Artificial Intelligence Concept

TriLite hilft mit seiner Display-Technologie dabei, Augmented Reality massentauglich zu machen und zählt große Elektronikkonzerne zu seinen Kunden

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Start-ups

Augmented Reality: "Jeder wird eine Datenbrille haben"

Augmented Reality, bei der die Realität durch Informationen und Daten erweitert und überlagert wird, gilt seit Jahren als Zukunftsmarkt. Im Alltag konnten sich Anwendungen, bei denen etwa Informationen zu Gebäuden oder zur Umgebung angezeigt oder virtuelle Möbelstücke in echte Räumen integriert werden, bislang nicht durchsetzen. Die Nutzung des Smartphones ist für solche Spielereien meist zu umständlich. Augmented-Reality-Brillen, wie Microsofts HoloLens, bei denen die Daten ins Auge oder auf das Brillenglas projiziert werden, sind zu klobig und für den Einsatz im Alltag kaum geeignet. „Haben Sie schon einmal versucht, mit einer HoloLens auf die Straße zu gehen?“, fragt Ferdinand Saint Julien: „Ich würde es ihnen nicht empfehlen.“

Das 2011 von Saint Julien gemeinsam mit Jörg Reitterer und Franz Fidler gegründete Wiener Start-up TriLite hat eine Technologie entwickelt, mit deren Hilfe AR-Displays in einer handelsüblichen Brille Platz finden. Damit soll Augmented Reality, das derzeit vorwiegend bei Industrieanwendungen zum Einsatz kommt, zum Durchbruch am Massenmarkt verholfen werden.

Der Laser-Projektor Trixel ist zehnmal so klein wie derzeitige AR-Projektoren, je ein Projektor für das linke und das rechte Auge sollen im Brillenrahmen Platz finden. Bei Industriemessen in den USA hat das Wiener Start-up  bereits für Aufsehen gesorgt. Zu den Kunden von TriLite zählen Unternehmen aus dem Silicon Valley und asiatische Elektronikkonzerne, mit denen gemeinsam an Produkten gefeilt wird. Namen darf Saint Julien keine nennen. Dem stehen Vertraulichkeitsvereinbarungen im Wege.

Erste Geräte in zwei bis drei Jahren

Die ersten Geräte mit den Mini-Projektoren sollen in zwei bis drei Jahren auf den Markt kommen, sagt Investor Markus Wagner, der mit seiner Investmentgesellschaft i5invest an dem Unternehmen beteiligt ist. Bis dahin soll der Projektor weiter schrumpfen. Zwölf bis 18 Monate Entwicklungszeit werde es dazu noch brauchen.

Trixel: Der Laser-Projektor  ist nich einmal halb so groß wie eine Euro-Münze

Wie funktioniert die Technologie?

Im Gegensatz zu herkömmlichen Laser-Projektoren, die RGB-Laser mithilfe von Mikrooptiken und Spiegel kombinieren, sorgt bei der TriLite-Lösung ein komplexer Algorithmus für die Überlagerung der roten, grünen und blauen Farbpunkte. Durch die Kombination von Hard- und Software entfällt der aufwendige Aufbau von Spiegeln weitgehend, stattdessen werden die Farbpunkte von einem Mikrospiegel eingescannt und von der Software verschoben, gedehnt und komprimiert, um sie zur Überlagerung zu bringen. „Unter dem Strich sind wir damit  genauer als Lösungen, die rein auf Hardware basieren“, sagt TriLite-Mitgründer und Cheftechniker Jörg Reitterer.

Vor allem aber schafft die Technik Platz und ermöglicht, dass die Projektoren mit einem Zehntel der Größe und einem Zehntel des Gewichts handelsüblicher Lösungen auskommen. „Wir haben ein Problem gelöst, das noch ungelöst war“, sagt Investor Wagner. Unternehmen, die AR-Projektoren soweit schrumpfen wollen, dass sie im Formfaktor einer Standardbrille Platz finden, würden an der mit Patenten abgesicherten Technologie des Wiener Start-ups nicht vorbeikommen.  "Wir haben einen Vorsprung, der nur noch sehr schwer eingeholt werden kann." 

Immersive Erfahrung

Anders als etwa Googles Datenbrille Glass, die rudimentär Informationen im Blickfeld seiner Nutzer anzeigt, können mit dem Projektor des Start-ups selbst Videos in guter Qualität dargestellt werden. „Bei entsprechender Projektion gibt es auch keine Tageslichteinschränkungen“, sagt Investor Wagner.

Seit Googles Datenbrille hätten sich die Anforderungen an AR-Brillen stark verändert, sagt Saint Julien: „Heute geht es  um die volle immersive Erfahrung, sodass man nicht mehr zwischen der Realität und ihrer Erweiterung unterscheiden kann.“

Der Projektor könne auf jede beliebe Fläche projizieren, sagt TriLite-Technikchef Reitterer. Zum Einsatz kommen könne der Trixel  auch bei Head-up-Displays, etwa auf der Windschutzscheibe von Autos, oder als Projektor für Smartphones oder Smartwatches. Der Fokus des Start-ups liege aber auf Datenbrillen:  „Genauso wie heute jeder ein Smartphone hat, wird in Zukunft jeder seine eigene Datenbrille haben.“

Mitarbeiter gesucht

Für die Weiterentwicklung seiner Technologie sucht TriLite Mitarbeiter für den Standort Wien. Das sei wegen der guten Wirtschaftslage nicht so einfach, meint der Gründer. Wien sei aber ein guter Boden für die Technologie. Die Ausbildung an der TU, mit der das Start-up seit seiner Gründung zusammenarbeitet sei gut. Das dort vorhandene Know-how habe auch dazu beigetragen, dass in Österreich ein regelrechter Augmented-Reality-Cluster entstanden sei, sagt Investor Wagner.

In Zusammenarbeit mit der TU Wien entstand auch das erste Produkt, mit dem das Start-up von sich reden machte. 2015 wurde nach mehrjähriger Entwicklungszeit der Prototyp eines 3D-Projektors für Outdoor-Displays präsentiert, der es ermöglichte 3D-Filme ohne 3D-Brille im Großformat zu zeigen. Daraus ging, gewissermaßen als Nebenprodukt der AR-Projektor hervor. Saint Julien:  „Der Markt für Groß-Displays bewegt sich bei fünf bis zehn Milliarden Dollar. Das Absatzpotenzial bei Augmented Reality ist mit 200 bis 300 Millliarden Dollar ungleich größer.“

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Patrick Dax

pdax

Kommt aus dem Team der “alten” ORF-Futurezone. Beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit Innovationen, Start-ups, Urheberrecht, Netzpolitik und Medien. Kinder und Tiere behandelt er gut.

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