Google legt Projekt für zensierte China-Suchmaschine auf Eis
Google hat sein intern massiv umstrittenes Projekt zur Entwicklung einer zensierten Suchmaschine für den chinesischen Markt auf Eis gelegt. Das berichtet The Intercept unter Berufung auf Insider. Das Projekt mit dem Namen Dragonfly sorgte weltweit für Aufsehen, auch unter Googles eigenen Mitarbeitern. So wurde ein von mehr als 1.000 Mitarbeitern unterzeichneter Brief an die Konzernführung geschickt, indem es hieß, ein derartiges Projekt würde "dringende moralische und ethische Fragen“ aufwerfen.
265.com
Bereits im August veröffentlichte The Intercept Details zur Entwicklung von Dragonfly. Demnach habe Google die in China zugelassene Seite 265.com genutzt, um Marktforschung zu betreiben. Google hatte die Webseite 2008 gekauft und liefert dort unter anderem aktuelle Nachrichten oder Informationen zu Flügen oder Hotels. Auch Suchen sind möglich, sie werden jedoch zu Baidu, Chinas populärster Suchmaschine weitergeleitet.
Laut The Intercept soll Google die dort eingegebenen Suchen analysiert haben, um den Markt zu sondieren. Googles internes Privacy-Team wurde von dem Projekt übrigens nicht unterrichtet.
Mit den gewonnenen Informationen habe man einen Prototyp von Dragonfly entwickelt. Begriffe wie „Menschenrechte“, „Studentenproteste“, oder „Nobelpreis“ sollen darin gefiltert werden. Weiters berichten die anonymen Quellen, dass auch Dinge wie Wetter und Luftverschmutzung bei Dragonfly ausschließlich von staatlichen chinesischen Quellen zugeliefert werden.
Widerstand
Widerstand gegen die Pläne gab es nicht nur intern sondern auch von Menschenrechtlern. So rief etwa die Organisation Reporter Ohne Grenzen (ROG) Google-Chef Sundar Pichai dazu auf, das Projekt aufzugeben.
Zuletzt wurde Pichai im Rahmen einer Fragestunde vor dem US-Kongress zu den Plänen befragt. Er erklärte damals, aktuell keine Pläne für den Start einer Suchmaschine in China zu haben.