Virgin Galactic schießt Urmenschen fast ins All, erzürnt Forscher
Das Raketenflugzeug VSS Unity von Virgin Galactic hat bei einem seiner Flüge an den Rand des Weltraums Teile von Überresten zweier Urmenschen mitgenommen. Sie stammen von einem Australophithecus sediba und einem Homo naledi. Die beiden homininen Fossilien stammen von der University of the Witwatersrand in Johannesburg, Südafrika. Die kurz Wits University genannte Hochschule spricht in einer Presseaussendung von den "ältesten Astronauten, die in den Weltraum reisten".
Bis in 88,5 Kilometer Höhe
Mitgegeben wurden die Fossilien Timothy Nash, einem südafrikanisch-britischen Unternehmer, der sich stark mit der Erforschung menschlicher Herkunft in Afrika beschäftigt und ein Virgin-Galactic-Ticket gebucht hat. Wie Gizmodo berichtet, fand der Flug im Mai 2023 statt und erreichte eine maximale Höhe von 88,5 Kilometer. Die Aktion wird seitdem scharf von Wissenschaftler*innen kritisiert. Sie sehen dahinter einen Marketing-Gag, der wichtige Fundstücke gefährdet habe.
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"Dummer und arroganter Stunt"
"Meine erste Reaktion war Ungläubigkeit, dass irgendjemand so einen dummen und arroganten Stunt abgezogen haben konnte", sagt Chris Stringer vom Natural History Museum in London. Er musste erkennen, "dass das wirklich stattgefunden hat und unerklärbarerweise eine Genehmigung dafür vorlag". Besonders kritisiert wird Lee Berger von der Wits University, der auch für National Geographic arbeitet. Er hatte jene Überreste von Urmenschen entdeckt, die nun in den "Weltraum" flogen und trieb die Aktion voran.
Anerkennung für Vorfahren
Ob sie den Weltraum wirklich erreicht haben, ist unklar. Die inoffizielle Grenze zu diesem, die Karman-Linie, liegt bei 100 Kilometer Höhe. Bei den Fossilien handelte es sich um ein Schlüsselbein und einen Daumenknochen. Berger beteuert, die hoch fliegenden Knochen sollten die Anerkennung für menschliche Vorfahren zeigen. Kritiker*innen sehen in der Aktion einen ethischen Verstoß. "Es sollte selbstverständlich sein, dass Ruhm, Macht und Einfluss kein Privileg über wissenschaftliche Integrität haben sollten", sagt Eleanor Scerri vom Max Planck Institut für Geoanthropologie.