Google, Microsoft und Amazon wollen Schaltsekunde abschaffen
Weil unsere Erde für eine Umdrehung nicht genau 24 Stunden, sondern ein kleines bisschen länger benötigt, wird immer wieder zum Jahreswechsel eine Schaltsekunde bei der Internationalen Atomzeit (Temps Atomique International - TAI) eingeschoben. Dadurch will man erreichen, dass die Uhrzeit gleichauf mit der tatsächlichen Erdrotation bleibt. Zuletzt wurde eine solche Schaltsekunde zu Silvester 2016 eingeschoben, insgesamt wurde seit 1972 so bereits 27 Sekunden “gewartet”.
Diese Praxis führt aber auch zu Problemen. Computersysteme, die auf eine präzise Zeitmessung angewiesen sind, können so aus dem Rhythmus geworfen werden. Das führt schlimmstenfalls zu Ausfällen. Angesichts dessen haben Google, Microsoft, Facebook-Mutter Meta und Amazon eine Initiative gestartet, die Schaltsekunde abzuschaffen. Sie argumentieren, dass dadurch mehr Nachteile als Vorteile entstehen.
CNET zitiert einen Meta-Forscher, wonach eine Korrektur frühestens nach 2000 Jahren notwendig sei, bevor es zu Problemen kommen würde. Demnach seien die vielen Korrekturen sinnlos, da sich die Rotationsgeschwindigkeit der Erde ohnehin kaum ändern würde. Zustimmung für den Vorschlag der Tech-Riesen kommt vom US National Institute of Standards and Technology (NIST) und dem französischen Äquivalent, das Bureau International de Poids et Mesures (BIPM).
Abschaffung frühstens 2023
Zuständig für die Atomzeit ist die International Telecommunication Union (ITU). Zuletzt beschäftigt hat man sich mit der Schaltsekunde im Rahmen der ITU World Radiocommunications Conference 2015 (WRC-15). Damals hieß es, es seien noch weitere Untersuchungen notwendig, bevor sie abgeschafft werden könnte. Die nächste Gelegenheit dafür gibt es frühstens 2023 bei der entsprechenden Konferenz.
Zuletzt sorgte die Schaltsekunde 2012 für weitläufige Internet-Ausfälle. Betroffen waren damals Reddit, FourSquare, LinkedIn, StumbleUpon und zahlreiche andere Dienste. Mittlerweile haben IT-Firmen verschiedene Wege gefunden, mit der Schaltsekunde umzugehen. Google entwickelte etwa den “Leap Smear”, wobei die Sekunde nicht auf einmal, sondern in “kleinen Portionen” hinzugefügt wird.
Wie Erdrotation und Zeit zusammenhängen, erfahrt ihr auch im folgenden Video: