Meteor asteroid impact the ocean

So in etwa könnte der Niedergang von IM1 ausgesehen haben. Das Objekt hat sich aber noch in der Luft in winzige Bestandteile aufgelöst

© Getty Images / ronib1979/istockphoto

Science

Spuren von Aliens am Meeresgrund: Experte zweifelt

Am 8. Jänner 2014 war über der Insel Manus im Pazifik, die zu Papua-Neuguinea gehört, eine Sternschnuppe zu sehen. Kurz darauf erschien in der öffentlichen Meteoritendatenbank CNEOS ein Eintrag, der Größe, Geschwindigkeit und Flugbahn des Objekts beschrieb. Die Daten stammten von einem geheimen US-Spionagesatelliten, der eigentlich startende Militärraketen aufspüren soll. In diesem Fall hat er aber ein  Objekt entdeckt, das vielleicht nicht aus dem Sonnensystem stammt.

➤ Mehr lesen: Forscher wollen 25 Teile von interstellarem Objekt gefunden haben

Anstoß Oumuamua

Drei Jahre später, 2017, sorgte der Asteroid Oumuamua für großes Aufsehen. Er wurde beim Flug durch das Sonnensystem beobachtet und als das erste bekannte interstellare Objekt beschrieben – also ein Objekt, das seinen Ursprung in einem anderen als unserem Sonnensystem hat. Das Ereignis faszinierte den Astrophysiker Abraham „Avi“ Loeb von der US-Uni Harvard, der sich seit vielen Jahren der Suche nach intelligentem außerirdischem Leben widmet und deshalb einen ambivalenten Ruf hat.

Mit 216.000 km/h auf die Erde

Loebs Mitarbeiter Amir Siraj begann, die Datenbank CNEOS nach potenziellen anderen interstellaren Objekten zu durchstöbern und stieß auf das Ereignis von 2014. Er stellte umfassende Berechnungen an und kam zu dem Schluss, dass IM1 – kurz für interstellar Meteor 1 – das eigentliche erste von der Menschheit beobachtete interstellare Objekt war. Es war weniger als einen Meter breit und trat mit 216.000 km/h in die Erdatmosphäre ein. Trotz der gewaltigen Reibungskräfte, die darauf wirkten, hielt es relativ lange durch, bis es explodierte. Seine Materialstärke war für einen Meteoriten sehr hoch.

Um nichts über seine wahren Sensorfähigkeiten im Weltraum zu verraten, kam vom US-Militär lange Zeit keine offizielle Bestätigung der Daten zu IM1. Im März 2022 rang es sich jedoch dazu durch. Ganz gesichert ist die interstellare Herkunft damit für viele Expert*innen aber immer noch nicht (siehe unten).

Jagd nach Kügelchen

Loeb sieht in IM1 jedenfalls einen unglaublichen Glücksfall. Es sei die erste Chance, ein interstellares Objekt mit Mikroskopen statt mit Teleskopen zu untersuchen. Überreste von IM1 könnte man theoretisch auf der Erde finden – genauer gesagt in 1,6 Kilometer Tiefe am Grunde des Pazifiks.

Genau dort wird nun danach gesucht. Loeb organisierte eine Expedition und stellte die Finanzierung dafür auf. Charles Hoskinson, der Gründer der Kryptowährung Cardano, ließ angeblich über eine Million Dollar springen. Er reist dafür auf dem Schiff „Silver Star“ mit, das einen magnetischen Schlitten über den Meeresgrund zieht.

Natürlicher oder technischer Ursprung

An den Magneten sollen kleine Kügelchen hängen bleiben, die beim Abschmelzen der äußersten Schicht von eindringenden Objekten in der Atmosphäre entstehen, wie der Geochemiker Christian Köberl von der Universität Wien erklärt. 25 Kügelchen wurden mittlerweile gefunden. Laut Loeb haben sie einen ungewöhnlichen Materialmix, darunter Eisen, Magnesium und Titan. Loebs Team soll die Kügelchen nun genau untersuchen und erhofft sich dadurch, mehr über den Aufbau von Planeten und Asteroiden in anderen Sternsystemen zu erfahren.

Loeb ist besonders gespannt, ob die Zusammensetzung der Kügelchen auf einen natürlichen oder einen technischen Ursprung schließen lassen. Sollte Letzteres zutreffen, sagt er, "dann wissen wir, dass wir nicht allein sind." Laut Köberl wissen wir das nicht: "Die wahrscheinlichste Erklärung für einen technischen Ursprung ist, dass sie von uns selber stammen - die Ozeane sind voll von unseren Produkten."

Geschwindigkeit ist kein klarer Anhaltspunkt

Wenn Objekte im Sonnensystem eine gewisse Geschwindigkeit überschreiten, können sie die Anziehungskraft der Sonne überwinden und das System verlassen. Beim Abstand der Erde von der Sonne liegt die Schwelle bei 42 km/s (151.200 km/h). Laut Christian Köberl von der Uni Wien (leitete von 2010 bis 2020 das Naturhistorische Museum Wien) müsse man aber bei Messungen von der Erde deren Geschwindigkeit um die Sonne (30 km/s) dazurechnen.

Objekte wie IM1 können laut Köberl auch aus unserem Sonnensystem stammen. Asteroiden und Kometen kommen häufig aus der Oortschen Wolke, die das Sonnensystem umgibt. Harvard-Forscher Loeb vermutet, dass viele der Objekte in der Oortschen Wolke aus anderen Sternsystemen stammen. Die Schwerkraft der Sonne habe sie möglicherweise eingefangen.

Zweifel hat Köberl auch daran, dass die im Pazifik gefundenen Kügelchen wirklich von IM1 stammen. Metallkügelchen können überall auf der Welt gefunden werden. Daher sei schon der Ansatz von Loeb nicht korrekt.

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David Kotrba

Ich beschäftige mich großteils mit den Themen Mobilität, Klimawandel, Energie, Raumfahrt und Astronomie. Hie und da geht es aber auch in eine ganz andere Richtung.

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