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Proton Lumo im Test: Was kann der europäische KI-Assistent?

KI-Assistenten haben sich über die letzten Monate und Jahre für viele zum essenziellen Tool entwickelt. Von der kurzen Frage bis zur ausführlichen Recherche lassen wir uns gerne von Künstlicher Intelligenz helfen. Sie erledigt für uns mühsame Aufgaben, findet Informationen und ist für so manche sogar der Kummerkasten oder virtueller Lebenspartner.

Eines der vielen Themen, die rund um AI-Assistenten diskutiert werden, ist aber der Datenschutz. Wird mit unseren Anfragen die KI trainiert oder gar ausführliche Profile über uns erstellt? Proton möchte mit seiner neuen App Lumo eine datenschutzfreundliche Alternative bieten. Wir haben uns das Tool angesehen.

Kein Schnickschnack

Der Schweizer Anbieter Proton gehört mittlerweile zu den Großen unter den Service-Anbietern. Initial mit dem Fokus auf Protonmail gestartet, bietet das Unternehmen mittlerweile VPN, Passwortmanager und Cloud-Speicher an. Mit Lumo hat das Unternehmen letzte Woche sein neuestes Produkt vorgestellt. Verfügbar über die Apps sowie klassisch über den Browser ist der Einstieg mit Lumo schnell geschafft. 

Nach dem Download der Apps und einem initialen Start springt uns direkt die Chat-Oberfläche entgegen. Kein Tutorial, keine ellenlangen Datenschutz-Einwilligungen. Als Maskottchen begegnet uns die purpurfarbene Katze Lumo, die uns bei unseren Fragen begleitet.

Die Oberfläche ist ansonsten simpel aufgebaut. Eine klassische Eingabemaske am unteren Bildschirmrand sowie Knöpfe für Dateiupload und Web-Suche, außerdem ein Button zur Spracheingabe. 

Loslegen können wir direkt, ohne Account. Lumo merkt sich dann aber nicht unsere Unterhaltungen. Sind wir mit Account unterwegs, bewahrt Lumo diese standardmäßig auf. Sie werden aber nicht auf dem Server gespeichert, sondern nur auf unseren Geräten. Dank Verschlüsselung ist auch ein Zugriff von anderen oder Proton selbst ausgeschlossen. Ein wichtiger Punkt von Lumo ist auch, dass Daten nicht mit anderen Unternehmen geteilt und auch nicht zum Training der KI genutzt werden.

Fragwürdige Quellen

Eine erste Frage nach dem Wissensstand von Lumo fördert April 2024 als Cut-off zu Tage. Etwas irritierend ist hier gleich, wie lange Lumo für diese Antwort braucht. Es dauert fast 15 Sekunden, bis die App den Satz ausspuckt. Eine anschließende Frage zu Post-Quantum-Verschlüsselung wird dann aber plötzlich in Windeseile generiert. Während Allgemeinwissen grundsätzlich gar kein Problem darstellt, wird es aber bei der Suche nach aktuellen Informationen etwas verworren.

Eine Frage zu tagesaktuellen Informationen rund um die US-Zölle löst einen interessanten Ablauf aus. Zuerst versucht Lumo die Frage mit dem eigenen Wissensschatz zu beantworten, nur um dann nach zwei Sekunden automatisch auf die Websuche zu switchen.

Die Frage beantwortet der Assistent dann auch, nur leider nicht wirklich korrekt. Warum wir dann bei einem Blick in Quellen ersichtlich. Lumo zieht genau 2 Newsquellen heran, darunter auch eine für Fake-News bekannte Quelle und bezieht sich nicht auf die gestrige Ankündigung, sondern eine deutlich ältere.

Treiben wir das Spiel weiter und stellen noch mehr aktuelle Fragen, will Lumo nicht mehr selbst im Web suchen. Die Frage nach dem aktuellen US-Präsidenten wird mit der Bitte quittiert, wir sollen doch bitte den Schalter zur Web-Suche aktivieren.

Lumo kann also plötzlich nicht mehr eigenständig die Web-Suche anstoßen. Ist die Web-Suche aktiviert, variieren die Ergebnisse sehr stark. Manchmal produziert die Künstliche Intelligenz umfangreiche und korrekte Antworten, manchmal liefert sie aber unheimlich ungenaue Antworten, die oft auch mit zu wenigen und vereinzelt zweifelhaften Quellen unterlegt werden.

Achterbahn der Information

Ein kleines Programmierbeispiel zeigt dann auch ganz gut, wo Lumo derzeit steht. Auf die Bitte um ein kompaktes Python-Skript, das auf die öffentliche API der Geosphere zugreift und eine aktuelle Wetterwarnung ausgibt, beantwortet Lumo mit der Frage nach der API und dem passenden Schlüssel.

Schmeißen wir dann die Web-Suche an, findet Lumo die API plötzlich selbst (und lernt, dass es keinen Key braucht), um uns dann in nicht einmal fünf Sekunden ein Python-Skript zu basteln, das beim ersten Ausführen funktioniert. Warum wir die Web-Suche plötzlich immer selbst anstoßen müssen, bleibt rätselhaft.

Möchten wir Lumo externe Inhalte zur Verfügung stellen, braucht es dazu manchen Kniff. So lehnt die KI die Zusammenfassung eines Textes auf einer Webseite ab, „weil es keine externen Webseiten besuchen kann“. Fügen wir den reinen Text ein, hat die KI aber keine Probleme mit der Verarbeitung. Ebenfalls nutzen können wir hier den Dateiupload, über den wir Dokumente von Lumo abarbeiten lassen können.

Hier ist sowohl der direkte Upload sowie aus der Proton-Drive möglich. Eine interessante Beschränkung ist auch das Chat-Knowledge. Hier können wir mitverfolgen, wie viele Informationen bereits im Speicher sind und ob noch mehr verarbeitet werden können. Lumo kann grundsätzlich kostenlos genutzt werden, zum Upload von Files, dem Behalten von Konversationen und für den Zugriff auf erweiterte AI Models braucht es aber das Plus-Abonnement ab 9,99 Euro pro Monat.

Fazit

Proton bietet mit Lumo eine interessante Alternative zu den bisherigen AI-Assistenten. Hervorzuheben ist hier vor allem der Umgang mit Nutzerdaten sowie der europäische Standort.

Zwar stottert der Motor noch etwas, gerade wenn es um die Beantwortung von tagesaktuellen Fragen geht. Da die App aber gerade einmal eine Woche alt ist, kann hier noch auf deutliche Verbesserungen gehofft werden. 

Lumo ist kostenlos für iOS und Android erhältlich.

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Amir Farouk

Early-Adopter. Liebt Apps und das Internet of Things. Schreibt aber auch gerne über andere Themen.

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