Verlage setzen auf Wunderwaffe Tablet
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Tablets entwickeln sich zu einer festen Größe auf dem Computermarkt. Neben dem Zugpferd iPad sind inzwischen auch zahlreiche andere Geräte erhältlich, die den Trend zur mobilen Internetnutzung weiter beflügeln. Laut einer aktuellen Prognose des deutschen Branchenverbands BITKOM werden die Tablet-Verkäufe im kommenden Jahr um 46 Prozent zunehmen. 2011 soll der Umsatz mit den Touchscreen-Computern in Deutschland um 70 Prozent steigen.
Verlage haben von Anfang an große Hoffnungen in die flachen Computer gesetzt und halten weiter an dem Kurs fest: Die Zukunft der Printbranche ist „Multiplattform“ lautete der Tenor auf dem Mobile World Congress in Barcelona. „Im Moment dreht sich alles um `Devices` – Tablets, E-Reader und so weiter. Wir setzen heute auf Strategien, die diese Geräte und entsprechende Services vereinen“, sagte Pierre Geslot, Head of E-Paper und Print Content Digitalization bei der France Telecom, im Rahmen eines Vortrags.
Dabei ist das digitale Publizieren keine neue Erfindung, schon 2006 sei man in den Bereich vorgestoßen, so Geslot. „Der Unterschied ist jedoch: Früher haben wir uns darum bemüht, Inhalte möglichst zu reduzieren, um die Kapazitäten der digitalen Plattformen nicht über zu strapazieren. Heute ist es genau anders herum, wir versuchen die Inhalte auf den Tablets möglichst auszuweiten und den Lesern zusätzlichen Content anzubieten.“
Inhalte auf allen Geräten„Wir müssen dieselben Inhalte auf sämtlichen Geräten anbieten. Die Zukunft ist `Multiplattform`. Die Nutzer schätzen heute die ständige Verfügbarkeit und wollen auf den Content unabhängig vom jeweiligen Gerät zugreifen können“, so Juan Lopez-Valcarcel, Director Digital Products bei Pearson. So sehr sich derzeit zwar alles um Applikationen für Tablets und Smartphones drehe, seien diese dennoch nicht immer die beste Option, etwas umzusetzen, gab der Experte zu bedenken. Manchmal seien andere Formate die klügere Wahl. „Auf jeden Fall sehen wir, dass das Lesen insgesamt dank der vielen neuen Plattformen zunimmt und nicht ab. Weil die Menschen ihre mobilen Geräte ständig mit sich führen und überall auf Inhalte zugreifen wollen.“
Auch bei Time Inc verfolgt man eine Multiplattform-Strategie, wie Nate Simmons, SVP of Consumer Marketing bei dem Medienunternehmen, im Zuge der Diskussionsrunde betonte. „Wir sind schon stark auf verschiedenen Tablets vertreten und wollen künftig auch auf das iPad.“ Derzeit laufen Gespräche zwischen Time und Apple, Details dazu wollte Simmons jedoch nicht verraten.
Dass die Inhalte möglichst uneingeschränkt auf verschiedenen Plattformen angeboten werden sollten, bestätigte zuletzt auch Rupert Murdochs iPad-Zeitungsprojekt „The Daily“. Zunächst exklusiv auf dem Apple-Tablet gestartet, wurde inzwischen auch eine Android-Version angekündigt.
Nicht an Formate gebundenIn Zukunft soll es immer mehr darum gehen, dass die Zeitungen in ihren digitalen Ausgaben Mehrwert anbieten und nicht bloß die Printinhalte auf mobile Geräte übertragen. „Es wird eingebundene Services geben, Mischmodelle, die nicht einfach nur reinen Text in digitale Form übertragen“, so Geslot, der auch einen weiteren wichtigen Punkt ansprach: die Unabhängigkeit von Formaten. Es gebe heute bereits gut etablierte Standards wie EPUB oder PDF beispielsweise für E-Bookreader, das werde künftig aber nicht ausreichen. „Die Leute wollen nicht an einzelne Geräte gebunden sein, sondern unabhängig davon auf Inhalte zugreifen. Deshalb wird Content künftig in der Cloud gelagert sein und die Nutzer können uneingeschränkt und jeder Zeit Zugriff erhalten“, so Geslot.
Außerdem müsse das Publikum von den Verlegern noch stärker eingebunden werden. Es geht um soziale Netzwerke, über die der Content von jedem Nutzer mit Freunden geteilt werden kann. Um Social Media wird niemand in der Branche mehr herum kommen, so der Tenor. Mit den Tablets steige der Wert für die Konsumenten, weil immer mehr Zusatzangebote zu den reinen Printinhalten geliefert werden können.
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