Wie Technologie unsere Ernährung verändert
Über das Essen machen sich die meisten Menschen täglich Gedanken. Woher Lebensmittel kommen, unter welchen Bedingungen und mit welchen Mitteln sie hergestellt werden, woraus sie bestehen, wie sie verteilt werden, wie lange sie haltbar sind und welchen ökologischen Fußabdruck sie von der Produktion bis zur Entsorgung hinterlassen, ist jedoch nicht immer bekannt. Das Technische Museum Wien eröffnet zu diesem Themenbereich nun eine neue interaktive Sonderausstellung namens "Foodprints".
Der Fußabdruck des Essens
Wie der Titel schon besagt, geht es darum, welchen Fußabdruck die Ernährung hinterlässt - in ökologischer, sozialer und persönlicher Hinsicht. "Kaum ein Thema verbindet uns im Alltag stärker mit Nachhaltigkeit als Essen", meint Sophie Gerber, die Kuratorin von "Foodprints", bei der Eröffnung am Mittwoch. In der Ausstellung erfährt man nicht nur Neues über die Ernährung, man kann auch Neues schmecken. Köch*innen in einem eigenen "tasteLAB" bereiten Interessierten etwa Insekten, 3D-gedruckte Speisen, in Stickstoff gekochte Äpfel oder anderes "Future Food" zu.
Zwischen Überfluss und Mangel
Wie auch in anderen neuen Bereichen des Technischen Museums bilden die Sustainable Development Goals (SDGs) der Vereinten Nationen einen Leitfaden. Nummer 2 unter den 17 Zielen für die gesamte Menschheit ist etwa das Beenden von Hungersnöten. Die Ausstellung zeigt den Widerspruch zwischen Überfluss und Mangel - etwas, was während der Pandemie auch hierzulande mehr Menschen bewusst wurde, als plötzlich Toilettenpapier und Toast gehamstert wurden.
Ein Roboter greift nach Tomaten
Ein weiterer Bereich dreht sich um die Frage, was als gesunde Ernährung wahrgenommen wird. Ausführlich beschrieben wird die Lebensmittelproduktion. Hier geht es u.a. um die Herkunft von Lebensmitteln und Transportketten. Man erfährt auch über Technologien, die die Produktion effizienter machen. Versinnbildlicht wird dies etwa in der Gegenüberstellung eines alten Traktors mit einer modernen Tomatenerntemaschine, die per Roboterarm nach den Früchten greift. Auch vertikale Farmen oder eine Algenzucht im Aquarium sollen zeigen, "wie Technik sehr zu mehr Nachhaltigkeit in der Ernährung beiträgt", wie Peter Aufreiter, der Generaldirektor des Technischen Museums Wien betont.
Ein Mensch greift ins Regal
"Was ist drin?", fragt man sich bei Lebensmitteln oft und sucht nach Inhaltsstoffen, Nährwerten und Hinweisen auf Gentechnik. Österreichs Fokus auf qualitätsvolle Bioprodukte soll die heimische Lebensmittelproduktion im internationalen Vergleich auszeichnen, meint Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP) bei der Eröffnung von "Foodprints". Konsumenten tragen hier auch eine große Verantwortung: "Der Griff ins Supermarktregal entscheidet, welche Art der Landwirtschaft wir haben wollen."
Was Bäcker*innen täglich machen
Die Frage, unter welchen Bedingungen Lebensmittel hergestellt werden, soll unter anderem durch tiefe Einblicke in eine Bäckerei beantwortet werden. Auf großen Bildschirmen wird gezeigt, welche Tätigkeiten Bäcker*innen täglich bei ihrer Arbeit verrichten müssen.
Ein Drittel der hergestellten Nahrung wird am Ende weggeworfen. Genau diesem Umstand widmet sich der Bereich "Ist das noch gut?", der sich mit der Haltbarkeit, dem Energieeinsatz, der Verpackung und Entsorgung von Lebensmitteln auseinandersetzt.
Wie Schokolade mit Musik schmeckt
Das tasteLAB bildet den Abschluss der kulinarischen Reise. Neben exotischen Speisen kann man hier u.a. an einem Schokoladebrunnen ausprobieren, wie sich die geschmackliche Wahrnehmung durch unterschiedliche Musik verändert. Das tasteLAB bildet auch das Zentrum für zahlreiche Workshops, die die 8 Monate laufende Ausstellung begleiten. U.a. gibt es eine Klima-Kochwerkstatt, sowie verschiedene Führungen für Schüler*innen und andere Besucher*innen. Das digitale Foodprints-Zine und die TMW ToGo App bereichern die Ausstellung zusätzlich.
Europäischer Ausstellungs-Austausch
In den Genuss der Ausstellung werden künftig nicht nur Besucher*innen in Wien, sondern auch in drei anderen europäischen Städten kommen. Das Technische Museum Wien ist nämlich Teil der "Alliance4Science", gemeinsam mit anderen technischen Museen in Stockholm, Dortmund und Granada. Sonderausstellungen, die an einem Ort gezeigt werden, wandern danach zu den anderen weiter. Wie Karin Skarek, die wirtschaftliche Geschäftsführerin des Technischen Museums Wien erklärt, kommen dadurch in naher Zukunft auch Ausstellungen über Biomimetik, emissionsfreie Städte und autonome Technologien nach Wien.
Dieser Artikel entstand im Rahmen einer Kooperation zwischen dem Technischen Museum Wien und der futurezone.