Huawei-Mitarbeiter 8 Monate eingesperrt, weil er Abfindung wollte
Huawei gehört schon fast zum Nationalstolz Chinas. Besonders die Wirtschaftssanktionen der USA sorgten dafür, dass sich die Bevölkerung hinter dem Technologieunternehmen formierte. Jetzt ist allerdings ein Vorfall ans Tageslicht gekommen, der die Stimmung kippen ließ. Aufgrund von falschen Anschuldigungen durch Huawei wurde ein Ex-Mitarbeiter für 251 Tage inhaftiert.
Der 35-jährige Li Hongyuan hat 13 Jahre lang für Huawei gearbeitet. Im Jänner 2018 verließ er das Unternehmen, nachdem er eine Abfindung ausgehandelt hatte. Diese bekam er auch: Im März 2018 wurden ihm umgerechnet 39.000 Euro überwiesen. Li war verwundert, dass das Geld von einem privaten Bankkonto kam, anstatt einem Firmenkonto. Als er bei Ex-Kollegen nachfragte, sagten die ihm, es sei bei ihnen genauso gewesen – also anscheinend ein Standard-Vorgehen.
Unterschlagung und Erpressung
Im Dezember 2018 wurde Li festgenommen, weil Huawei die Polizei verständigt hatte. Zuerst wurde ihm Unterschlagung vorgeworfen, dann das Stehlen von Firmengeheimnissen. Im April 2019 wurde ihm schließlich Erpressung vorgeworfen und als Zeuge ein Manager aus der Huawei-Personalabteilung genannt.
Im August 2019 wurde Li freigelassen, wegen „unklarer Fakten und ein Mangel an Beweisen“. Er war 8 Monate inhaftiert, genauer gesagt 251 Tage. Der Vorfall wurde erst bekannt, als Li am 30. November einen offenen Brief an den Präsidenten von Huawei online gestellt hatte.
Zahlencode als Protest
Das löste heftige Kritik in der Bevölkerung aus. Der Hashtag #HuaweiExEmployee hatte über 280 Millionen Views und über 260.000 Posts. Auf Weibo drückten die User mit einem Zahlencode ihre Unterstützung für Li aus: „985, 996, 035, 251, 404“.
985 steht für die 985 Top-Universitäten, von denen Li bei einer seinen Abschluss machte. 996 steht für die chinesische Arbeitskultur: Von 9 Uhr früh bis 9 Uhr abends an 6 Tagen die Woche arbeiten. 035, weil er mit 35 Jahren von Huawei gekündigt wurde. 251 sind die Tage, die er inhaftiert war. 404 steht für den Internetcode, wenn eine Website nicht gefunden wurde. Der Grund: Viele Berichte über diesen Vorfall wurden in chinesischen Medien und Foren zensiert und gelöscht.
Vorwurf der Heuchelei
Hinzu kommt, dass Huawei am 1. Dezember, also einen Tag nachdem Li seinen offenen Brief veröffentlicht und damit eine Welle an Kritik an Huawei ausgelöst hat, selbst einen offenen Brief veröffentlicht hat. Dieser ist von Meng Wanzhou, der chinesischen Managerin, die vor einem Jahr in Kanada festgenommen wurde. Darin dankt sie den chinesischen Bürgern für deren Unterstützung.
Das hat die User zusätzlich angestachelt. Sie werfen Huawei Heuchelei vor und dass Li angeschwärzt wurde, weil Huawei die ausgehandelte Abfindung zu hoch war. Huawei würde Patriotismus fordern, aber seine eigenen Mitarbeiter einsperren lassen, wenn die ihre Rechte als Arbeitnehmer einfordern. Huawei hat den Vorfall bisher noch nicht kommentiert und sich nicht bei Li entschuldigt.
Update: Huawei hat folgendes Statement abgegeben: Huawei hat das Recht und die Pflicht, den Behörden vermutetes illegales Verhalten zu melden. Wir respektieren die Entscheidungen der Behörden, einschließlich derjenigen des Amtes für öffentliche Sicherheit, des Gerichts und der Prokuratur. Wenn Li Hongyuan der Meinung ist, dass ihm ein Schaden entstanden ist oder dass seine Rechte verletzt wurden, steht es ihm frei, mit rechtlichen Mitteln dagegen vorzugehen, bis hin zu einer Klage gegen Huawei. Das steht im Einklang mit dem Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz.