Russland setzt erstmals Panzer-Drohne mit Granatwerfer in Ukraine ein
Drohnen gegen Drohnen: Was von einigen Rüstungsexpert*innen als die Zukunft der Kriegsführung vorhergesagt wird, hat jetzt in der Ukraine begonnen.
In einem Video sind russische Panzer-Drohnen am Schlachtfeld zu sehen. Diese werden von ukrainischen, fliegenden Kamikazedrohnen angegriffen und zerstört:
Es ist laut der Ukraine das erste Mal, dass dieser Typ russischer Boden-Drohne im Kampf eingesetzt wurde. Der offizielle Begriff für diese Art von Drohnen ist UGV: Unmanned Ground Vehicle.
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Mit AGS-17 Granatwerfer bewaffnet
Der genaue Typ des UGVs ist nicht bekannt. Anhand des Videos ist zu erkennen, dass die Fahrzeuge mit AGS-17 Granatwerfern ausgestattet sind. Dieser hat das Kaliber 30 x 29mm B. Die Granaten werden per Gurt zugeführt, es sind 400 Schuss pro Minute möglich. Der Hersteller preist die bewährte Waffe mit einem bizarr wirkenden Video an:
Die Reichweite beträgt bis zu 2 Kilometer. Die gängige Munition ist eine Splittersprenggranate mit Aufschlagzünder. Neben dem direkten Schaden durch die Explosion haben die Splitter einen Radius von etwa 7 Metern.
Der AGS-17 kann von Bodentruppen eingesetzt werden, aber auch im Truppentransporter BMD-3, dem leicht gepanzerten Fahrzeug BPM-97, Quads und den Hubschraubern Mi-17 und Mi-24.
Wie viel Munition die UGVs an Bord hatten, ist nicht bekannt. Der AGS-17 kann für den Infanteriegebrauch mit einem 29-Schuss-Trommelmagazin genutzt werden. Im Video ist aber die Gurtzuführung zu erkennen, die zu einer rechteckigen Munitionskiste führt. Anhand der Größe könnte diese mehr als 40 Schuss fassen.
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Möglicherweise wurde das UGV zusammengeschustert
Das UGV sieht relativ grob im Vergleich zu Fahrzeugen, die Russland bisher bei Rüstungsmessen gezeigt hat. Das könnte daran liegen, dass zusätzliche Panzerung montiert wurde. Zumindest sieht die Frontpanzerung und die Stahlplatte, seitlich vor den Ketten, aus, als wurden sie nachträglich hinzugefügt.
Dies deutet darauf hin, dass das UGV für das Gefecht auf- bzw. umgerüstet wurde. Es könnte auf dem Minenräumungsroboter Uran-6 basieren oder anderen unbewaffneten UGVs. Von der Uran-Plattform gibt es aber auch bewaffnete Varianten, wie den Uran-9.
Das Nerekhta sieht dem UGV im Video noch etwas ähnlich und kann mit dem AGS-17-Nachfolger AGS-30 bewaffnet werden. Uran-9 und Nerekhta haben aber deutlich robuster aussehende Waffenstationen, im Vergleich zu den UGVs, die im Video zu sehen waren.
Womöglich geht die Produktion dieser nicht schnell genug voran oder es fehlen aufgrund der Handelsembargos technische Komponenten aus westlichen Staaten. Eine andere Option ist, dass Russland mit diesen günstigeren Varianten testen wollte, ob solche UGVs überhaupt für einen Gefechtseinsatz in der Ukraine geeignet sind.
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Keine verlässlichen Berichte zur Effektivität am Schlachtfeld
Ein Video der UGVs im tatsächlichen Kampfeinsatz gibt es derzeit nicht. Russischen und unbestätigten Quellen zufolge, sollen die UGVs „mehrere hundert Granaten“ abgefeuert und damit ukrainische Stellungen im Dorf Berdychi zerstört haben. Die UGVs hätten unter Beschuss weiterhin funktioniert, der für Menschen tödlich gewesen wäre.
Wie viele UGVs an dem Gefecht tatsächlich beteiligt waren, ist nicht bekannt. In dem Video sind lediglich 2 zu sehen. Beide bewegen sich nicht, dürften also liegengeblieben und aufgegeben worden sein. Ob sie durch Beschuss beschädigt wurden, die Verbindung gestört wurde oder ob ein anderes technisches Gebrechen vorgelegen hat, ist ebenso nicht bekannt.
Armeen wollen autonome Kampfdrohnen haben
Derzeit sind UGVs noch ferngesteuert unterwegs. Rüstungskonzerne und Armeen streben an, dass sie teilautonom und später vollautonom werden.
So könnten sie etwa selbstständig Gebiete patrouillieren. Wird ein potenzielles Ziel erkannt, wird der Operator alarmiert, der dann die Kontrolle übernimmt und bei Bedarf das Ziel angreift.
Im nächsten Entwicklungsschritt gibt er nur noch den Angriffsbefehl. Das UGV übernimmt die Attacke selbstständig. Die nächste Stufe der Schlachtfeld-Autonomität ist, dass UGV und Flugdrohnen vollautonom entscheiden, was ein Ziel ist und ob es angegriffen wird.