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Weltraumschrott: "Im All kann jeder machen, was er will"

"Wenn man aus dem Weltall auf die Erde blickt, wird einem bewusst, wie groß eigentlich alles ist. Das Weltall ist Teil unseres Lebensraumes", sagt die Astronautin Cady Coleman auf der Münchner Innovationskonferenz DLD. Coleman verbrachte mehr als ein halbes Jahr im All, war Lead Robotics and Science Officer auf der Internationalen Raumstation (ISS) und nahm auch an zwei Space-Shuttle-Missionen teil. Genauso wie die Erde habe auch das All mit zunehmender Umweltverschmutzung zu kämpfen, sagt Copeland: Vieles, das ins All geschossen werde, komme nie wieder zurück.

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Cady Coleman

"Wir tracken derzeit rund 26.000 Objekte, die sich im Weltall befinden", sagte Moriba Jah von der University of Texas. Sie stoßen zusammen, kollidieren mit Satelliten, explodieren und zerfallen in Tausende Teile. Mit der zunehmenden Erschließung des Alls, an der auch immer mehr kommerziell orientierte, private Unternehmen beteiligt seien, nehme das Problem zu. Regeln für die Handhabung des Problems gebe es keine: "Wenn man einmal im All ist, kann man machen was man will."

Wie viele Objekte sich tatsächlich im All befinden, sei ungewiss, sagte Jah. US-Angaben würden sich etwa stark von russischen Berechnungen unterscheiden. Informationen würden nicht geteilt. "Wir wissen nicht, wo sich was befindet, wir brauchen aber eine valide Datengrundlage."

28.000 Stundenkilometer

"Wir alle nutzen All-basierte Dienste am Smartphone, von GPS oder Galileo bis hin zu Wetterdaten", sagt Torsten Kriening vom Nachrichtenportal Spacewatch.Global. Das Weltall sei eine kritische Infrastruktur. Im Unterschied zur Verschmutzung der Ozeane, die etwa an Stränden gut sichtbar sei, bewege sich der Müll im All mit einer Geschwindigkeit von 28.000 Stundenkilometern. Das seine 800 Meter in der Sekunde und sei weit schneller als eine aus einer AK47 abgefeuerte Kugel. Es brauche dringend Maßnahmen, um die Vermüllung des Alls in den Griff zu bekommen.

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Harriet Brettle

"Wir müssen jetzt handeln", meint auch Harriet Brettle. Sie ist für das Start-up Astroscale tätig, das an Lösungen für eine nachhaltige Raumfahrt arbeitet. "Wir entwickeln soetwas wie einen Abschleppdienst für das Weltall", erzählt Brittle. Anleihen könne man durchaus auch von vorhandenen  Lösungen auf der Erde nehmen, etwa beim Abbau von Bohrinseln oder Atomkraftwerken. Um ausgediente Satelliten entfernen zu können, brauche es aber die internationale Zusammenarbeit. "Es braucht Standards und Regeln, auf denen solche Lösungen aufbauen können."

Satelliten-Abschuss

Viele Zusammenstöße im All seien unbeabsichtigt, sagte Daniel Porras vom Institut der Vereinten Nationen für Abrüstungsforschung. Das sei aber nicht immer der Fall  Im vergangenen April testete etwa Indien eine Abwehrrakete und schoss eigene Satelliten ab, der nach Berechnungen von Wissenschaftlerin in mindestens 400 Teile zerbarst. Der dadurch entstandene Weltraumschrott ließ auch die Alarmglocken auf der ISS schrillen.

Es gebe genug Unfälle im All, die zur Entstehung von Weltraumschrott führen, die Gefahr müsse nicht durch Raketenabschüsse vergrößert werden. "Das ist eine Bedrohung, die uns alle betrifft", sagt Porras. Es brauche internationale Vereinbarungen, im gegenwärtigen geopolitischen Klima sei dies aber schwierig.

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Moriba Jah

Situation komplex

Die Situation im All sei sehr komplex, sagte Regina Peldszus von der deutschen Weltraumagentur DLR. Private Unternehmen und staatliche Organisationen seien im Orbit ebenso präsent wie wissenschaftliche Institutionen. Die Motive für die Erforschung des Weltalls seien unterschiedlich, nicht alle Akteure würden dieselben Werte teilen. Das All sei ein praktischer Ort um Infrastruktur zu platzieren, es könne aber auch zur existenziellen Bedrohung werden.

Das Weltall sei Teil der globalen Infrastruktur, mahnte US-Wissenschaftler Jah. Auch viele Daten, die für die Erreichung der Klimaziele notwendig seien, würden aus dem All kommen. Wir müssen das All schützen, das sei für die Menschheit kritisch, mahnte Weltraumbeobachter Kiering: "Wir müssen gegen die Weltraumverschmutzung vorgehen, auch um Leben auf der Erde zu retten."

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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