Wie stromautark man leben kann
Die hohen Energiepreise und Abhängigkeit von kriegsführenden Staatslenkern widerstreben vielen Menschen zutiefst. Einige haben sich deshalb vielleicht schon Gedanken darüber gemacht, ihren Strom selbst zu produzieren und den eigenen Bedarf damit am besten gleich komplett zu decken. Es gibt Beispiele für Privatpersonen und Unternehmen, die diesen Schritt geschafft haben.
Wochenendhaus
Lukas Pawek hat gemeinsam mit Franz Spreitz bereits ein Buch zu diesem Thema geschrieben. In "Autarkie. Leben in Freiheit" schildern die beiden Techniker, wie sie ein ganzjährig bewohntes Einfamilienhaus und - in Paweks Fall - ein Wochenendhaus stromautark gemacht haben. Für Pawek war der hauptsächliche Beweggrund, das zu tun, der Ausbruch des Russisch-Ukrainischen Krieges 2014. Pawek hat die Ukraine kurz davor bereist und schwor sich, unabhängig von russischem Gas zu werden.
Sein Wochenendhaus hat er gar nicht erst an das Stromnetz anschließen lassen, sondern es mit Photovoltaikmodulen und Bleibatterien ausgestattet. "Das war sehr einfach", meint Pawek, der an seinem System herumtüftelte und dabei u.a. selbst Software zur Verbrauchsdatenauswertung schrieb. Weil es nur teilweise bewohnt wird, kommt Paweks Haus ohne Verbraucher wie einen permanent laufenden Kühlschrank aus. Ein ganzjährig bewohntes Haus stromautark zu machen, sei freilich ein weit größerer Aufwand.
Ganzjährig bewohntes Haus
Das bestätigt Peter Polz, der mit seiner Firma Sonnenenergieprodukte verkauft und weltweit zahlreiche Projekte für Privatpersonen, Unternehmen, Forschung und Energieversorger realisiert hat. Er selbst bewohnt ein Haus, das mit Photovoltaik-Anlage und einem 220 Kilowattstunden großen Batteriespeicher ausgestattet ist. "Wir sind ein moderner Haushalt und verzichten auf nichts", meint Polz. Derzeit erhalte er enorm viele Anfragen von Menschen, die es ihm gleichtun wollen, aber er warnt: "Stromautarkie ist ein Luxusprodukt." Das Liege auch an der Lage Österreichs: "Ein Haus in Kreta kann ich für 10.000 Euro stromautark machen. Bei uns kostet das mindestens 50.000 Euro."
Autarkes Unternehmen
Michael Maresch hat seinen Privathaushalt und sein Software-Unternehmen bilanziell stromautark gemacht. Mit Photovoltaikmodulen auf Hausdächern, Carport und sogar Zäunen wird - über das Jahr gerechnet - mehr Strom erzeugt als verbraucht. Sämtliche Firmenfahrzeuge werden damit geladen. Selbst permanent laufende Server werden damit betrieben, ihre Abwärme wird zum Heizen genutzt.
"Im Winter allerdings kommt man mit Photovoltaik nicht sehr weit", gibt Maresch zu. Um seinen Netzanschluss nicht zu überlassen, entwickelte er ein eigenes System zum "Peak Shaving", also dem Abfangen von Lastspitzen. Mehrere Batterien, u.a. welche aus selbst zusammengebastelten alten E-Bike-Akkus, tragen ihren Teil dazu bei. Um Stromautarkie auf diesem Niveau umzusetzen, "da gehört schon ein bisschen Herz und vielleicht Verrücktheit dazu", meint Maresch.
Fern vom Stromnetz
Eine Vielzahl an stromautarken Gebäuden befindet sich hoch im Gebirge. Berghütten liegen meist fernab jeglicher Versorgungsinfrastruktur und müssen sich selbst versorgen. Ein Beispiel ist die Knofelebenhütte im Raxgebiet. Nachdem die alte Hütte abgebrannt ist, wurde innerhalb eines Jahres eine neue geplant und errichtet, erzählt Regina Lettner vom Architekturbüro baukult ZT.
Auf einem nach Süden ausgerichteten, steilen Dach (wegen Schnee) sitzen Photovoltaikmodule, die bei mittlerer Auslastung die komplette Stromversorgung stemmen können. Darüber hinaus gibt es einen Dieselgenerator. Überschüsse werden in Lithium-Ionen-Batterien gespeichert, eine Solarthermieanlage erzeugt Warmwasser, ein Holzofen heizt das Haus. Die Gästezimmer werden fast ausschließlich durch Sonnenlicht aufgeheizt, Steckdosen in den Zimmern gibt es nicht.
Der meiste Strom wird in der Küche verbraucht, erklärt Lettner. "Backrohr und Geschirrspüler werden nicht gleichzeitig eingeschaltet. Man muss darauf Rücksicht nehmen und Strom dann verbrauchen, wenn er da ist." Einschränkungen beim Stromverbrauch seien für manche Gäste ungewohnt. "Manchmal gibt es Tränen von Jugendlichen, die ihre Haare nicht fönen können." Handys aufladen kann man im Notfall aber, wenn man die Hüttenwirtin lieb fragt.