Northrop Grumman zeigt erstmals Navy-Stealth-Fighter F/A-XX
Northrop Grumman hat ein Konzeptbild für das geplante US-Navy-Kampfflugzeug der 6. Generation, die F/A-XX, veröffentlicht. Das Bild ist auf der Webseite des möglichen Herstellers zu sehen, allerdings überlagert von einem Schriftzug. The War Zone hat von Northrop Grumman das Motiv auch ohne die Überlagerung zur Verfügung gestellt bekommen.
Zu sehen ist der vordere Teil des Jets, inklusive Cockpit und ein Teil des Rumpfes. Das Cockpit wirkt für einen einzelnen Piloten durchaus voluminös. Auch das Fahrwerk ist massiv, das ist allerdings aufgrund der oft eher rauen Einsatzbedingungen auf Flugzeugträgern durchaus üblich. Der gesamte Jet wirkt jedenfalls groß, was auf viel Platz für Treibstoff und Waffen zurückschließen lässt.
Geringe Radarsignatur
Generell präsentiert sich das Design typisch für Stealth-Jets, etwa bei dem nahtlosen Übergang zwischen Tragflächen und Rumpf. Auffällig ist zudem der sichtbare Lufteinlass, dessen Design ebenfalls im Hinblick auf eine möglichst geringe Radarsignatur gewählt worden sein dürfte.
Laut Northrop Grumman handelt es sich um ein Rendering des aktuell in Erwägung gezogenen Designs. Gleichzeitig betont man jedoch, dass sich bis zur Serienreife noch viel ändern könnte. Denkbar ist außerdem, dass das Rendering bewusst verfälscht wurde, um keine sensiblen Informationen preiszugeben. Wann genau das Bild hochgeladen wurde, ist unklar.
Was bedeutet Kampfjet der 6. Generation?
Kampfjets werden in Generationen eingeteilt. Die aktuellste, die im Einsatz ist, ist die 5. Generation, die sich durch vor allem durch Tarnkappeneigenschaften auszeichnet. Dazu gehören etwa die F-22, F-35, Su-57, J-20 und J-35.
Zu den derzeit noch lose definierten Fähigkeiten eines Kampfjets der 6. Generation gehören:
- Tarnkappeneigenschaften und interner Waffenschacht
- Für Luftkämpfe und Bodenangriffe geeignet
- Geeignet für elektronische Kriegsführung
- Erweiterte Datenübertragungsfähigkeiten für das vernetzte Schlachtfeld und Datenübertragung direkt zu Satelliten
- Kann optional ferngesteuert und mindestens teilautonom mittels KI agieren
- Helm-Display ist mit Außenkameras verbunden, damit der Pilot „durch das Flugzeug“ durchschauen kann und so eine 360-Grad-Rundumsicht hat
- Adaptives Triebwerk
- Erweiterte Gegenmaßnahmen, wie Jammer, Infrarot-Blender und optional Energiewaffen – etwa um anfliegende Raketen per Laser zu zerstören
Offene Fragen
Aktuell konkurriert Northrop Grumman mit Boeing um den Auftrag, nachdem Lockheed Martin offenbar ausgeschieden ist. Wer ihn schlussendlich baut, ist aber nicht die einzige Frage rund um den Jet. So warf auch die Finanzierung zuletzt Fragen auf.
Das Pentagon will etwa laut Budgetentwürfen für das nächste Fiskaljahr das Programm streichen. Dem stellte sich aber das Senate Committee on Appropriations entgegen. Der ständige Ausschuss des Senats ist für die Bereitstellung der finanziellen Mittel zuständig und präsentierte einen eigenen Budgetvorschlag, in dem 1,4 Milliarden US-Dollar für die F/A-XX vorgesehen sind.
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Boeing-Konzept der F/A-XX mit Wingman-Drohne
© Boeing
Hintergrund der Einsparungen dürfte in erster Linie Donald Trump und sein Wunsch nach dem “besten und tödlichsten Flugzeug, das jemals gebaut wurde“ sein. Das soll nämlich die F-47 werden, die sich der 47. Präsident der Vereinigten Staaten wünscht.
Damit die noch vor Ende seiner Amtszeit abhebt, müssen Milliarden in das Projekt fließen. Und darum muss bei anderen Dingen, wie etwa dem neuen Navy-Stealth-Fighter gespart werden.
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Das Enthüllungsbild der F-47
© US Air Force
F/A-XX für den Krieg im Pazifik
Zuvor hatte sich die US Navy vehement dafür ausgesprochen, dass die F/A-XX nicht auf Eis gelegt wird. Admiral Daryl Caudle, Kandidat für den Posten des Chief of Naval Operations, hat gesagt: „Die Fähigkeit, die Luftüberlegenheit zu erhalten, wird auf das Spiel gesetzt, wenn die Navy nicht in einer relevanten Zeitspanne einen Kampfjet der 6. Generation erhält. Ohne Ersatz wird die Navy gezwungen, Generation-4-Flieger nachzurüsten und mehr Jets der 5. Generation zu kaufen - in einem Versuch, mit den Kampfjets der 6. Generation mitzuhalten, einer Bedrohung, die bereits fliegt.“
USS Gerald R. Ford Flugzeugträger der Navy in Griechenland
© EPA / GEORGE VITSARAS
Die Bedrohung ist in erster Linie China. Das Land hat bereits Ende 2024 mit Testflügen für die J-36 und J-50 begonnen. Beide sind Kampfjets der 6. Generation. Erst kürzlich ist zudem ein weiterer Stealth-Jet entdeckt worden.
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Die Rüstungsstrategie der USA ist derzeit stark auf einen Konflikt mit China im Pazifik ausgerichtet. China hat mehrfach angedroht, Taiwan zu erobern. Die USA haben mehrfach angekündigt, dass man Taiwan zu Hilfe eilen werde. Und genau das würde dann die Navy mit ihren Flugzeugträgern übernehmen müssen.
Andere Jets der Navy
Derzeit setzt die Navy auf ihren Trägern vor allem auf 3 Kampfflugzeugtypen: die F/A-18E/F Super Hornet, die EA-18G Growler (jeweils Kampfjet der 4. Generation) und die F-35C Lightning II (5. Generation). Die Super Hornet bildet seit den frühen 2000er Jahren das Rückgrat der trägergestützten Kampfjetflotte.
Die EA-18G Growler ist eine auf der Super Hornet basierende Variante für elektronische Kampfführung und dient unter anderem zur Störung gegnerischer Radarsysteme. Diese Fähigkeit sollte künftig auch der Jet der 6. Generation haben.
Der wichtigste Nachteil von Super Hornet und Growler: Sie sind keine Stealth-Jets, können also von gegnerischen Radarsystemen relativ leicht erkannt werden. Im Unterschied zur F-35C Lightning II, von der die Navy derzeit aber nur 110 Stück besitzt. Zudem sind sie mit einigen Trägern nicht kompatibel. Sogar auf der USS Gerald R. Ford, der neueste und modernste Flugzeugträger der US Navy, fehlen unter anderem spezielle Einrichtungen für die Wartung und den Umgang mit der F-35C.