
Die A-10 wird von der F-47 in die Frühpension gejagt
Superflieger ist zu teuer: F-47 killt F/A-XX, A-10 und F-35
Donald Trump will sich mit der F-47 ein Denkmal setzen. Er will der US-Präsident sein, der das vor über 10 Jahren begonnene NGAD-Projekt, aus dem die F-47 hervorgeht, zum Erfolg gebracht hat.
Deshalb trägt der Kampfjet der 6. Generation auch die Nummer 47 – weil Trump gerade der 47. Präsident der USA ist. Damit sein Triumph zementiert ist, muss der Stealth-Fighter aber bis Ende 2028 fliegen, also noch innerhalb Trumps Amtszeit.
➤ Mehr lesen: Warum der neue US-Superflieger F-47 europäische Kampfjets kopiert
Und damit das gelingt, geht das Pentagon jetzt „all in“, wie es ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums ausdrückt. Der Budgetvorschlag 2026 für die Streitkräfte sieht mehr Geld für die Entwicklung des „Superfliegers“ vor, den Trump auch als den besten und tödlichsten Kampfjet der Welt bezeichnet hat. Auf der Strecke bleiben dabei die F/A-XX, A-10, E-7 und sogar Teile der F-35-Flotte.

F/A-XX-Konzeptgrafik von Boeing
© Boeing
Kein neuer Jet für die Navy
Die US Navy hat ein eigenes NGAD-Projekt, aus dem die F/A-XX hervorgehen soll. Der neue Stealth-Fighter soll auf Flugzeugträgern die alternden F/A-18E/F ablösen, die vor 24 Jahren in Dienst gestellt wurden.
Das Aus für die F/A-XX hat sich schon angebahnt. Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass bereits der US Navy zugesagtes Budget, für deren Kampfjet der 6. Generation, jetzt der Air Force zugeteilt wird. Jetzt wird das Projekt offiziell auf Eis gelegt.
„Das F/A-XX Programm der Navy wird minimale Finanzierung bekommen, um den Entwicklungsfortschritt zu erhalten“, sagt ein Vertreter des US-Militärs bei der Vorstellung des Budgetvorschlags für 2026. Das kann man in etwa vergleichen mit der Übernahme der Lagerkosten, damit bereits gebaute Prototypen in einem Hangar bleiben können, anstatt verschrottet zu werden.
Was bedeutet Kampfjet der 6. Generation?
Kampfjets werden in Generationen eingeteilt. Die aktuellste, die im Einsatz ist, ist die 5. Generation, die sich durch vor allem durch Tarnkappeneigenschaften auszeichnet. Dazu gehören etwa die F-22, F-35, Su-57, J-20 und J-35.
Zu den derzeit noch lose definierten Fähigkeiten eines Kampfjets der 6. Generation gehören:
- Tarnkappeneigenschaften und interner Waffenschacht
- Für Luftkämpfe und Bodenangriffe geeignet
- Geeignet für elektronische Kriegsführung
- Erweiterte Datenübertragungsfähigkeiten für das vernetzte Schlachtfeld und Datenübertragung direkt zu Satelliten
- Kann optional ferngesteuert und mindestens teilautonom mittels KI agieren
- Helm-Display ist mit Außenkameras verbunden, damit der Pilot „durch das Flugzeug“ durchschauen kann und so eine 360-Grad-Rundumsicht hat
- Adaptives Triebwerk
- Erweiterte Gegenmaßnahmen, wie Jammer, Infrarot-Blender und optional Energiewaffen – etwa um anfliegende Raketen per Laser zu zerstören
Pentagon wälzt die Schuld auf die Hersteller ab
Es gibt auch eine offizielle Erklärung dafür, warum die Navy auf ihre F/A-XX verzichten muss, obwohl das Projekt anscheinend so weit vorangeschritten war, dass man kurz davor war, den Sieger der Ausschreibung zu verkünden. „Diese Entscheidung wird die Fähigkeit erhalten, die Arbeit an der F-47 voranzutreiben, ohne die qualifizierten Techniker der Rüstungsindustrie zu überlasten.“

Das Enthüllungsbild der F-47
© US Air Force
Die Rüstungsindustrie sieht das freilich anders. Als eine ähnliche Aussage vor einigen Woche gefallen ist, hat Boeing deutlich widersprochen. „Unsere Strategie war, dass wir an beiden NGAD-Projekten teilnehmen, gewinnen und abliefern werden“, sagte Steve Parker, CEO von Boeing Defense.
Boeing hat das NGAD-Projekt der Air Force gewonnen und wird die F-47 bauen. Das Unternehmen hat sich auch um die F/A-XX-Ausschreibung bemüht. „Wir haben 5 Milliarden US-Dollar investiert, um beide NGAD-Projekte voranzutreiben. Also ja, wir können absolut beide Jets bauen.“

Boeing-Konzept der F/A-XX mit passender Wingman-Drohne
© Boeing
Der wahre Grund: Geldmangel
Rüstungsexperten zweifeln daran, dass Trump die Rüstungsindustrie schonen will. Vielmehr wird vermutet, dass es ums Geld geht. Trump hat beim Antritt der Präsidentschaft lautstark versprochen, „unnötige“ Staatskosten zu reduzieren. Dafür hat er ua. Elon Musk zum Chef der Behörde DOGE gemacht, deren Ziel sein sollte, Milliarden Dollar in der Verwaltung einzusparen.
➤ Mehr lesen: Elon Musk ist offiziell raus aus der US-Politik

Elon Musk trat als DOGE-Chef mit Kettensäge auf, um zu verdeutlichen, dass er radikale Sparmaßnahmen am Staatsapparat durchsetzen werde
© REUTERS / Nathan Howard
Aber sparen und einen Kampfjet der 6. Generation bestellen, dessen prognostizierter Stückpreis mit über 240 Millionen US-Dollar 3-mal so hoch sein wird wie der einer F-35, verträgt sich nicht. Also wird rundherum der Rotstift angesetzt, damit Trumps F-47 möglichst rasch abheben kann.
Weniger F-35
Dass diese Vermutung plausibel ist, sieht man an anderen Stellen des Budgetvorschlags. Die F-47 hat nicht nur die F/A-XX gekillt, sondern beschneidet jetzt auch die F-35-Beschaffung. „Die aktuellen Bestellungen der F-35 werden von 74 auf 47 Stück gekürzt“, so ein Vertreter des US-Militärs. Dass hier wieder die Zahl 47 im Spiel ist, lässt daran zweifeln, ob die benötigte Menge an F-35s tatsächlich kalkuliert, oder bloß festgelegt wurde, weil Trump die Nummer 47 mag.
Welche Variante der F-35 die 27 stornierten Stück sind, ist nicht bekannt. Der Stealth-Fighter der 5. Generation wird als F-35A von der Air Force und als F-35B und C von den Marines und der Navy genutzt.
Allerdings gab es zuvor Berichte, dass die Bestellung für die F-35A im Fiskaljahr 2026 stark reduziert wird. In den vergangenen Jahren hat die Air Force jährlich zwischen 40 und 60 F-35As gekauft. Sollten die 27 Stück alles F-35As sein, wäre die Bestellung für 2026 um gut die Hälfte gekürzt.
Laut dem Pentagon würde die Reduktion der F-35-Bestellung „das Minimum der Produktionsrate erhalten, mehr Finanzierung für das Block-4-Upgrade bereitstellen und Readiness-Herausforderungen adressieren.“ Mit Block 4 soll die F-35 ein neues Radar und erweiterte Fähigkeiten der elektronischen Kriegsführung bekommen, sowie die Kompatibilität zu mehr Waffen. Das Projekt hat mittlerweile mehrere Jahre Verzögerung.
➤ Mehr lesen: Amerikanischer Stealth-Fighter für Polen: Erste F-35A Husar ist fertig
Readiness ist einen Wert in Prozent, um zu beschreiben, wie einsatzbereit bestimmtes Kriegsgerät ist. 2024 lag die Readiness der F-35A bei 51,5 Prozent. Von den etwa 400 aktiven F-35A, die die US Air Force derzeit betreibt, waren also nur rund die Hälfte einsatzbereit, während die anderen gewartet, repariert oder aufgerüstet wurden. Ein Ersatzmangel hat zusätzlich dafür gesorgt, dass einige F-35s länger als geplant am Boden blieben.

Eine F-35A bekommt ein neues Cockpit-Glas
© US Air Force
A-10 muss früher in Pension
Um Geld zu sparen, soll auch die legendäre A-10 Warthog früher als geplant in Rente. Laut aktuellen Plänen will die Air Force im Fiskaljahr 2026 alle 162 Stück ausmustern – zuvor war das für 2029 vorgesehen. Das soll Geld freispielen, das man in den nächsten Jahren sonst für Wartung und Instandhaltungskosten benötigt hätte.
Die A-10 wurde 1976 in Dienst gestellt. Dass sie bis jetzt aktiv ist, liegt daran, dass die US-Streitkräfte kein vergleichbares Flugzeug haben. Die A-10 ist ein Erdkampfflugzeug, also dafür gemacht, um aus eher niedrigen Höhen Ziele am Boden anzugreifen.
Sie wurde ursprünglich für das Szenario entworfen, dass die Sowjetunion mit großen Panzerverbänden versucht Europa zu erobern. Um diese zu bekämpfen, hat sie die GAU/8 – eine 7-läufige Gatling-Kanone im Kaliber 30mm mit einer Feuerrate von bis zu 65 Schuss pro Sekunde. Das Abfeuern erzeugt den ikonischen „BRRRRRT“-Sound, wegen dem die A-10 ein Fan Favorite unter Rüstungsbegeisterten ist.
Im Kalten Krieg hatte die A-10 keinen Kampfeinsatz, dann aber im Golf-Krieg 1991 und 2003, in Bosnien, im Kosovo, in Afghanistan und in Libyen. Im Dezember 2024 gab es zuletzt bestätigte Kampfeinsätze in Syrien gegen den IS. Im März 2025 war die A-10 im Nahen Osten an Operationen gegen die Huthi involviert, allerdings ist nicht bekannt, ob sie dabei tatsächlich Ziele angegriffen hat.
Die Aufgaben der A-10 soll künftig die F-15EX übernehmen. Die ist zwar nicht speziell für den Erdkampf ausgelegt, hat aber eine hohe Traglast, die in diesem Fall für eine große Stückzahl an Luft-Boden-Raketen und gelenkte Bomben genutzt werden kann.
Das Budget für 2026 sieht auch deshalb den Kauf von 21 Stück F-15EX vor, obwohl zuvor überlegt wurde, dass nach den 18 Stück im Jahr 2025 Schluss ist. Dafür werden noch einige Stück anderer Flieger ausgemustert. Im Fiskaljahr 2026 will die Air Force 62 F-16C/D, 21 F-15E, 13 F-15C/D, 14 C-130H und 3 EC-130H außer Dienst stellen.
➤ Mehr lesen: F-15EX in Dienst gestellt: Das kann der neue Kampfjet
E-7 Wedgetail gestrichen
Das Programm E-7 wird ganz gestrichen. Das Frühwarnflugzeug auf Basis der Boeing 737-700 ist etwa bei der Australischen Luftwaffe schon seit 2012 im Einsatz.
Bei der Air Force sollte die E-7 die E-3 ersetzen, die 1976 in Dienst gestellt wurde. Ursprünglich wollte die Air Force 26 Stück der E-7 kaufen. Dass das Programm gestrichen wurde, begründet das Pentagon damit, dass die Kosten pro Flugzeug von geplanten 588 Millionen auf 724 Millionen US-Dollar gestiegen sind. Außerdem hätte man Bedenken, dass die Maschine zu leicht vom Feind abgeschossen werden könnte.
Die alternden E-3, die bald außer Dienst gestellt werden müssen, sollen stattdessen durch Satelliten-Aufklärung ersetzt werden. Außerdem könne laut dem Pentagon die Flotte der Northrop E-2D Hawkeye der US Navy aufgestockt werden, um die Lücke in der Luftraumüberwachung im Pazifik zu schließen, die das Ausscheiden der E-3 hinterlassen könnte.
F/A-XX sollte China in Zaum halten
Dass die Navy für die Air Force die Luftraumüberwachung übernehmen soll, wenn es zu einem Konflikt mit China kommt, ist fast schon ironisch. Schließlich wurde wegen der F-47 der Air Force gerade die F/A-XX gestrichen. Und die F/A-XX wäre auf den Flugzeugträgern der Navy an vorderster Front in einer bewaffneten Auseinandersetzung mit China gewesen.
➤ Mehr lesen: China testet einzigartige Schiffe für Invasion von Taiwan
Rüstungsexperten sind deshalb skeptisch, ob der Fokus auf die F-47 die richtige Taktik ist. Schließlich sind ein Großteil der Rüstungsbemühungen der US-Streitkräfte derzeit auf den potenziellen Konflikt in China ausgelegt. Einige Analysten warnen zudem, dass man mit der F-47 die Fehler der F-22 wiederholen könnte.

F-22 Raptor
© US Air Force
Die F-22, die durch die F-47 ersetzt werden soll, war ebenfalls ein Prestigeprojekt für die USA, um den weltweit ersten Kampfjet der 5. Generation in Dienst zu stellen. Die seit 2005 aktive F-22 war so weit über den dem Budget, dass statt 750 Stück schließlich nur 195 gekauft wurden. Und die F-15, die durch die F-22 komplett ersetzt werden sollte, fliegt immer noch.
Als die Produktion der F-22 2011 eingestellt wurde, betrugen die Stückkosten, über das gesamte Projekt hinweg gerechnet, 360 Millionen US-Dollar. Anhand der Inflation würde das heute in etwa 515 Millionen US-Dollar entsprechen.
Keine einzige F-22 ins Ausland verkauft
Von der F-22 wurde kein einziges Stück ins Ausland verkauft. Erst hat das Pentagon den Export verboten, weil die neue Stealth-Technologie nicht in falsche Hände geraten sollte. Später gab es Verhandlungen mit Japan und Israel. Beide sagten schließlich, die F-22 sei zu teuer und entschieden sich später dazu, die weit günstigere F-35 zu kaufen.
Das liegt nicht nur am ohnehin hohen Grundpreis der F-22, sondern auch daran, dass der Exportpreis von Rüstungsgütern nochmals höher ist. Daher wird wohl auch die F-47 nur wenige Abnehmer im Ausland finden, falls überhaupt.
Die F-35A kostet beispielsweise in ihrer Grundversion 83 Millionen US-Dollar, wenn sie die Air Force kauft. Je nach Ausstattung, Serviceverträgen und ob man bereits F-35s betreibt oder Neukunde ist, schwanken die Exportpreise der F-35 stark. Israel zahlt derzeit etwa 120 Millionen US-Dollar für eine F-35I.
➤ Mehr lesen: Israel nutzt als erstes Land F-35 im Beast Mode

F-35I im Beast Mode
© Israeli Air Force
Großbritannien soll für seine F-35As 100 Millionen US-Dollar pro Stück zahlen, ohne Wartungskosten und Serviceverträge. Die Schweiz streitet sich gerade mit dem Flugzeug-Bauer Lockheed Martin, weil die 36 bestellten F-35As jetzt bis zu 7,3 Milliarden Franken kosten sollen, statt 6 Milliarden. Das wären gut 250 Millionen US-Dollar pro Stück. Deutschland wird für seine 35 bestellten F-35As voraussichtlich über 270 Millionen US-Dollar pro Stück bezahlen.
China setzt auf Stealth-Fighter
Der hohe Preis der F-47 lässt bei Analysten Bedenken aufkommen, ob schnell genug ausreichende Mengen davon gekauft werden können, um sie auf US-Stützpunkten im Pazifik, wie etwa in Japan und Südkorea, zu stationieren. Und weil es keine F/A-XX gibt, könnte China dann einen Vorteil im Luftkampf haben.
Aktuell testet China nämlich die J-36 und J-50. Bei beiden könnte es sich um Stealth-Jets der 6. Generation handeln. Die Flieger werden seit Dezember 2024 bei Testflügen gesichtet, während von der amerikanischen F-47 bisher nur stark verhüllte Grafiken gezeigt wurden.
Zudem hat China kürzlich die J-35A vorgestellt und unternimmt verstärkt Testflüge mit der J-35, die künftig auf Flugzeugträgern stationiert werden soll. Im Gegensatz zur F-35 hat die J-35 2 Triebwerke und könnte ihr damit in Sachen Beweglichkeit und beim Luftkampf überlegen sein.
China hat außerdem vor, die J-35A zu exportieren. Damit könnten sich womöglich einige NATO-Länder einem Kampfjet gegenüberstehen sehen, der ihre F-35s aussticht.
Kommentare