YouTube sperrt Kommentare, um gegen Pädophile vorzugehen
Unter YouTube-Videos, die minderjährige Kinder zeigen, soll das Kommentieren künftig nicht mehr möglich sein. Diesen Schritt verkündete das weltgrößte Online-Video-Portal in seinem Creators Blog. Davon betroffen sind neben neuen Beiträgen auch mehrere Millionen bereits vorhandene Videos. In den kommenden Monaten will YouTube weiter Videos identifizieren, bei denen die Gefahr besteht, dass sexuell anzügliche Kommentare hinterlassen werden könnten.
Turnende Kinder
Aktueller Anlass ist die Entdeckung eines Pädophilen-Rings, der bei YouTube ungehindert Videos von leicht bekleideten Kindern verbreitete. Aufgezeigt wurde dieser Problemfall vom YouTuber Matt Watson. In einem Videobeitrag schildert er, wie lüsterne Kommentare bei Videos mit Kindern hinterlassen wurden, die tanzten oder Turnübungen machten. Der Empfehlungs-Algorithmus von YouTube führte Betrachter dieser Videos automatisch zu anderen Beiträgen mit ähnlich gearteten Kommentaren. Zu allem Überfluss wurden die Kanäle, die diese Videos verbreitet hatten, von YouTube auch an Werbeeinnahmen beteiligt.
Rasche Reaktion
Nach Bekanntwerden dieses Umstands zogen mehrere Unternehmen Werbespots von YouTube zurück, die genau jene Kinder-Videos begleiteten. Unter anderem kehrten Nestlé und Fortnite-Macher Epic Games YouTube den Rücken. YouTube zog schnell die Konsequenzen. "Wir wissen, dass Kommentare ein Kernbestandteil des YouTube-Erlebnisses sind und wichtig, um sich mit Zusehern auszutauschen und die eigene Anhängerschaft auszuweiten. Gleichzeitig sind die Schritte, die wir heute bekannt geben, unerlässlich, um junge Menschen zu schützen", heißt es im Blogeintrag.
Neben der Deaktivierung von Kommentaren kündigt YouTube ein neues Scan-Verfahren an - der Guardian spricht hierbei von einer künstlichen Intelligenz -, das sexuell anzügliche Kommentare effektiver als zuvor identifizieren und entfernen wird. YouTube-Kanäle, auf denen Videos verbreitet werden, die Minderjährige zu gefährlichen Challenges aufrufen, will das Unternehmen künftig sofort sperren.
Schwierige Moderation
Wie TheNextWeb berichtet, ist es nicht das erste Mal, dass YouTube mit der Sexualisierung von Kindern kämpft. Die Moderationsverfahren des Video-Portals wurden in den vergangenen Jahren immer ausgefeilter, dennoch tauchen immer wieder Fälle auf, in denen YouTube missbräuchlich verwendet wird. Auf der Plattform werden täglich rund eine Milliarde Stunden Videomaterial hochgeladen. Angesehen werden die Videos von 1,9 Milliarden Nutzern im Monat. Die Moderation der Inhalte ist eine dementsprechend große Herausforderung.
Neben dem Einsatz automatischer Moderationsprogramme wird nach jedem Skandal der Ruf nach mehr menschlichen Mitarbeitern laut. Wie zahlreiche Berichte über das schwierige Arbeitsleben derartiger Mitarbeiter bei Online-Konzernen gezeigt haben, erscheint aber auch dieses Vorgehen nicht unbedingt als wesentlich bessere Option. Von traumatisierten Moderatoren, die täglich stundenlang gemeldete Inhalte ansehen müssen, können Facebook und Co. ein trauriges Lied singen.