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Microsoft kauft Activision Blizzard für 68,7 Milliarden Dollar

Microsoft ist bereit, für Activision Blizzard einen heftigen Aufpreis zu zahlen: Das Gebot von 95 Dollar je Aktie liegt gut 45 Prozent über dem Schlusskurs von 65,39 Dollar am vorherigen US-Handelstag am Freitag. Die Spielefirma werde damit insgesamt mit 68,7 Milliarden Dollar (60,4 Mrd. Euro) bewertet, wie Microsoft am Dienstag mitteilte.

Mit Titeln wie "Call of Duty", "Starcraft", "Overwatch" und "World of Warcraft" hat sich das Gaming-Unternehmen mit Sitz in Kalifornien einen Namen gemacht. Auch das populäre Handy-Spiel "Candy Crush" stammt von Activision Blizzard. 

Durch die Übernahme avanciert Microsoft nach eigenen Angaben zum drittgrößten Spiele-Unternehmen der Welt - hinter Tencent und Sony. 

Spiele sind heute die dynamischste und aufregendste Kategorie im Unterhaltungsbereich auf allen Plattformen und werden eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung von Metaversen-Plattformen spielen", sagte Microsoft Chief Executive Officer Satya Nadella in einer Erklärung.

"Technologieunternehmen von Microsoft bis Nvidia haben große Wetten auf das so genannte Metaversum abgeschlossen, wobei sich die Begeisterung dafür Ende letzten Jahres verstärkte, nachdem Facebook sich in Meta umbenannt hatte, um seinen Fokus auf sein Virtual-Reality-Geschäft widerzuspiegeln", so David Wagner, Aktienanalyst und Portfoliomanager bei Aptus Capital Advisors. "Dies ist ein bedeutender Deal für die Verbraucherseite des Geschäfts und, was noch wichtiger ist, Microsoft erwirbt Activision und startet damit das Metaversum-Wettrüsten."

Activisions Spiele-Bibliothek verschaffen Microsofts Xbox-Spieleplattform zudem einen Vorteil gegenüber Sonys Playstation, die sich seit Jahren eines stetigen Angebots an exklusiven Spielen erfreut.

Umstrittener Blizzard-CEO soll bleiben

Für weiteres Aufsehen könnte eine Entscheidung über die Führungsriege des Spiele-Unternehmens sorgen. Der bisherige Chef von Activision Blizzard, Bobby Kotick, soll nämlich weiter an der Spitze der Spielefirma blieben, hieß es.

Kotick war in den vergangenen Monaten nach Vorwürfen von sexueller Belästigung und Diskriminierung bei dem Unternehmen in die Kritik geraten. Unter anderem wurde ihm vorgehalten, nicht entschieden genug gegen Fehlverhalten von Managern eingeschritten zu sein.

Activision Blizzard war im Sommer vom US-Bundesstaat Kalifornien verklagt worden. Der Konzern habe eine sexistische Unternehmenskultur gefördert, bei der Frauen systematisch benachteiligt würden, kritisierte die für die Einhaltung fairer Arbeitsbedingungen in dem Bundesstaat zuständige Behörde DFEH. Die Firma wies die Vorwürfe zunächst weit von sich, beauftragte dann aber doch eine Anwaltsfirma mit der Aufklärung der Vorwürfe.

In der Industrie wurde auch immer wieder die Frage aufgeworfen, ob ein Neuanfang bei Activision Blizzard mit Kotick an der Spitze überhaupt möglich sei. Er hielt sich jedoch mit Rückhalt seines Verwaltungsrates fest im Chefsessel. Nach Abschluss der Übernahme soll Activision Blizzard nun Microsofts Spiele-Chef Phil Spencer unterstellt werden, der damit Koticks Boss wäre.

Zustimmung der Wettbewerbsbehörden notwendig

Microsoft rechnet mit einem Abschluss des Deals bis Ende seines nächsten Geschäftsjahres, das bis Mitte 2023 läuft. Vorher muss unter anderem noch die Zustimmung der Wettbewerbshüter eingeholt werden.

Der Deal wird den Xbox-Hersteller auf das Radar der Gesetzgeber bringen, sagte Andre Barlow von der Anwaltskanzlei Doyle, Barlow & Mazard PLLC: "Microsoft ist bereits groß im Spielegeschäft." Eine Quelle, die mit der Angelegenheit vertraut ist, sagte jedoch, dass Microsoft eine Break Fee von 3 Milliarden Dollar zahlen würde, wenn der Deal scheitert, was darauf hindeutet, dass das Unternehmen zuversichtlich ist, die kartellrechtliche Genehmigung zu erhalten.

Microsoft, das bereits Spielestudios mit bekannten Titeln wir „Doom“ und „Minecraft“ unter seinem Dach hat, würde seine Marktposition mit Activision Blizzard deutlich stärken. Games der Firma locken monatlich knapp 400 Millionen Spieler an. Rund 245 davon entfallen auf den vor einigen Jahren übernommenen „Candy Crush“-Anbieter King.

Branche im Umbruch

Die Spielebranche befindet sich aktuell in einem großen Wandel. Zum einen verlagert sich mehr Geschäft von Konsolen und PCs auf Smartphones. Dort sind die Games meist zwar kostenlos zu spielen - viele Nutzer geben aber Geld für zusätzliche Inhalte oder Hilfen aus. Diese kleinen Beträge addieren sich angesichts der Größe des Smartphone-Marktes zu beträchtlichen Summen.

Zum anderen gehört Microsoft zu den Plattform-Anbietern, die versuchen, Spiele-Streaming im Markt zu etablieren. Die Spiele laufen dabei eigentlich nicht auf den Geräten der Nutzer, sondern auf Servern im Netz. Das Modell bietet die Aussicht auf fortlaufende Abo-Einnahmen statt des einmaligen Verkaufs einer Konsole. Allerdings sind schnelle und reaktionsfreudige Internet-Verbindungen eine Grundvoraussetzung für das Modell, das bisher noch ein Nischenangebot ist.

Microsofts Geschäft mit der Xbox-Konsole wurde zuletzt - wie auch beim Konkurrenten Sony mit seiner Playstation - stark von den globalen Engpässen bei Chips und anderen Bauteilen zurückgehalten. Xbox- und Playstation-Geräte der neuesten Generation sind mehr als ein Jahr nach der Markteinführung nach wie vor schwer zu bekommen.

Das Datenanalyseunternehmen Newzoo schätzt, dass der weltweite Spielemarkt im Jahr 2021 einen Umsatz von 180,3 Milliarden Dollar erwirtschaftet hat und erwartet, dass dieser bis 2024 auf 218,8 Milliarden Dollar ansteigen wird.

Pandemie-Gewinnner

Activision Blizzard profitierte wie auch andere Branchenplayer zeitweise von der Corona-Pandemie, in der Menschen mehr Zeit mit Videospielen und Smartphone-Games verbringen. Zuletzt verbuchte die Firma im Ende September abgeschlossenen Quartal ein leichtes Umsatzplus auf gut 2 Milliarden Dollar. Der Gewinn legte im Jahresvergleich um rund sechs Prozent auf 639 Millionen Dollar zu.

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