Digital Life

Warum gehen ohne Amazon große Teile des Internets offline?

Heutzutage sind wir es gewohnt, immer online zu sein. Und nicht nur wir sollen immer erreichbar sein, sondern wir erwarten es auch von unseren Lieblings-Webseiten und Online-Diensten, zu denen vielleicht Twitter, Reddit oder Netflix zählen. 

Ab und zu kommt es aber vor, dass Reddit partout nicht aufgehen möchte, obwohl mit der eigenen Internetverbindung alles stimmt. Und man kann sich die Zeit auch nicht mit einer Folge Breaking Bad vertreiben, weil Netflix ebenfalls down ist. Und dann will man einen wütenden Tweet darüber schreiben, aber auch Twitter verweigert den Dienst. 

Das Szenario ist durchaus realistisch, aber wie hängen voneinander eigentlich völlig unabhängige Dienste wie Reddit und Netflix überhaupt zusammen? Die Antwort lautet Amazon. Was den meisten Kunden, die über Amazon einkaufen, nicht bewusst ist, ist, dass der Versanddienstleister mit Amazon Web Services für das Funktionieren eines Großteils des Internets verantwortlich ist. 

Amazon Web Services

Dazu wurde das Subunternehmen Amazon Web Services - oder AWS - geschaffen. Das Geschäftsmodell ist es, Cloud-Infrastruktur an andere Firmen zu vermieten. Dazu betreibt Amazon riesige Rechenzentren, dessen Kapazitäten dann gegen Bezahlung bereitgestellt werden. Laut aktuellen Statistiken ist Amazon hier mit einem Anteil von rund 33 Prozent der Marktführer vor Microsoft, Google oder IBM.

Bildlich gesprochen: Anstatt, dass sich Firmen wie Reddit, Netflix oder Twitter selbst Server-Racks in den Keller stellen, auf denen ihre Dienste laufen, mieten sie sich die notwendigen Computer und Dienste einfach bei Amazon. Der Nachteil: Gibt es bei Amazon ein gröberes Problem bzw. fällt etwas aus, wird ein großer Teil des Internets mitgerissen. Derartige Ausfälle sind zwar selten, passieren aber dennoch immer wieder .

Neben den genannten, hat AWS noch viele weitere große Kunden. Darunter etwa Airbnb, die NASA oder auch Twitch. In Österreich nutzen die Raiffeisen Bank International, Skidata oder mySugar die Cloud von Amazon. Anfang 2020 eröffnete AWS auch einen Standort in Wien.

Vorteile

Auch wenn es an dieser Stelle vielleicht etwas komisch klingt: Genau die Ausfallsicherheit ist einer der größten Vorteile von AWS. Amazon hat Rechenzentren auf der ganzen Welt strategisch verteilt und miteinander so vernetzt, dass bei Problemen an einem Standort rasch auf einen anderen gewechselt werden kann. Kurze Ausfälle sind dennoch nicht ausgeschlossen und kommen gelegentlich vor. 

Ein Vorteil für Unternehmen sind die überschaubaren Erstinvestitionen im Vergleich dazu, selbst Hardware anzuschaffen. Auch muss man kein Personal bezahlen, das sich um einen reibungslosen Betrieb kümmert. Dazu kommt einfache Skalierbarkeit. Gerade heutzutage, wo Start-ups rasant wachsen können, kann man per AWS genauso rasant Rechenkapazität einkaufen. 

Die Bestandteile von AWS sind vielfältig. Gemietet werden können etwa virtuelle Server auf Basis von Linux oder Windows, Cloud-Speicherplatz, virtuelle Datenbanken und vieles mehr. 

Riesiges Geschäft

Die Idee für AWS nahm Anfang der 2000er-Jahre ihren Ausgang, als Amazon Shop-Infrastruktur als Service anbieten wollte. Daraus entwickelte sich die Idee, auch weitere Funktionen für Unternehmen zur Verfügung zu stellen. 2006 wurde dann AWS gegründet. Viele Start-ups haben dann auf die Dienste des Unternehmens zurückgegriffen und sind gewachsen, ohne sich jemals eigene Rechenzentren anzuschaffen, siehe Netflix, das für gigantische Datenmengen verantwortlich ist.

Für Amazon sind die Cloud-Dienste ein riesiges Geschäft. Alleine 2020 war AWS für 13,5 Milliarden Dollar oder 63 Prozent des Amazon-Gewinns verantwortlich. Das dürfte vielleicht auch in der Entscheidung über den Chefposten des Konzerns mitgespielt haben. Anfang Februar wurde bekannt, dass Jeff Bezos seinen Platz räumt. Ihm folgt  Andy Jassy nach, bisheriger Chef von AWS.

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Thomas Prenner

ThPrenner

Beschäftigt sich mit Dingen, die man täglich nutzt. Möchte Altes mit Neuem verbinden. Mag Streaming genauso gern wie seine Schallplatten. Fotografiert am liebsten auf Film, meistens aber mit dem Smartphone.

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