt. Verwendet wird eine recycelbare Tinte auf Graphit-Basis.

Fakten

Tintenstrahldruck
Im Vergleich zu anderen Methoden wie Laserdruck hat Tintenstrahldruck den Vorteil, dass die Tinten-Schichten in einem einzigen Durchgang aufgedruckt werden können. Auch ist  die Bildqualität besonders hoch – gleichzeitig können große Flächen binnen kurzer Zeit bedruckt werden.

Siebdruck
Im Projekt Mindwood wird auch der Siebdruck untersucht. Da die Zähflüssigkeit der Siebdrucktinte im Vergleich zum Tintenstrahldruck höher ist, ist eine Grundierung des Holzes nicht erforderlich. Die Sensoren könnten somit direkt auf der Baustelle angebracht werden. Allerdings bräuchte jedes Muster bzw. Motiv ein eigenes Sieb.

„Nach der Trocknung wird an diese Graphit-Elektroden eine Wechselspannung angelegt und der resultierende Strom bei verschiedenen Wechselstromfrequenzen gemessen“, sagt der Projektleiter Boris Forsthuber von der HFA. Trockenes Holz habe einen hohen elektrischen Widerstand. Mit zunehmender Feuchte nehme der gemessene Widerstand ab. Dadurch lässt sich  auf die Feuchtigkeit des Holzes rückschließen.

Gedruckte Feuchtesensoren auf einem Brettsperrholzelement

Holz sendet Alarm aus

Die smarten Holzbauteile weisen dann im fertigen Gebäude selbstständig auf einen beginnenden Schaden hin. Zum Einsatz kommt ein Mikrocontroller, der sich ebenfalls im Bauteil befindet und die Warnung via WLAN-Verbindung übermittelt. „Diese Warnung besteht aus einer Nachricht, die an ein Endgerät, z. B. einem Smartphone, gesendet wird. In dieser wird darauf hingewiesen, dass die Holzfeuchtigkeit im Bauteil einen bestimmten Grenzwert überschritten hat“, sagt Forsthuber. Wer die Warnung erhält, sei  Konfigurationssache. Dies können die Hauseigentümer*innen, Mieter*innen oder die Hausverwaltung sein. 

Erscheint ein Warnhinweis, sei der erste Schritt die Ursachenfindung: „Gibt es Hinweise auf einen Wasserschaden? Oder wurde vielleicht an einer Stelle nur zu nass gewischt? Die Schadensursache sollte auf alle Fälle rasch behoben werden und dem Bauteil die Möglichkeit gegeben werden, wieder abzutrocknen“, sagt Forsthuber. In diesem Fall würde der Warnhinweis nach einiger Zeit selbstständig wieder verschwinden. 

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„Ist die Ursache hingegen nicht ohne Weiteres feststellbar, sollte eine sachverständige Person – etwa von der Holzforschung Austria – gerufen werden, die die Ursache feststellt und gegebenenfalls Trocknungsmaßnahmen veranlasst.“ Bei raschem Handeln sei kein Folgeschaden zu erwarten, da auch holzzerstörende Pilze für das Wachstum eine gewisse Zeit benötigen.

Teure Sanierungen

Der größte Vorteil des Systems sei, dass teure und aufwendige Sanierungen vermieden werden können. „Es dauert mitunter viele Jahre, bis ein Feuchteschaden entdeckt wird. Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn das Holzbauteil nicht sichtbar ist, da es durch einen Bodenbelag abgedeckt ist oder sich hinter einer Gipskartonplatte befindet.“  

Mit diesen Holzelementen werde bereits frühzeitig auf ein Risiko hingewiesen, bevor überhaupt ein größerer Schaden entsteht. 

Gedruckte Feuchtesensoren auf einem Brettsperrholzelement unter einem Fussbodenaufbau

Bevor das System Bauträgern verfügbar gemacht wird, wird jetzt noch geforscht, wie die Sensoren ohne externe Stromversorgung genutzt werden können. So müssten auf der Baustelle keine Kabel verlegt werden. „Um einen regelmäßigen Batterietausch zu umgehen, untersuchen wir die Möglichkeiten des sogenannten Energy Harvestings.“ Dabei werde der nötige Strom etwa durch Indoor-Photovoltaikzellen erzeugt.

„Die dabei generierten Energiemengen sind allerdings sehr gering, weswegen Optimierungen vorgenommen werden müssen“, sagt der Experte. Das Konzept werde zudem in einem europäischen Projekt namens „Hypelignum“ weiterentwickelt.

Diese Serie erscheint in redaktioneller Unabhängigkeit mit finanzieller Unterstützung des Bundesministeriums für Arbeit und Wirtschaft. 

Künstliche Intelligenz „BauGPT“ erleichtert die Projektplanung

Künstliche Intelligenz (KI) übernimmt in zahlreichen Branchen wiederholende, langweilige oder für den Menschen gefährliche Arbeitsprozesse. Auch im Bauwesen kann die Technologie als hilfreicher Assistent fungieren. 

Denn in diesem Gewerbe herrschen unter anderem komplizierte und umfassende Bauvorschriften und arbeitsrechtliche Bestimmungen vor. Zusätzlich ändern sich technische Standards in der Bauindustrie laufend. 

Komplizierte Texte

Bau- und Projektleiter*innen dürfen diese Details keinesfalls übersehen und müssen sich stets auf dem neuesten Stand halten. Der Aufwand, sich mit diesen Daten tiefgreifend auseinanderzusetzen, kann künftig aber reduziert werden. 

Das deutsche Start-up Crafthunt hat eine KI namens „BauGPT“ entwickelt, die Bau- und Projektleiter*innen unter die Arme greifen kann, indem sie unter anderem Bauregulierungen und Informationen zu aktuellen technischen Standards vereinfacht bereitstellt. 

Dem Chatbot können zudem Fragen gestellt werden, die bei der Durchführung von Bauprojekten relevant sind. Generell kann dadurch die Projektplanung und -entwicklung um ein Vielfaches schneller vonstattengehen. 

Mit Daten gefüttert

Die Künstliche Intelligenz wurde mit zahlreichen Informationen aus relevanten Bereichen wie beispielsweise Arbeitsrecht im Bauwesen oder der Landesbauverordnung gefüttert – viele davon mussten erst angefordert und digitalisiert werden, da sie nur in analoger Form vorhanden waren. Im Anschluss konnte die KI aus diesen Informationen lernen. 
BauGPT kann derzeit auf dieser Webseite kostenlos getestet werden: crafthunt.app/baugpt

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Andreea Bensa-Cruz

Andreea Bensa-Cruz beschäftigt sich mit neuesten Technologien und Entwicklungen in der Forschung – insbesondere aus Österreich – behandelt aber auch Themen rund um Raumfahrt sowie Klimawandel.

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