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Drogen im Darknet bestellt: Wiener Polizei forscht Händler aus

Die Wiener Polizei hat Online-Drogenhändlern das Handwerk gelegt. Drei Personen sitzen in Haft, zwei wurden auf freiem Fuß angezeigt. Haupttäter ist ein 24-jähriger Wiener, ebenso in U-Haft sitzen seine 19-jährige Ex- und die 22-jährige aktuelle Lebensgefährtin. Via Darknet bestellten sie Drogen, deponierten sie unter Containern und übermittelten ihren Abnehmern die dazugehörigen GPS-Daten.

Die Täter „legten ein sehr konspiratives Verhalten an den Tag“, berichtete Oberst Gerhard Winkler, Leiter der Außenstelle Süd des Landeskriminalamtes Wien bei einem Pressegespräch am Mittwoch. Die Ermittler stellten Suchtmittel mit einem Wert von 350.000 Euro sicher. In diversen Depots der Tätergruppe fanden sie 16,5 Kilogram Metamphetamin, 1,5 Kilogramm MDMA und ein halbes Kilogramm Kokain mit einem Reinheitsgehalt von 95 Prozent, dazu kam über ein Kilogramm des Narkosemittels Ketamin.

Drogen im Darknet bestellt

Seit eineinhalb Jahren sollen der Mann und seine Freundinnen via Darknet Drogen bestellt, in einem Wald nahe Mistelbach portioniert sowie unter Glas- oder Kleidungs-Containern in Wien versteckt und so an ihre Abnehmer gebracht haben. Geliefert wurden die synthetischen Suchtmittel an falsche Adressen. Bei der Abholung eines mehr als 14 Kilogramm schweren Amphetamin-Pakets in einer Postfiliale in Wien wurden der 24-jährige und seine Freundin Mitte September festgenommen.

Winkler sprach von einer „Tätergruppe der Generation 4.0“. Sie hätten ihre kriminellen Aktivitäten unter „Ausnützung aller elektronischer Medien“ durchgeführt. Der 24-Jährige orderte im Darknet Drogen, bezahlte mit Kryptowährung und gab als Lieferadresse leer stehende Wohnungen an. Listen mit solchen frei stehenden Objekten finden sich ebenso im Darknet. An die Unterkünfte wurden die Bestellungen dann geliefert, teilweise ging der junge Mann auch „ungeniert aufs Postamt und holte Pakete ab“, berichtete Winkler.

Drogen unter Glascontainern versteckt

Die Abnehmer der Drogen lernten die Wiener zunächst „auf analogem Weg bei diversen Rave-Partys kennen“. In weiterer Folge wurden die „Bestellungen virtuell und über Messenger-Dienste durchgeführt“. Den Kunden wurden „GPS-Daten gegeben, wo die Bestellung im öffentlichen Raum, zumeist unter Glas- oder Altpapier-Containern, deponiert ist“, berichtete Winkler. Die Abnehmer holten dort ihre Drogen ab und hinterlegten Bargeld, das in weiter Folge von den Dealern eingesammelt wurde. Als Gewerbegebiet definierten die Dealer Außenbezirke in der Bundeshauptstadt, ihre Suchtmittel deponierten sie primär in Hietzing und Liesing. In einem Waldstück nahe Mistelbach wurden die Drogen zwischengelagert, mit einer Tablettenpressmaschine wurden sie für die Abnehmer portioniert. Auch das transportable, rund 100 Kilogramm schwere Gerät wurde sichergestellt.

Im März stießen die Ermittler erstmals auf die Tätergruppe. Der Zoll stellte eine „verdächtige Sendung aus Holland sicher“. In fünf Paketen wurden Suchtmittel verschickt, hauptsächlich Amphetamin sowie MDMA. Auch geriet der 24-Jährige im Zuge der Ermittlungen in Deutschland in eine Polizeikontrolle. Nach einer größeren Drogenbestellung aus den Niederlanden, die er persönlich tätigte, wurde er auf der Rückfahrt in Mönchen-Gladbach von der deutschen Polizei gestoppt. Er war unter Drogeneinfluss unterwegs, auch schlugen Drogenspürhunde bei der Durchsuchung des Wagens an, gefunden wurde im Fahrzeug allerdings nichts mehr.

Beobachtet und festgenommen

Umfangreiche Observationen und Ermittlungen waren die Folge. Als der 24-Jährige und seine 19-jährige Freundin im September ein Paket mit rund 14 Kilogramm Amphetamin bei der Post abholten, wurden sie festgenommen. Der Haupttäter ist bereits einschlägig vorbestraft und verfügt laut Ermittlern über eine „hohe kriminelle Energie“. Seine aktuelle Freundin „unterstütze ihn immer wieder bei allen möglichen Tätigkeiten“, sagten die Kriminalisten. Die 22-jährige Ex-Freundin war primär als Subdealerin tätig. Das Trio sitzt in Haft, während der Wiener und seine Lebensgefährtin schweigen, war die 22-Jährige geständig. Auch ein weiterer Mann und eine Frau wurden wegen Drogenhandels angezeigt.

Bei Dealern, die via Darknet bestellen, habe man es mit Tätern zu tun, „die keinen kriminellen Hintergrund haben, oftmals Anfang 20 sind und so in schwerste Drogenkriminalität hineinrutschen“, sagte Robert Taferner, Leiter des Referats Suchtmittelhandel via Postversand und Internet im Bundeskriminalamt. Ihnen „reicht ein Internetanschluss“, sagte der Experte. „Jeder, der googeln kann, kann online Drogen kaufen“, betonte der Ermittler. „Die Endabnehmer verlieren aber nicht nur ihr Geld, sie bekommen auch Hausbesuche von uns“, warnte Taferner.

Zahlreiche Drogensendungen sichergestellt

Seit 2016 haben die Behörden in Österreich mehr als 10.000 Drogensendungen, rund 340 Kilogramm Drogen, darunter 90.000 Tabletten, sichergestellt. Dies erfolgte durch „stichprobenartige Zollkontrollen“. Online geordert werden hauptsächlich synthetische Drogen, Kokain beispielsweise habe eine „überdurchschnittliche Qualität“. 85 Prozent der Suchtmittelsendungen sind auf die Niederlande zurückzuführen, berichtete der Experte.

Die Organisierte Kriminalität „hat längst erkannt, dass sie den Profit ihres Lebens machen kann durch den Online-Handel“, sagte Taferner. Während früher kriminelle Energie notwendig war, um Drogen zu bekommen, könne sich diese nunmehr jeder 16-Jährige in den hintersten Winkel Österreichs liefern lassen. Die Polizei werde jedenfalls weiterhin „rigoros sicherstellen“ und ihre Maßnahmen intensivieren.

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