Pantos
© Pantos/BitPanda

Start-ups

Pantos: Österreichisches Start-up will Blockchains vereinen

Wer den Begriff Kryptowährungen hört, denkt meist an Bitcoin oder Ethereum. Kein Wunder, denn die beiden Token haben mittlerweile jenen Status, den US-Dollar und Euro auf den Finanzmärkten haben. Wer eine der mehr als 1500 alternativen Kryptowährungen kaufen will, braucht meist zuvor Bitcoin oder Ether. Hier will das österreichische Start-up BitPanda Abhilfe schaffen. Das 2014 in Wien gegründete Unternehmen will mit Pantos das nach eigenen Angaben „erste Multi-Blockchain-Tokensystem“ entwickeln.

Dabei handelt es sich um eine Art „Über-Token“, der über viele verschiedene Blockchains hinweg gehandelt werden kann. Der Vorteil: Es wird kein Mittelsmann, beispielsweise eine Handelsplattform, benötigt und der Transfer läuft „nahezu in Echtzeit“ ab. So soll unter anderem auch Arbitrage-Handel, eine an den Finanzmärkten gängige Praxis, ermöglicht werden.

Dabei nutzt ein Investor die Tatsache, dass ein Spekulationsobjekt, in diesem Fall Kryptowährungen, an verschiedenen Märkten zu unterschiedlichen Preisen gehandelt wird. So lassen sich durch die Preisdifferenzen rasch Gewinne erzielen. Diese Methode war bislang nur eingeschränkt bei Kryptowährungen möglich, insbesondere aufgrund der langsamen Transaktionsgeschwindigkeiten.

PhD-Projekt von TU Wien

„Es gibt verschiedene Projekte, die daran arbeiten, dezentral Token oder Kryptowährungen zu traden oder zu swappen. Der Unterschied bei Pantos ist, dass bei uns das Asset, der Token, immer der gleiche bleibt“, erklärt BitPanda-Gründer Eric Demuth im Gespräch mit der futurezone. „Wenn der Token auf der Ethereum-Blockchain liegt, möchte ich ihn einfach transferieren können, ohne etwas dazwischen zu haben. Token A bleib Token A, das gibt es bislang noch nicht.“

Trotz der Beteiligung von wird die Technologie über ein neu gegründetes Unternehmen, die Pantos GmbH, entwickelt. Neben BitPanda-Entwicklern soll insbesondere die TU Wien federführend an der neuen Technologie arbeiten. Ein PhD-Kandidat soll Vollzeit am Projekt arbeiten und Code und Publikationen schreiben. „Es kann aber auch sein, dass wir von Seiten der TU noch aufstocken werden“, so Demuth. Ebenfalls involviert: Das Blockchain- und Kryptowährungs-Institut RIAT, das vom Verein „Blockchain Austria“ ins Leben gerufen wurde. 

„Die RIAT-Leute sind auch sehr praktisch orientiert, die werden auch am Projekt arbeiten und Code schreiben, vor allem im Bereich .“ Die Österreichische Akademie der Wissenschaften soll wiederum dafür sorgen, dass sich die heimische Blockchain-Szene stärker vernetze und am Projekt beteiligt. Aktiv Code beitragen werde man aber nicht.

Wird kostenfrei bleiben

In den kommenden drei bis sechs Monaten wolle man zunächst eine „Proof of Concept“-Lösung entwickeln, die aber noch über die Handelsplattform BitPanda läuft. Die geplante dezentrale Lösung soll parallel dazu entwickelt werden. „Ich mag das nicht so gerne, wenn Forschungsprojekte Gelder einsammeln und dann hört man zwei Jahre lang nichts mehr von denen. Wir haben ja eine Plattform und dann probieren wir schon mal was aus und bringen Liquidität in den Markt“, sagt Demuth. In der ersten Phase können PAN-Token noch ausschließlich manuell zwischen den Blockchains verschoben werden, in der zweiten Ausbaustufe wird das auch automatisiert über eine API möglich sein. „Wann bei der dezentralen Lösung alles fertig sein wird, lässt sich schwer abschätzen. Aber ein Jahr wird das mindestens dauern.“ 

Demuth verspricht zudem, dass die Technologie kostenfrei bleiben wird: „Wir werden in den Phasen 1 und 2, wo die BitPanda-Plattform genutzt wird, nichts dafür verlangen. Wir verdienen nichts damit. Direktes Kapital ziehen wir nicht daraus.“ Man erwarte sich lediglich einen kurzfristigen Schub an neuen Mitgliedern, da in der Anfangsphase von Pantos ein BitPanda-Konto Voraussetzung ist. Demuth räumt aber ein, dass von der Technologie kurzfristig vorwiegend Investoren profitieren werden: „Ganz zum Anfang wird es sehr Tech-lastig sein, es ist ja noch immer Grundlagenforschung.“

Index für alle Blockchains

Längerfristig sollen durch den Arbitrage-Handel aber die volatilen Märkte stabilisiert werden. Ein Effekt, der auch auf klassischen Finanzmärkten beobachtbar sei, so Demuth. „Weit in die Zukunft gedacht, wenn künftig Aktien oder Bonds über die Blockchain ausgegeben würden, könnte ich diese mit diesem Protokoll auch auf andere Blockchains bringen.“

Mithilfe des PAN-Token soll zudem auch ein sogenannter „Blockchain Domination Index“ aufgebaut werden, der den Erfolg und Probleme von verschiedenen Kryptowährungen erfassen soll. „Bis jetzt waren alle Rankings auf die Marktkapitalisierung ausgerichtet, wer hat wo das meiste Kapital drin“, erklärt Demuth. „Das sagt aber nichts über die Technologie und das Vertrauen in sie aus. Über den Index kann man in Echtzeit ablesen, wohin sich Token verschieben und wer gerade Probleme hat.“ Der Index wird „von Anfang an parallel mitaufgebaut“ und soll dementsprechend auch in den ersten zwei Stufen verfügbar sein.

Finanzierung über ICO

Um das Projekt zu finanzieren, greift BitPanda auf einen ICO (Initial Coin Offering) zurück. Insgesamt 400 Millionen PAN-Token sollen ausgeschüttet werden, wobei deren Gesamtwert auf 1500 Bitcoin (rund elf Millionen Euro) beschränkt wurde. Das bedeutet, Investoren können nicht mehr als 1500 Bitcoin in das Projekt investieren. Dass BitPanda trotz rasantem Wachstum - 2017 erzielte man mehr als 600 Millionen Euro Umsatz, dieses Jahr strebt man die Milliardengrenze an - auf einen ICO zurückgreift, ist ungewöhnlich.

Demuth verteidigt aber gegenüber der futurezone das Vorgehen: „Ich bin ja generell eigentlich immer gegen ICOs. 2017 wurden die gerne als Kickstarter für Start-ups missbraucht. Eigentlich sollten über ICOs Open-Source-Technologie finanziert werden, ähnlich wie bei Ethereum. Das ist eine Technologie, die für alle frei zugänglich ist.“ Ähnlich sei es bei Pantos der Fall, das ebenfalls als Open-Source-Projekt entwickelt werde. „Für eine Technologie-Finanzierung macht das ausnahmsweise Sinn, bei BitPanda würden wir überhaupt keinen machen.“

BitPanda-Kunden erhalten kostenlose Token

Zu Beginn will man mit der Ethereum-Blockchain starten, wenig später sollen aber Bitcoin, Litecoin, Lisk, Komodo und Wave folgen. Für weitere Kooperationen sei man offen. Als Anreiz verspricht man unter anderem, dass Kryptowährungen, die sich an der Entwicklung beteiligen, in das Portfolio von BitPanda aufgenommen werden. Zudem behält sich Pantos 90 Millionen PAN-Token für „Belohnungen“. Diese sollen an Einzelpersonen und Unternehmen ausgeschüttet werden, die sich an der Entwicklung beteiligen. Aber auch das Referral-Programm - jede über einen Referral-Code abgewickelte PAN-Transaktion bringt fünf Prozent - soll über diese Rücklage finanziert werden.

Wie bei vielen anderen ICOs wird es auch einen sogenannten „Airdrop“ geben. Unter allen registrierten BitPanda-Kunden werden zehn Millionen Token ausgeschüttet. Die einzige Voraussetzung ist, dass man die Ansprüche auf die Token anmeldet und die allgemeinen Nutzungsbedingungen akzeptiert. Auch Neuanmeldungen während des ICOs dürfen ihren Anspruch anmelden. Wie viele Token man bekommt, hängt davon ab, wie viele Nutzer Token anfordern - bisherige Umsätze oder der aktuelle Kontostand am Bitpanda-Wallet sind unerheblich.

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Michael Leitner

derfleck

Liebt Technik, die Möglichkeiten für mehr bietet - von Android bis zur Z-Achse des 3D-Druckers. Begeistert sich aber auch für Windows Phone, iOS, BlackBerry und Co. Immer auf der Suche nach "the next big thing". Lieblingsthemen: 3D-Druck, Programmieren, Smartphones, Tablets, Open Hardware, Videospiele

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