Wie schützt man sich vor Stalking mit AirTags?
Apple AirTags und Tracking-Chips von anderen Herstellern sind für die meisten Menschen praktische kleine Helfer, um Dinge leicht aufzufinden, nach denen man ständig sucht. Sie landen am Schlüsselbund, in Fahrrädern oder dem Koffer, wenn man verreist.
Manche verwenden sie allerdings, um damit festzustellen, wo sich andere Personen befinden. AirTags sind so klein, dass man sie leicht in Taschen, Kleidungsstücken, Stofftieren oder Autos verstecken kann. Durch missbräuchliche Verwendung werden AirTags zu Stalking-Instrumenten.
In den USA läuft eine Sammelklage gegen Apple. Es sei zu mehreren Morden gekommen, bei denen Täter*innen ihre Opfer mit AirTags verfolgten, heißt es darin.
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Apple und andere Hersteller von Tracking-Chips zeigen Einsicht und haben bereits reagiert, um die Problematik besser in den Griff zu bekommen. Gemeinsam soll ein neuer Industriestandard entstehen, um Stalking zu verhindern. Dazu wurden bereits neue Werkzeuge verbreitet, mit denen das Aufspüren von AirTags einfacher wird.
Finden per App
iPhone-Nutzer*innen, die ihre Geräteortungsfunktion „Wo ist?“ aktiviert haben, erhalten nun einen Hinweis, wenn sich ein AirTag mit ihnen mitbewegt. Über die „Wo ist?“-App sehen sie, seit wann dies der Fall ist. Um den AirTag zu finden, können sie ihn einen Ton abspielen lassen. Besitzt man ein iPhone mit Ultrabreitband-Technologie (UWB), sieht man auf dem Display auch präzise Entfernungsangaben zu dem Tracking-Chip.
Für Android-Smartphones bietet Apple die App „Tracker Detect“ an, mit der AirTags und andere Apple-Geräte, die das „Wo ist?“-Netzwerk verwenden, geortet werden können. Befindet sich ein AirTag mehr als 10 Minuten lang in der Nähe, kann man einen Ton abspielen lassen, um festzustellen, wo sich das Ding befindet.
Seit einem Update im Juli ist die Funktion "Benachrichtungen über unbekannte Bluetooth-Tracker" in Android (ab Version 6) integriert. Wer die Funktion nutzen will, muss darauf achten, dass Bluetooth aktiviert ist.
Beweise sichern
Hat man einen AirTag entdeckt, den offensichtlich jemand anderer einem untergejubelt hat, kann man ein paar Informationen dazu abfragen. Man hält den AirTag an die Rückseite seines Smartphones. Über den NFC-Chip – der u.a. auch für Bezahlen mit Google Pay oder Apple Pay verwendet wird – erhält man die Seriennummer des AirTag sowie die letzten 4 Ziffern der Telefonnummer jener Person, die ihn registriert hat. Von diesen Details macht man am besten ein Bildschirmfoto zur Beweissicherung.
Will man sofort verhindern, dass der gefundene AirTag weiterhin den eigenen Standort verrät, so kann man dessen Gehäuse händisch aufschrauben und die Batterie entfernen.
Vorsicht bei Fund
Nicht in allen Fällen ist es aber klug, einen Stalker sofort wissen zu lassen, dass man sein Vorhaben durchschaut hat, sagt Magdalena Habringer. Die Forscherin der FH Campus Wien hat sich mit Cyber-Gewalt gegen Frauen intensiv beschäftigt und führt Schulungen für Beraterinnen in Fraueneinrichtungen durch. Das gefährliche Potenzial von AirTags zählt zu den Kursinhalten: „Von Berater*innen haben wir auch schon die Rückmeldung erhalten, dass sie gemeinsam mit Klientinnen AirTags entdeckt haben.“
Eine sofortige Anzeige bei der Polizei oder ein auffälliges Unterbrechen des Trackings könne in manchen Fällen die Gefährdung steigern, vor allem, wenn Täter*in und Opfer zusammen wohnen. Wer den Verdacht hat, mit AirTags oder Ähnlichem verfolgt zu werden, solle sich am besten an ein Gewaltschutzzentrum oder eine Frauenberatungsstelle (gewaltinfo.at) wenden. „Grundsätzlich wissen alle über diese Problematik Bescheid“, sagt Habringer.
Die Sammelklage gegen Apple in den USA hält die Forscherin für eine interessante Entwicklung. "Ich finde es wichtig, Technikunternehmen zur Verantwortung zu ziehen. Bei der Produktentwicklung ist aus technischer Sicht vieles möglich, aber es gibt wenige Regeln zu ethischen Überlegungen. Es ist wichtig, auch an mögliche negative Folgen zu denken. Hier ist die Politik gefragt."