Wiener Solaranlagen als Lebensraum für Tiere
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Das Bürgersolarkraftwerk Wien Liesing produziert jährlich 1.000 MWh Strom und versorgt damit zirka 400 Haushalte. Neben einer umweltfreundlichen Solaranlage, bietet das Gelände auch einen optimalen Lebensraum für schützenswerte Tierarten. Das geht aus einer Studie hervor, die Wien Energie in Auftrag gegeben hat.
Artenschutz und Energiegewinnung vereinen
Der Studie des Landschaftsplanungsbüros „Land in Sicht“ zufolge bietet das Bürgersolarkraftwerk Liesing einen optimalen Lebensraum für geschützte Heuschreckenarten, Feldhamster sowie viele weitere Tierarten. Durch die aufgestellte Anlage ist das weitere Bestehen der Grünfläche gesichert. Außerdem wird durch ein spezielles Mäh-Schema sichergestellt, dass für jede Art von Heuschrecken immer der optimale Lebensraum vorhanden ist. Der Rasen zwischen den Panels wird nicht auf einmal gemäht sondern in mehreren Etappen. Die Heuschrecken können dann jeweils die Region besiedeln, die von der entsprechenden Art bevorzugt wird. Eine Behinderung für die Stromproduktion ist das nicht. Warme Flächen unterhalb der Solar-Kollektoren tragen auch zur Errichtung eines optimalen Lebensraums für Heuschrecken bei. Nachgewiesen wurden 13 Teils geschützte Arten von Heuschrecken und Gottesanbeterinnen unter ihnen die gefährdete Kleine Beißschrecke sowie die Grüne Strandschrecke.
In der bestehenden Anlage konnten im vergangenen Jahr fünf Hamsterbaue nachgewiesen werden. Die Feldhamster ziehen aus umliegenden Feldern zu, da die bracheliegende Wiesenlandschaft optimal für sie ist. Der Studie zufolge konnten außerdem 15 bis 20 Jungtiere von Zauneidechsen beobachtet werden. Andere Spinnen und Käfer konnten auch nachgewiesen werden.
Gefährdete Brutvögel
In den USA gab es kürzlich einen Fall bei dem Vögel massiv durch ein Solarkraftwerk beeinflusst wurden. Bei der in Österreich verwendeten Solar-Technologie sei ein derartiger Vorfall nicht möglich, da die reflektierte Wärmestrahlung minimal sei. Brutvögel können allerdings trotzdem gefährdet sein. „Bei der Errichtung eines Kraftwerks wird in Österreich immer darauf geachtet, dass sich in der Nähe keine Brut- oder Zugvögel befinden, die durch das Kraftwerk beeinträchtigt werden könnten.“, so Thomas Proksch, Geschäftsführer des Landschaftsplanungsbüros „Land in Sicht“. Vor der Errichtung des Kraftwerks wird immer mindestens ein Jahr lang die Region im Rahmen einer Umweltverträglichkeitsanalyse beobachtet um den optimalen Standort zu finden, an dem keine Tierarten beeinträchtigt werden.
Dieselbe Regelung gilt auch für Windkraftwerke, wo es in der Vergangenheit große Bedenken gab. Befürchtet wurde, dass Windparks in wichtigen Flugrouten von Zugvögeln errichtet werden. Die Windräder wurden dann für viele Vögel zur „Faschier-Maschine“. „Man hat aus diesen Fehlern gelernt. Heute macht man es besser und es freut mich das zu sehen“, meint Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbands.
Bürgerbeteiligung unumgänglich
Laut Wien Energie Geschäftsführerin Susanna Zapreva sei es nicht möglich Kraftwerke ohne die Unterstützung und Zustimmung der umliegenden Bürger zu errichten. Deshalb setzt Wien Energie bereits seit mehreren Jahren auf Bürgerbeteiligung, unter anderem bei Solarprojekten. Bisher gibt es 17 sogenannte Bürgerkraftwerke in Wien und Umgebung. Die gesamte Konzipierung, Planung und Errichtung der Kraftwerke übernimmt Wien Energie. Die Bürger beteiligen sich mit 950 Euro pro Panel und erhalten im Gegenzug eine monatliche Vergütung von drei Prozent der Investitionssumme. Nach Ablauf der Lebensdauer (etwa 25 Jahre) bekommt der Bürger die gesamte Investitionssumme zurückerstattet.
Derzeit sind alle Bürgerkraftwerke ausverkauft. Neue Projekte seien laut Boris Kaspar, Pressesprecher von Wien Energie, allerdings bereits in Planung. Man werde auch zukünftig die Anzahl der Bürgerkraftwerke erhöhen.
Potential für Solarkraft
Das Potential für Solaranlagen in Wien ist groß. Laut einer Erhebung des Umweltdachverbands sind etwa 55 Prozent der Dachflächen in Wien für Solarenergie gut nutzbar, 30 Prozent sehr gut. Würden alle diese Flächen mit Photovoltaik-Anlagen bestückt werden, könnte man mit der erzeugten Energie vier Donaukraftwerke ersetzen.
Laut Heilingbrunner erzeugt Österreich derzeit ein Prozent des Energiebedarfs aus Solarenergie. Damit liegen wir deutlich hinter Nachbar Deutschland, wo derzeit 4,5 Prozent des Energiebedarfs aus Solarenergie gewonnen wird. Es bestehe großes Potenzial, welches genützt werden müsse, so Heilingbrunner.
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