Oesterreich.gv.at gestartet: Das kann das Digitale Amt am Smartphone
Ab sofort können einzelne Behördenwege in Österreich auch am Smartphone erledigt werden. Die Bundesregierung hat am Dienstagnachmittag die App „Digitales Amt“ sowie die neue Plattform „Oesterreich.gv.at“ präsentiert. Diese sollen künftig als zentrale Anlaufstelle für die digitale Verwaltung dienen. Zum Start können beispielsweise Wohnsitzänderungen und Wahlkarten beantragt werden. Zudem sollen Eltern über einen „Digitalen Babypoint“ die wichtigsten Dokumente, unter anderem Geburtsurkunde, Staatsbürgerschaftsnachweis, Meldebestätigung und E-Card, abrufen können.
Die App soll im Verlauf des Tages für Android und iOS, den derzeit gängigsten Mobil-Betriebssystemen, veröffentlicht werden. Alternativ können alle digitalen Behördenwege aber auch über die Webseite Oesterreich.gv.at abgewickelt werden. Die App biete lediglich „mehr Komfort“. Grundvoraussetzung für die Nutzung ist stets die Handy-Signatur, für die App wird zudem ein biometrischer Sensor benötigt. Moderne Smartphones sind bereits mit entsprechenden Fingerabdrucksensoren und Kameras für die Gesichtserkennung ausgestattet, beispielsweise Apples TouchID und FaceID.
Obwohl Digitalministerin Margarete Schramböck im Vorfeld oftmals die digitale Beantragung des Reisepasses in Aussicht gestellt hat, muss man zum Start auf diese Funktion verzichten. Man kann jedoch über die App ein Foto des Reisepasses machen, wobei die wichtigsten Informationen, wie beispielsweise Gültigkeit, erfasst werden. Der Nutzer kann sich dann daran erinnern lassen, wenn der Reisepass abläuft. Optional kann man sich über die App auch beraten lassen, ob der Reisepass in einem bestimmten Land gültig wäre und welche Vorkehrungen, beispielsweise beim Visum, man treffen muss. Auch bei der Ummeldung gibt es vorerst noch Einschränkungen: Diese sind vorerst nur bei Umzügen im Inland möglich. Auch das Anmelden von Nebenwohnsitzen soll erst in der nächsten Ausbaustufe möglich sein, die laut Schramböck im Juli folgen wird.
Die Vision sei laut Schramböck weiterhin, dass künftig alle Behördenwege digital erledigt werden sollen. In den nächsten Monaten sollen unter anderem die Verlustmeldung von Dokumenten (ab Juli) sowie der digitale Führerschein und Zulassung (ab Dezember, spätestens Anfang 2020) dazukommen.
Letztere sollen vorerst nur im Inland gültig sein, da es derzeit noch keine EU-weite Regelung für einen digitalen Führerschein gibt. "Wir gehen aber davon aus, dass es auch einmal auf europäischer Ebene soweit sein wird, wir sind jetzt nur Vorreiter darin", so Bundeskanzler Sebastian Kurz. Auch beim Reisepass geht Kurz davon aus, dass es in naher Zukunft eine digitale Alternative geben wird. "Technisch ist das aber derzeit noch nicht möglich, weil es noch nicht sicher genug ist. Vielleicht wird uns das in zwei oder drei Jahren einmal gelingen", sagte Schramböck.
"Datensicherheit war uns bei der Entwicklung sehr wichtig, deswegen verwenden wir auch die Handy-Signatur", so die Digital-Ministerin, die auf derzeit 1,1 Millionen aktive Handy-Signaturen verweist. Vor allem die Volksbegehren im Vorjahr haben die Zahl der Handy-Signatur-Nutzer nochmals deutlich gesteigert. "Die Daten werden nicht auf dem Handy gespeichert, diese bleiben in den sicheren zentralen Registern, die wir haben." Wer das Gerät dennoch verliert, sollte seine Handy-Signatur über eine eigens eingerichtete Hotline sperren lassen.
Informationen schwer auffindbar
Mit der neuen Plattform und App reagiert man vor allem auf die Kritik, die digitalen Behörden-Dienste seien nur schwer auffindbar. Auf „Oesterreich.gv.at“ sollen etwa alle Informationen aus den Portalen help.gv.at, dem Unternehmensserviceportal, Rechtsinformationssystem und data.gv.at zusammengeführt werden. Ein Chatbot namens MONA soll, ähnlich wie der WienBot, zudem Fragen der Nutzer beantworten und diese bei der Suche unterstützen.
Laut einer repräsentativen Studie der Unternehmensberatung Ernst & Young fühlen sich nur 23 Prozent der Österreicher über die verfügbaren Angebote gut informiert. Das machte eine weitere Zahl der Statistik deutlich: 78 Prozent der Befragten wünschten sich, dass man einen Wohnsitz online an- und abmelden könnte, obwohl das bereits seit geraumer Zeit möglich ist. Derzeit gibt es knapp 200 Vorgänge, die online abgewickelt werden.
Klassisches Amt bleibt - vorerst
Das Digitalangebot in Österreich wird rege genutzt. Laut der EY-Studie wickeln bereits 31 Prozent der Österreicher ihre Behördenwege vorrangig online ab. Jährlich werden die Behörden-Plattformen mehr als 55 Millionen Mal genutzt, wobei 14 Millionen Aufrufe davon auf digitale Amtswege zurückzuführen sind. An den klassischen Amtswegen wolle man nichts verändern, Öffnungszeiten und Zahl der Ämter sollen vorerst gleich bleiben.
"Uns ist es wichtig, dass unsere Kunden den Weg gehen können, den sie wollen", so Schramböck. Doch Kurz sagt, in den nächsten Jahren laufe alles auf das digitale Amt hinaus: "Mittelfristig wird es einen Transformationsprozess geben. Wir wollen den Weg aufrechterhalten, aber es wir deinen Wandel geben. Wer geht heute noch auf eine Bank, um eine Überweisung zu tätigen?"