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Lumberjack ist eine Drohne für die XQ-58-Drohne, die Mini-Bomben abwirft

Es wirkt wie eine Matrjoschka der unbemannten Kriegsführung. Die Wingman-Drohne XQ-58 startet die Loitering Munition Lumberjack, die dann noch Mini-Gleitbomben abwirft, bevor sie sich selbst in Kamikaze-Manier auf ein Ziel stürzt.

Lumberjack wurde erstmals in April vorgestellt. Bisher wurde aber keine konkrete Startplattform genannt, sondern nur, dass die Loitering Munition von Boden, Wasser und der Luft aus losfliegen soll. Jetzt hat der Hersteller Northrop Grumman aber die von Kratos gebaute XQ-58A Valkyrie prominent in eine Grafik integriert, die in einer Lumberjack PDF-Broschüre enthalten ist.

Grafik der XQ-58A mit Lumberjack Loitering Munition und Hatchet Mini-Bombe

Gegenüber twz hat Northrop bestätigt, dass man an einer Integration von Lumberjack in die XQ-58A arbeitet. Auch andere Anbieter verfolgen dieses Konzept. So wurde bei Tests etwa die Anduril ALTIUS-600 aus dem internen Waffenschacht der Valkyrie abgeworfen. Bei dieser handelt es sich ebenfalls um Loitering Munition.

Valkyrie wirft ALTIUS-600 ab

Unter diesem Begriff versteht man Lenkwaffen, die bei Bedarf ohne bestimmtes Ziel gestartet werden können. Je nach Modell können sie das Einsatzgebiet aufklären und selbstständig Ziele identifizieren und autonom angreifen, Bei aktuellen Modellen muss der Angriffsbefehl aber von Menschen kommen. Loitering Munitions sind also Kamikazedrohnen, die vor ihrem Angriff noch im Einsatzgebiet „herumlungern“ (loitering) können.

XQ-58 ist ein Loyal Wingman

Die XQ-58 ist per Definition eine Drohne, aufgrund ihrer Eigenschaften aber ebenso zu den unbemannten Flugzeugen zu zählen. Sie ist 9,1 Meter lang und hat eine Flügelspannweite von 8,2 Meter. Die Maximalgeschwindigkeit liegt bei 1.048 km/h, die Reichweite bei bis 5.600 km.

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Sie ist als Loyal Wingman konzipiert. Eine oder mehrere Valkyries fliegen dabei weitgehend autonom im Verbund mit einem bemannten Kampfjet. Der Pilot gibt den Drohnen ihre Befehle, etwa um ein Gebiet aufzuklären oder, je nach Bewaffnung, Boden- und Luftziele anzugreifen.

Im Vergleich zu den unbemannten Flugzeugen der Air Force, die YFQ-42A und YFQ-44A, hat Valkyrie Stealth-Eigenschaften. Trotzdem soll sie günstiger sein. Kratos rechnet mit einem Stückpreis von unter 2 Millionen US-Dollar, falls mehr als 100 Stück pro Jahr gebaut werden. Kratos hat nach eigenen Angaben Produktionskapazitäten für 250 bis 500 Stück pro Jahr.

XQ-58A bei einem Testflug mit F-35Bs der US Marines

Die Air Force rechnet bei der YFQ-42A und YFQ-44A hingegen mit einem Stückpreis von gut 20 Millionen US-Dollar. Und das, obwohl die unbemannten Flugzeuge als „optional verzichtbar“ eingestuft sind - also man sie ähnlich wie Kamikazedrohnen behandeln will.

3 Startvarianten der XQ-58A

Es gibt 3 Varianten der XQ-58A. Eine startet von einer Rampe aus mit einem Booster-Triebwerk und ist damit pisten-unabhängig. Sie könnte so sogar aus Containern heraus starten.

Die Zweite nutzt einen Trolley, um von Pisten abzuheben. Der Grund dafür ist, dass die Valkyrie so kein Fahrwerk braucht. Dadurch ist sie leichter und kann mehr Waffenlast tragen. Landen tut sie, so wie Version 1, per Fallschirm.

Die dritte Variante nutzt ein Fahrwerk, wie ein klassischer Jet. Dadurch wird aber die Nutzlast beinahe halbiert. Statt 4 GBU-39-Bomben kann sie nur noch 2 Stück tragen.

Generell ist der Platz und die Waffenlast bei Valkyrie zugunsten der Stealth-Eigenschaften und hohen Reichweite beschränkt, weshalb Waffen, die viel Schlagkraft bei wenig Volumen bieten, willkommen sind.

Lumberjack

Hier kommt Lumberjack ins Spiel. Die Loitering Munition ist kompakt genug, um für eine Vielzahl von Startplattformen geeignet zu sein. Bisher hat Northrop nur den Start von Boden aus demonstriert, mit einem Druckluft-Launcher und einem Schienen-Launcher, der einen elektrischen Antrieb nutzt.

Die luftgestartete Variante von Lumberjack soll die Länge einer GBU-39 haben, ist aber etwas breiter. Durch diese kompakte Länge ist sie mit fast allem kompatibel, was eine GBU-39 tragen kann – von kleinen bis zu großen Flugzeugen, Hubschraubern und Drohnen, bis hin zu anderen unbemannten Fluggeräten.

Lumberjack

Kamikazedrohne wirft Mini-Bomben ab

Mit 130 kg wiegt Lumberjack ähnlich viel wie die GBU-39 (122 kg). Dazu kommt die Möglichkeit, dass Lumberjack nicht nur selbst eine fliegende Bombe ist, sondern auch noch kleine Bomben abwerfen kann. Laut Northrop kann das ganz den Kundenwünschen angepasst werden, solange die Bomben oder andere Nutzlast in die 2 Behälter von Lumberjack passt.

Lumberjack: Testabwurf der Nutzlast

Am liebsten wäre Northrop natürlich, wenn die Kunden sich für die passenden Bomben aus dem eigenen Haus entscheiden würden. In diesem Fall ist das die Hatchet. Die Mini-Gleitbombe wiegt lediglich 3 kg.

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Sie ist verfügbar mit GPS-Steuerung, Trägheitsnavigation oder einer Kombination aus GPS und Lasersuchkopf. Letzteres soll dabei helfen bewegliche Ziele zu treffen, solange die mit einem Markierungslaser von Bodentruppen, Drohnen oder anderen Fluggeräten anvisiert werden.

Große Reichweite, geringer Preis

Lumberjack soll eine Reichweite von über 500 km haben. Eine XQ-58A könnte also etwa von einem 2.000 km entfernten Flugzeugträger starten und dann 300 km vor dem Einsatzort ihre 2 Lumberjacks starten. Die könnten zusammen 4 vorprogrammierte Ziele mit ihren Hatchets angreifen.

Danach können sie beobachten, ob die Angriffe effektiv waren und sich ggf. selbst mit ihren Sprengköpfen darauf stürzen – oder nach weiteren Zielen im Gebiet suchen. So könnten bis zu 6 Bodenziele relativ kostengünstig angegriffen werden, ohne, dass sich die XQ-58A oder gar ein bemannter Jet dafür in unmittelbare Gefahr, aufgrund von Luftabwehr, begeben müssen.

XQ-58A

Northrop strebt für Lumberjack einen Stückpreis von 75.000 bis 100.000 US-Dollar an. Dieser wird als „cost per effect“ bezeichnet, könnte also bereits die Kosten für 2 Hatchets miteinschließen, aber nicht den Preis für anderes Zubehör, wie etwa Startvorrichtungen, Aufhängungen oder zur Fernsteuerung benötigte Infrastruktur.

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Geht man von einer Reichweite von 500 km aus, um 3 Ziele mit einem bewaffneten Lumberjack anzugreifen, sind die 100.000 US-Dollar jedenfalls ein Schnäppchen. Bei mehr als 500 km ist man schon im Bereich von Unterschall-Marschflugkörpern, deren Stückpreise eine Million US-Dollar überschreiten können.

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Gregor Gruber

Testet am liebsten Videospiele und Hardware, vom Kopfhörer über Smartphones und Kameras bis zum 8K-TV.

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