Briten müssen nun ihr Alter nachweisen, wenn sie Pornos schauen wollen
In Großbritannien müssen Nutzer beim Abrufen von Porno-Seiten ab dem 25. Juli nicht nur bestätigen, dass sie über 18 sind – sie müssen ihre Volljährigkeit auch tatsächlich nachweisen. Grund dafür ist ein neues Gesetz namens Online Safety Act, das Minderjährige besser vor expliziten Inhalten im Netz schützen soll. Die zuständige Behörde Ofcom hält es für ungenügend, wenn man einfach nur eine Schaltfläche anklickt, auf der steht: „Ja, ich bin über 18 Jahre alt!“
Besserer Schutz von Kindern vor „schädlicher Pornografie“
„Die Gesellschaft schützt junge Menschen schon lange vor Produkten, die nicht für sie geeignet sind – von Alkohol über Tabak bis hin zu Glücksspielen“, sagte Oliver Griffiths, Leiter für Online-Sicherheit bei Ofcom, im Juni gegenüber der BBC. „Viel zu lange waren Kinder im Internet nur einen Klick von schädlicher Pornografie entfernt.“
In der kommenden Woche wird es ernst: Der Altersnachweis soll künftig über externe Dienstleister erfolgen. Welche Partner und Technologien die großen Porno-Plattformen konkret einsetzen werden, ist noch unklar. Fest steht aber: Große Streaming-Webseiten wie Pornhub oder Xvideos sind verpflichtet, bis dahin entsprechende Altersverifikationen einzuführen.
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Viele Nachweismöglichkeiten
Eine Variante ist etwa die Altersverifikation über eine Kreditkarte. Dabei wird geprüft, ob die Karte gültig und auf eine volljährige Person registriert ist. Alternativ kann eine E-Mail-Adresse angegeben werden, anhand derer ermittelt wird, ob sie auch für andere „Erwachsenen-Services“ wie ein Bankkonto verwendet wird.
Auch eine Verifizierung über Handynummer oder Bankkonto ist möglich. Ebenso könnten Gesichtserkennung zum Einsatz kommen, bei denen eine KI das Alter einer Person schätzt. Schließlich gibt es auch die Option, den Ausweis direkt in die Kamera zu halten – etwa einen Reisepass – und danach ein Selfie aufzunehmen, um die Identität zu bestätigen.
Datenschützer sind skeptisch
All diese Verfahren bringen allerdings gewisse Risiken für die Privatsphäre der Nutzer mit sich. Besonders kritisch werden die Kontrollen mit echten Ausweisen sowie die KI-gestützte Altersschätzung mittels Gesichtserkennung gesehen, berichtet die BBC. Deshalb wird in Großbritannien derzeit heftig diskutiert, ob die Privatsphäre der Konsumenten ausreichend geschützt bleibt.
Grundsätzlich betrachten britische Datenschützer die verpflichtende Altersverifikation mit Skepsis. Denn bei fast allen Methoden entstehen digitale Spuren – mehr oder weniger dauerhaft. Die Cybersecurity-Expertin Chelsea Jarvie warnt davor, dass es sich um eine „Normalisierung von Online-Massen-Ausweisungen“ handle, die kritisch zu hinterfragen sei. Immerhin sollen laut Ofcom rund 14 Millionen Briten regelmäßig online Pornos konsumieren.
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Auch in der EU sind strengere Alterskontrollen geplant
Während die strengeren Altersnachweise in Großbritannien bereits unmittelbar bevorstehen, plant auch die EU ähnliche Schritte. Im Frühjahr leitete die EU-Kommission eine Untersuchung gegen Pornhub und andere Plattformen ein, weil die bestehenden Altersverifikationen als unzureichend bewertet wurden, berichtete Politico.
Es ist also davon auszugehen, dass ähnliche Regelungen wie in Großbritannien auch in der EU eingeführt werden – es dürfte nur noch eine Frage der Zeit sein.