Wasserstoffmoleküle

Wasserstoffmoleküle

© Foto von Rafael Classen / Pexels

Science

Wasserstoffvorkommen in Albanien erstaunt Wissenschaftler

In Albanien wird unterhalb eines Bergwerkes ein besonderes Wasserstoffvorkommen vermutet. Basis sind Messungen in der Chromerzmine, die sich in der Region Bulqizë befindet, rund 40 Kilometer entfernt von der Hauptstadt Tirana. Die Bulqizë-Mine zählt zu den größten und wichtigsten Chromminen des Landes. Der Rohstoff wird unter anderem für die Herstellung von Edelstahl und anderen Legierungen verwendet. 

Die Untersuchungen führt ein Team um Laurent Truche von der Universität Grenoble-Alpes durch. Eine entsprechende Studie wurde im Fachmagazin Science veröffentlicht.

Die "Farben" des Wasserstoffs

Je nachdem, woher die Energie zur Herstellung des Wasserstoffs herkommt, erhält er im Sprachgebrauch eine andere "Farbe". Das sind die wichtigsten:

  • "Weiß" bedeutet, dass Wasserstoff natürlich vorkommt und nicht produziert werden muss
  • "Grün" bedeutet, dass der Wasserstoff aus erneuerbaren, sauberen Energien, wie Sonnen-, Wind- oder Wasserkraft, durch Elektrolyse produziert wird 
  • Als "Grau" gilt jener, der aus Erdgas (Methan) hergestellt wird. CO2 ist ein Nebenprodukt dieses Vorgangs
  • Eine Abstufung ist der "blaue" Wasserstoff. Hier wird das CO2 nicht in die Atmosphäre abgegeben, sondern mittels Carbon Capture and Storage-Technik (CCS) gespeichert und unterirdisch gelagert
  • "Türkiser" Wasserstoff entsteht bei der sogenannten Methanpyrolyse. Ausgangsstoff ist ebenso Methan, bei der Herstellung entsteht aber fester Kohlenstoff (Kohle), der gelagert oder weiterverarbeitet werden kann
  • "Schwarzer" Wasserstoff wird aus Kohlekraft gewonnen, "roter" Wasserstoff aus Atomkraft und „gelber“ aus dem Strommix des öffentlichen Netzes

Explosionen

In dem Bergwerk wurde in unteren Stollen mehrfach der Austritt von Wasserstoff nachgewiesen. Auch zu Explosionen kam es deswegen, die Tote forderten. Neue Messungen deuten darauf hin, dass jedes Jahr mindestens 200 Tonnen hochwertiger Wasserstoff aus der Mine entweichen. 

Dieses Ausmaß an Ausgasungen wäre für ein natürliches Vorkommen äußerst hoch. Und dieser Wert beruht nur auf dem, was punktuell gemessen wurde. Er dürfte nur einen Bruchteil dessen darstellen, was tatsächlich aus der Mine strömt. 

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“Andere Dimension”

Der Wasserstoff wurde in Tiefen zwischen 500 und 1.000 Meter entdeckt. Austritte von Wasserstoff aus tieferen Gesteinsschichten wurde bereits oft beobachtet, wie Truche laut einem Bericht bei Livescience erklärt. 

Aber „was wir tief in der Mine beobachtet haben, ist eine andere Dimension“, so Truche. Man findet dort in einem Minenstollen einen “30 Quadratmeter großen Whirlpool, in dem fast reiner Wasserstoff sprudelt”. Neben Wasserstoff sind in dem austretenden Gas auch Erdgas und Stickstoff, wie es heißt. 

Woher kommt der Wasserstoff?

Die Forscher*innen vermuten, dass der Wasserstoff aus einem Opiolithmassiv stammt, das vor etwa 145 bis 200 Millionen Jahren entstanden ist. Ophiolithe bestehen aus Gesteinsarten vom Meeresboden der ozeanischen Kruste, die durch tektonische Prozesse an die Oberfläche transportiert wurden. Der betreffende Opiolithgürtel erstreckt sich über 3.000 Kilometer von der heutigen Türkei bis Slowenien. 

Ausgehend von der Geschwindigkeit, mit dem der Wasserstoff austritt, könnte das Vorkommen zwischen 5.000 und 50.000 Tonnen Wasserstoff enthalten. Riesig wäre dieses Vorkommen aber demnach nicht. Zum Vergleich: Der heutige Wasserstoffverbrauch liegt laut einem Bericht bei science.org bei 100 Millionen Tonnen pro Jahr.

Kommerziell sinnvoll lassen sich Reservoirs erst ab einer Größe von Millionen Tonnen “anzapfen”. Das möglicherweise größte Wasserstoffvorkommen der Welt ist ein Reservoir in Frankreich. Es soll eine Größe von 46 Millionen Tonnen haben. 

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