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Wie der neue Satellit Aeolus für bessere Wettervorhersagen sorgt

Läuft alles nach Plan, wird am Mittwoch um 21:20 Uhr  der Satellit ins All starten. Er wird sich mit einer Flughöhe von nur 320 Kilometer  um die Erde bewegen, um Windprofile aus aller Welt zu erstellen. Das Projekt hat nicht nur einen wissenschaftlichen, sondern auch einen praktischen Nutzen, sagt Anne Grete Straume, Missionswissenschaftlerin von Aeolus bei der ESA: Das Besondere sei, dass die Daten in Wettervorhersagen integriert werden können, wovon  Menschen in aller Welt profitieren werden. 

Denn bisher werden vor allem Bodenstationen und Wetterballons für die Vorhersage genutzt, diese können aber in entlegenen Gebieten wie Ozeanen oder Arktis und Antarktis kaum eingesetzt werden. Diese Lücken werden nun von Aeolus gefüllt - besonders in Bezug auf Daten von der Südhalbkugel, wo es noch deutlich weniger Messungen gibt. Doch kann Österreich davon überhaupt profitieren? 

Ja, sagt Barbara Scherllin-Pirscher von der ZAMG zum KURIER: „Wenn sich die globale Datenlage verbessert, dann verbessern sich auch die Prognosen für Österreich.“ Als Beispiel nennt sie, dass in Österreich eintreffender Saharastaub besser vorhergesagt werden kann. Ein anderes Beispiel ist der Ausbruch des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull im Jahr 2010: Hätte man damals bessere Daten gehabt, dann  hätte der Flugverkehr besser koordiniert werden können.

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Aeolus funktioniert, indem ein starker Laser mit dem Namen Aladin (Atmospheric Laser Doppler Lidar Instrument) Licht auf die Erde wirft. Anhand des reflektierten Lichts kann Aeolus die Anzahl der Staub- und Wasserpartikel in einer Höhe von null bis 30 Kilometern bestimmen – und somit auch, welche Winde sich in welcher Höhe wie schnell bewegen. Das Besondere daran ist, so Scherllin-Pirscher, dass nicht nur die Gesamtzahl der Partikel in einer Luftsäule bestimmt werden kann, sondern auch ihr genauer Aufenthaltsort. 

Technik aus Österreich

Österreich profitiert dabei nicht nur von Aeolus, sondern hat auch zur Entwicklung beigetragen: Die Thermalisolation des Satelliten wurde von Ruag Space in Berndorf, Niederösterreich, produziert, die Schnittstellenelektronik kommt aus Wien. Da sich Aeolus in einem sehr niedrigen Orbit bewegt - die Raumstation ISS befindet sich auf 400 Kilometer Höhe, geostationäre Satelliten auf 36.000 Kilometer - galten bei der Isolation besondere Anforderungen. „Auch die Reinheit war bei der Produktion der Thermalisolation wichtig, weil bei Aeolus ein Laser zum Einsatz kommt, dessen Spiegel nicht verunreinigt werden dürfen“, sagt Max Kowatsch, Geschäftsführer der Ruag Space Austria.

Die besonderen Anforderungen sind auch der Grund dafür, dass der Satellit nur drei Jahre aktiv sein wird. Bei der ESA hofft man aber, die Erkenntnisse aus dem Projekt für spätere Satellitenmissionen verwenden zu können. 

Live-Stream vom Launch

 

Fakten zu Aeolus

  • Startschuss: Seinen Namen hat Aeolus vom griechischen „Gott der Winde“, der Satellit wird laut Plan heute um 21:20 Uhr mitteleuropäischer Zeit vom europäischen Weltraumhafen in Französisch-Guayana abheben. Eigentlich hätte der Start schon am Vortag stattfinden sollen, er wurde aber verschoben - ironischerweise wegen zu starkem Wind. 
  • Zeit und Budget: Budgetiert wurde das Projekt mit 300 Millionen Euro, der Launch war ursprünglich für 2007 geplant. Zahlreiche technische Herausforderungen führten aber zu zeitllichen Verschiebungen und Budgetüberschreitungen: Experten rechnen mit 450 Millionen Euro.
  • Betrieb und Ausblick: In 320 Kilometern Höhe wird der 1360 Kilogramm schwere Satellit die Erde umrunden und dabei pro Stunde 100 Windprofile liefern. Er bestimmt dabei genau, welche Partikel sich an welcher Stelle in einer Luftsäule befinden. Angetrieben wird er von Solarpanelen mit 2,4 kW Leistung. Der Aladin-Laser operiert mit ultraviolettem Licht. Aeolus wird vermutlich nur drei Jahre aktiv sein. Mit „Earthcare“ soll 2019 der nächste Satellit dieser Art starten.

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Stefan Mey

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