Diversität als Strategie: Sarah Chen gründete den Billion Dollar Fund for Women

Diversität als Strategie: Sarah Chen gründete den Billion Dollar Fund for Women

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Start-ups

4Gamechangers Festival: "Investiert in Frauen!"

"Investiert in Frauen!", rief die Investorin Sarah Chen die Besucher des 4Gamechangers Festivals auf. Die dreitägige Veranstaltung in Wien wurde am Dienstag mit einem Start-up-Schwerpunkt eröffnet. Start-ups mit Frauen unter den Gründern würden um mehr als 60 Prozent bessere Ergebnisse liefern als ihre rein männlichen Pendants, sagte die aus Malaysien stammende Gründerin des "Billion Dollar Fund for Women". Mit der von ihr ins Leben gerufenen Initiative will sie Investitionen in Start-ups mit Gründerinnen fördern. Seit dem Start vor sechs Monaten seien bereits Finanzierungszusagen im Wert von 700 Millionen Dollar erfolgt, sagt Chen: Frauen würden zwar mehr als die Hälfte der globalen Arbeitskräfte stellen, in den Führungsetagen seien sie aber unterrepräsentiert: „Denken Sie an Diversität als Geschäftsstrategie.“

Chancen in der vernetzten Produktion

Für österreichische Start-ups wurden bei dem Festival Chancen vor allem im Bereich der vernetzten Produktion in der Industrie 4.0 verortet. Europa habe die Digitalisierung verschlafen. Amerika und China seien weit schneller unterwegs, sagte Sandra Stromberger von der Initiative Industry meets Makers. In der Industrie 4.0 gebe es viel Wissen und Know-how: "Wir können den Rückstand aufholen, wenn wir versuchen, die schnellen Start-ups mit den großen Unternehmen zusammenzubringen."

China und die USA würden nicht zur Industrie passen, sagte Frank Melzer, Technikchef beim Automatisierungsspezialisten Festo. Die Strukturen in Europa seien kleinteiliger. Jetzt gehe es darum, in die Breite zu gehen und mit datenökonomischen Modellen Mehrwert zu erzielen.

Von Asien und den USA könne Europa Geschwindigkeit lernen, sagte der Unternehmer und ehemalige Magna-Chef Siegfried Wolf. "Bis wir hier unsere bürokratischen Hürden abgebaut haben, sind Produkte und Lösungen asiatischer und US-amerikanischer Mitbewerber längst am Markt.

"Bildung essenziell"

"Ein essenzielles Thema bei der Digitalisierung der Industrie ist die Bildung", sagte Sabine Herlitschka, Geschäftsführerin von Infineon Austria: "Das ist die Basis, um diese Chance zu nutzen." Schulen und Hochschulen würden in ihren Ausbildungsprogrammen der Technik nicht hinterher kommen, meinte Guido Baltes, Direktor des Instute for Strategy Innovation & Technology Managament (IST). Die zentrale Frage sei, was Menschen wissen müssten, um in der Transformationszeit der nächsten zehn bis 20 Jahre beschäftigungsfähig zu sein.

Viele einfachen, regelbasierten Tätigkeiten würden von Robotern übernommen werden. Wert könnte von Menschen nur dort geschaffen werden, wo sie Qualitäten wie Intuition, Empathie und die Fähigkeit Zusammenhänge zu erkennen, einbringen könnten. Wissen über einen bestimmten Algorithmus sei höchsten 18 Monate lang relevant. Im digitalen Klassenzimmer müsste deshalb die Lernfähigkeit im Allgemeinen unterrichtet werden, sagte Baltes.

Autonome Zustellung

Peter Umundum, Aufsichtsrat der Österreichsichen Post, prophezeite der autonomen Zustellung eine große Zukunft. Vor allem autonome Zustellfahrzeuge würden bald kommen. Dabei würden Pakete von den Roboterfahrzeugen bis zur Haustüre zugestellt. Dort entnehmen Kunden die Pakete aus dem Lieferroboter. Skeptisch zeigte sich Umundum bei der Drohnenzustellung. In Tests der Post habe sie zwar technisch einwandfrei funktioniert, die Kosten dafür seien allerdings noch zu hoch. Darüberhinaus seien Zustelldrohnen nicht überall einsetzbar.

"Cool down"-Phase bei Blockchain

Thema bei dem Festival war auch die Blockchain. Nach dem Hype im vergangenen Jahr war es um die Technologie, die der Kryptowährung Bitcoin zugrunde liegt und über die Transaktionen fälschungssicher und transparent abgebildet werden können, ruhig geworden. Eine solche "Cool down"-Phase sei ganz normal, sagte Florian Matthäus Spiegel, Mitgründer des Blockchain-Start-ups FinFabrik. Die Blockchain werde große Auswirkungen haben, sagte Gerhard Gamperl, der beim österreichischen Versorger Verbund für Innovation zuständig ist. Potenzial sieht er vor allem im privaten Stromhandel: "Es wird aber Zeit brauchen."

Bei dem vom Medienkonzern Prosiebensat.1Puls4 veranstalten 4Gamechangers Festival, das noch bis Donnerstag in Wien stattfindet, werden 15.000 Besucher erwartet. Als Redner haben sich unter anderem der US-Arzt und Aktivist Patch Adams und der Musiker und Gründer der Pop-Band The Police, Stewart Copeland, angekündigt.

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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