Alles in dem Bild ist virtuell: die Früchte, die Flasche, der Hintergrund.

Alles in dem Bild ist virtuell: die Früchte, die Flasche, der Hintergrund.

© Zerolens

Start-ups

Start-up ermöglicht virtuelle Fotoshootings für Instagram und Co

Schöne Werbebilder zu produzieren, ist aufwändig und teuer. In Zeiten von Instagram und Facebook, in denen Firmen ihre Kunden mit ständig neuen Foto-Beiträgen bei Laune halten müssen, wird die Erstellung professioneller Inhalte gerade für kleinere Unternehmen zur unlösbaren Aufgabe. Das österreichische Start-up zerolens will dies mit Software und Rechenleistung lösen.

Virtuelles Fotostudio

Wer sein Produkt, etwa eine Getränkedose, im Sand einer Karibikinsel bei Sonnenuntergang präsentieren will, muss dafür kein Fotoshooting vor Ort organisieren, sondern kann die Bildkomposition mit der Software des Start-ups bequem an seinem Büro-PC oder Handy realisieren. „Wir wollen nicht, dass du dort Fotos machst, wo du gerade bist, sondern, was du dir gerade vorstellst“, erklärt zerolens-Gründer Lukas Fechtig im futurezone-Interview. 

Technisch gesehen funktioniert das so, dass das Objekt als dreidimensionales Abbild digitalisiert wird. Damit kann es schließlich in eine spannende Bildszene platziert und in dieser auch beliebig verschoben oder gedreht werden. Zerolens liefert die Auswahl von Hintergründen. Gleichzeitig sorgt die Software dafür, dass Objekt und Hintergrund von Farbe und Beleuchtung so angepasst werden, dass das finale Foto aus einem Guss und absolut realistisch wirkt.

In der der futurezone gezeigten Demo konnten teilweise auch Objekte, die sich im gelieferten Hintergrundbild befanden, neu angeordnet werden. So konnte man Orangen und Zitronen in dem Bild beliebig verschieben, um das eigentliche Produkt – eine Fruchtsaft-Flasche – noch besser ins Szene zu setzen.

Vermischte Realität

Während das Produkt derzeit als digitales 3D-Objekt erstellt werden muss, bevor es in die fotografische Spielwiese platziert werden kann, soll das künftig wegfallen. „Man fotografiert das Objekt auf einem leeren Tisch. Die Software erkennt den Gegenstand, schneidet diesen sauber aus und platziert ihn sofort vor einen Hintergrund“, erklärt zerolens-Mitgründer Mirko Vodegel.

Nik Redl, Lukas Fechtig und Mirko Vodegel haben zerolens gegründet

„Verändert man mit der Handykamera den Winkel, passt sich auch die Gesamtkomposition an. Das ist wie bei einem echten Foto-Shooting, nur viel schneller und günstiger.“ Ein virtuell erstelltes Bild soll um den Faktor zehn billiger sein, als die Beauftragung eines Fotografen. Neben der Verfeinerung der Software, die viel Know-how im Bereich Visual Computing voraussetzt, soll in den kommenden Wochen und Monaten die Datenbank mit bereitgestellten Hintergründen und Szenen ausgebaut werden.

Als Herausforderung bei „Visual Computing“ gilt weiterhin die Bildsegmentierung. Wie bei der Spracherkennung tun sich Maschinen schwer, den Kontext entschlüsseln zu können. „Ein Computer versteht leider nicht wie ein Mensch, was er da gerade sieht – also, aus welchen Objekten und Elementen ein Bild besteht“, erklärt Vodegel. In unserem Fall erleichtern wir der Software die Aufgabe, da die Aufnahme des Objektes auf einem leeren Tisch gemacht wird.“

235.000 Euro Kapital

Die drei Gründer, die mit zerolens gerade in das Wiener Start-up-Zentrum WeXelerate eingezogen sind, konnten bereits 235.000 Euro an Kapital – etwa über aws und Speedinvest - aufstellen. Sie wollen Firmen, aber auch PR-Agenturen auf der ganzen Welt für sich begeistern. Wie Stockfoto-Plattformen den Zugang zu professionellen Bildern demokratisierte und günstiger machte, wolle man mit zerolens den Zugang zu professioneller Werbefotografie erleichtern.

Den Vorwurf, dass mit der Lösung  „gefälschte Bilder“ erzeugt werden, lässt Fechtig nicht gelten. Schon jetzt werde in der Werbung extrem viel mit Photoshop gearbeitet. Und selbst wenn ein Influencer sich mit einem Produkt vor den Eiffelturm stelle und ein Selfie mache, sei das von vorne bis hinten inszeniert. „Uns geht es nicht darum, Fake-Bilder zu erzeugen. Firmen sollen die Möglichkeit bekommen, ihre Produkte in einen Kontext zu stellen, der für Kunden interessant ist“, sagt Fechtig.

Die Dose stand nie im Gras, die Software platzierte sie dorthin

Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen futurezone und aws (austria wirtschaftsservice).

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Martin Jan Stepanek

martinjan

Technologieverliebt. Wissenschaftsverliebt. Alte-Musik-Sänger im Vienna Vocal Consort. Mag gute Serien. Und Wien.

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