Die US Navy hat ihr Railgunprojekt aufgegeben: Japan will es fortführen

Die US Navy hat ihr Railgunprojekt aufgegeben: Japan will es fortführen

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Navy gibt Railguns auf, setzt auf Hyperschall-Raketen

„Die Railgun ist tot“, sagt der Rüstungs-Analyst Matthew Caris gegenüber der Nachrichtenagentur AP. In ihrem aktuellen Budgetvorschlag hat die US Navy dem Railgun-Projekt alle finanziellen Mittel gestrichen.

Laut der Navy würden dadurch Ressourcen für andere Projekte frei werden. Dazu gehören Hyperschallraketen, Laserwaffen und elektronische Kriegsführung.

Railgun-Prototyp beschleunigte Projektile auf Mach 7

Die Navy hat bereits über 500 Millionen US-Dollar in die Entwicklung von Railguns gesteckt. Seit mehr als 10 Jahren wird an der Waffe geforscht. Eigentlich sah es so aus, als sei die Technologie kurz vor dem Durchbruch. Die Navy hat bereits einen Prototypen mehrfach erfolgreich getestet.

Dieser kann 10kg schwere Projektile auf Mach 7 (über 8.500 km/h) beschleunigen. Durch die hohe Geschwindigkeit entspricht die Aufschlagsenergie am Ziel in etwa der Explosion von 4,6kg C4, obwohl das Projektil keinerlei Sprengstoff enthält. In der nächsten Entwicklungsphase hätte die Aufschlagsenergie verdoppelt werden sollen.

Railguns haben einen zu hohen Verschleiß

Dass es jetzt nicht dazu kommt, hat mehrere Gründe. Laut früheren Aussagen der Navy würde eine Railgun vermutlich frühestens 2030 auf einem Schiff eingesetzt werden können.

Das größte Problem ist, dass die namensgebenden Schienen der Railgun, die das Magnetfeld zum Beschleunigen des Projektils erzeugen, einen hohen Verschleiß haben. Ein normales Bordgeschütz eines Schiffes hat eine Rohrlebenserwartung von etwa 600 Schuss. Bei dem aktuellen Prototyp der Navy müssen die Schienen angeblich nach 20 bis 30 Schuss getauscht werden, wenn mit der maximal möglichen Energie gefeuert wird.

Außerdem müssten noch Wege gefunden werden, um die Schussfrequenz zu erhöhen. Beim Prototypen sind es maximal 10 Schuss pro Minute. Moderne 100mm-Schiffsgeschütze schaffen über 60 Schuss pro Minute. Aufgrund der langsamen Kadenz sei die Railgun aus heutiger Sicht nicht geeignet, um die geplante Rolle als Universalgeschütz einzunehmen, um auch anfliegende Raketen und Flugzeuge abzuwehren.

Zu geringe Reichweite

Als weiteren Grund für eine Aufgabe der Railgun sieht die Navy die geringe Reichweite – wobei der Prototyp theoretisch schon bis zu 360km Reichweite hat. Das ist ein gewaltiger Unterschied zu den 40km Reichweite eines 120mm-Geschützes.

Allerdings sind die Zeiten der Seekämpfe mit Geschützen vorbei. Anti-Schiff-Raketen, auch Seezielflugkörper genannt, werden jetzt zur Bekämpfung von Kriegsschiffen eingesetzt. Diese haben Reichweiten bis zu 1.000km. Neue Typen erreichen Geschwindigkeiten von mehr als Mach 5 (6.174km/h), was als Hyperschallgeschwindigkeit gilt. Durch die hohe Geschwindigkeit sind sie besonders schwer abzufangen.

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Die USS Zumwalt hätte eine Railgun bekommen sollen. Jetzt wird sie laut der US-Navy mit Hyperschall-Raketen bestückt

Die US Navy setzt auf Hyperschallraketen

Und weil China und Russland bereits eifrig Hyperschallraketen entwickeln, bzw. bereits im Einsatz haben, will jetzt auch die Navy verstärkt darauf setzen. Deshalb sollen die Gelder des Railgun-Projekts in die Entwicklung von Hyperschallraketen fließen.

Der Vorteil solcher Raketen ist, dass sie vermutlich nur geringe Modifikationen an bestehenden Abschusssystemen voraussetzen. Für eine Railgun hätte ein Schiff umfangreich adaptiert werden müssen, was Zeit und Geld in Anspruch nimmt.

Der Nachteil der Hyperschallraketen ist der hohe Preis. Eine normale Tomahawk, die keine Hyperschallrakete ist, kostet konfiguriert als Anti-Schiff-Rakete bereits über 1,8 Millionen US-Dollar. Eine Hyperschallrakete wird vermutlich noch teurer sein. Im Gegensatz dazu hätte ein gelenktes Railgun-Projektil laut der Navy in etwa 50.000 US-Dollar gekostet.

Hyperschallprojektile können aus normalen Geschützen verschossen werden

Um diese Kostenbrücke zu schlagen, sollen künftig Hypervelocity Projectiles (HVP) genutzt werden. Diese gelenkten Projektile fliegen ebenfalls mit Hyperschallgeschwindigkeit und können aus vorhandenen Schiffsgeschützen verschossen werden.

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Die US Navy hat bereits HVPs getestet. Sie wurden aus einem 127mm-Geschütz eines Burke-Klasse Zerstörers agefeuert

Sie sollen in verschiedenen Bauarten verfügbar sein und so zur Bekämpfung von See- und Landzielen, sowie zur Luftabwehr, eingesetzt werden können. Auch die Railgun hätte alle diese Rollen erfüllen sollen.

Railgun kann als Katapult genutzt werden

Das einzige Alleinstellungsmerkmal der Railgun bleibt damit die Katapultfunktion. Statt normale Projektile zu verschießen, hätte man damit etwa Raketen oder eben auch HVPs verschießen können. Diese könnten dann bereits über 100 Kilometer Richtung Ziel in hoher Geschwindigkeit zurücklegen, bevor deren Antrieb gezündet wird. So hätte die Reichweite extrem erhöht werden können.

Auch das Schießen einer Rakete in den Orbit wäre theoretisch möglich gewesen. Langstreckenraketen hätten so kleiner und günstiger gebaut werden können, da kaum Treibstoff nötig ist, um den Orbit oder Suborbit zu erreichen.

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