Der europäische Solar Orbiter (li.) und die Parker Solar Probe der NASA (re.) werden in den kommenden Jahren gemeinsam die Sonne erforschen

Der europäische Solar Orbiter (li.) und die Parker Solar Probe der NASA (re.) werden in den kommenden Jahren gemeinsam die Sonne erforschen

© ESA/NASA

Science

Solar Orbiter: Technologie aus Österreich schützt gegen Hitze der Sonne

Am kommenden Sonntag wird die Raumsonde Solar Orbiter laut Plan an Bord einer Atlas-V-Rakete in den Weltraum gebracht. Innerhalb von zwei Jahren soll sie auf eine Umlaufbahn um die Sonne einschwenken, die an ihrem nähesten Punkt nur 42 Millionen Kilometer an dem Stern vorbeiführt. Das entspricht einem Viertel der Distanz zwischen Sonne und Erde. Der Solar Orbiter wird an dem Punkt enormer Hitze und Strahlung ausgesetzt sein. Beim Schutz der Bordinstrumente hilft Technologie aus Österreich.

Haardünn

Die österreichische Niederlassung des Schweizer Unternehmens RUAG Space gilt als Spezialist für Thermalisolationen. Zahlreiche Satelliten, Sonden und Raketen sind mit speziellen Isolierfolien ummantelt, die im niederösterreichischen Berndorf hergestellt werden. Der Solar Orbiter etwa weist eine Ummantelung auf, die aus mindestens 20 Schichten metallbedampfter Kunststofffolien besteht. Sie schützt die Bordinstrumente vor Kälte bis zum absoluten Nullpunkt (minus 273 Grad Celsius) und Hitze bis zu 300 Grad Celsius.

"Die einzelnen Folien sind teilweise dünner als ein Haar", erklärt Christian Thalmayr von RUAG Space der futurezone. "Gemeinsam entfalten sie jedoch eine Isolierwirkung wie meterdicke Ziegelmauern." Die Thermalisolation müsse so leicht wie möglich sein, "denn jedes Gramm mehr, das man ins All schickt, kostet Geld."

Schwarze Oberfläche

Was bei einem Blick auf den Solar Orbiter auffällt: Sowohl der Hitzeschild – der 500 Grad Celsius standhalten muss und von einem anderen Unternehmen beigesteuert wird – als auch die Thermalisolation für den Rest der Sonde sind schwarz. Macht das die Raumsonde nicht noch heißer? "Ja, schon. Aber man möchte stabile thermische Bedingungen während der gesamten Lebensdauer der Sonde gewährleisten", meint Thalmayr. "Eine weiße Beschichtung würde sich durch die intensive Sonnenstrahlung verändern."

Die ESA will den Solar Orbiter mindestens sieben Jahre lang einsatzfähig halten. Gemeinsam mit der NASA-Sonde Parker Solar Probe sollen das Magnetfeld der Sonne, Vorgänge in ihrer Hülle (Corona) und der Solarwind (Teilchenstrom von der Sonne) genauer erforscht werden.

Die Thermalisolation des Solar Orbiter besteht aus 20 bis 35 Schichten aus beschichtetem Kunststoff

Noch mehr Hitze

Später in diesem Jahr soll die europäische Ariane-6-Rakete erstmals den Orbit erreichen. Sie soll wesentlich günstigere Starts als die aktuell stärkste europäische Trägerrakete, Ariane 5, erlauben. RUAG Space entwickelt derzeit die Thermalisolation für den Antrieb der Rakete. Sie muss extremer Hitze von bis zu 1500 Grad Celsius standhalten.

Neben Thermalisolation sind die 250 Mitarbeiter von RUAG Space Austria auch auf anderen Gebieten tätig. Für den Rover Rosalind Franklin, der im Sommer zum Mars aufbrechen soll, wurde etwa ein Kameramast aus Kohlefaser konstruiert.

BRITAIN-SPACE-AIRBUS-MARS-ROVER

Der Rover Rosalind Franklin ist das Herzstück der europäisch-russischen Mission ExoMars

Weltraumnation

Mit seinen Entwicklungen ist RUAG Space Austria der größte Weltraumzulieferer des Landes. Aber es gibt auch einige andere Unternehmen aus Österreich, die sich in der Branche einen Namen gemacht haben. TTTech hat sich etwa als Spezialist für sichere Hochleistungs-Datenkommunikation etabliert und arbeitet an Projekten in aller Welt mit, u.a. an der Orion-Raumkapsel der NASA und auch an der Ariane 6. Astrosysteme Austria stellt optische Elemente für Weltraumteleskope her, Enpulsion produziert Antriebe für schuhschachtelgroße Nanosatelliten.

Unter der Internet-Adresse spacetechnology.at erhält man einen Überblick über das breite heimische Angebot für den Luft- und Raumfahrtsektor.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Energie, Mobilität und Klimaschutz. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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