Handschuh mit Sensoren soll Leben retten
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Gelernt habe es wohl jeder. Aber kaum jemand wisse aber noch, wie man richtig reanimiere, sagt Martin Hämmerle. Das sei auch bei dem von ihm mitgegründeten Start-up Fortix nicht anders. Lediglich ein Mitgründer, der vor kurzem beim Zivildienst gewesen sei, habe sich eine solche Wiederbelebung zugetraut. Dabei sei das Problem ernst. Tausende Menschen würden jährlich an einem plötzlichen Herztod sterben. Auch deshalb, weil sie nicht schnell genug Hilfe bekommen.
Bei Fortix habe man sich Gedanken gemacht, wie man Laien die Scheu vor der Reanimation nehmen könne, erzählt Hämmerle. Das Ergebnis ist ein mit Sensoren bestückter Handschuh, der Hilfeleistenden auf einem kleinen integrierten Bildschirm anzeigt, ob sie fest genug drücken und auch den Takt bei der Reanimation vorgibt.
Smarte Textilien
Dabei kommen smarte Textilien zum Einsatz, Fasern oder Garne, die mit Nutzern interagieren können. Unterstützt wird man dabei von V-trion, einem auf intelligente Textilien spezialisierten Unternehmen und Forschungsinstitut aus Hohenems.
Derzeit wird an einem Prototypen gearbeitet. "Wir haben schon verschiedene Sensoren auf ihre Widerstandsfähigkeit getestet. Sie müssen auch Flüssigkeiten aushalten", erzählt Hämmerle. Bis Ende des Jahres soll ein stabiler Prototyp vorliegen, der dann in einer Feldstudie vom Rotem Kreuz getestet werden soll.
Läuft alles nach Plan, soll daraus ein serienreifes Produkt entwickelt werden, das allerdings auch noch Zulassungsverfahren für Medizinprodukte durchlaufen müsste.
"Ein Handschuh in jedem öffentlichen Gebäude"
Der Handschuh könnte anfangs für Schulungen und zu Trainingszwecken zum Einsatz kommen, sagt Hämmerle. "Unsere Vision ist es aber, dass in jedem öffentlichen Gebäude, in Schulen oder Krankenhäusern, so ein Handschuh hängt." Vorstellbar sei auch, dass er - etwa in Kooperation mit Autofahrerclubs - Erste-Hilfe-Koffern beigelegt werde.
Zwar gebe es auch heute schon Feedbackgeräte zur Reanimation. Die seien aber komplex und teuer. Als Preis für seinen Sensor-Handschuh peilt das Start-up rund 80 Euro an. "Wir können durch neue Materialien kostengünstig produzieren." Unterstützt wird die Entwicklung des Handschuhs durch eine Förderung der austria wirtschaftschaftsservice (aws).
Bei der Entwicklung arbeite man auch eng mit Rettungseinrichtungen und Krankenhäusern zusammen, sagt der Gründer. Durch die Corona-Pandemie sei man allerdings etwas zurückgeworfen worden: "Die haben jetzt andere Probleme."
Hilfe für regionale Händler
Ein anderes Projekt des Start-ups hat durch die Corona-Krise allerdings einen kleinen Schub erfahren. Seit ihrer Studienzeit arbeiten die Gründer an einer digitalen Plattform, die den regionalen Handel unterstützen soll. Das Ergebnis ist die App loja, die örtlichen Händlern ein Bonussystem und einen Kanal für die Kommunikation mit Kunden zur Verfügung stellen soll.
Kunden können über die Smartphone-App Punkte sammeln und sie bei lokalen Händlern einlösen. Händler können über die Anwendung ihre Kunden über Aktionen und Angebote informieren. Mit den Daten wird dabei sehr sparsam umgegangen. "Wir haben nur die E-Mail-Adresse der Kunden und auch die geben wir nicht weiter", sagt Hämmerle.
Durch die Corona-Krise sei die Nutzung hochgegangen. Jetzt wird die Plattform ausgebaut. Dazu hat sich das 5-köpfige Gründerteam zuletzt auch Verstärkung geholt. Hämmerle: "Viele erkennen jetzt, das es ein zukunftsträchtiges Modell sein könnte."
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und austria wirtschaftsservice (aws).
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