Netzpolitik

Tirol: Daten von Zehntausenden Positiv-Getesteten geleakt

Die Daten von so gut wie allen zwischen Jänner und Juni 2021 positiv auf das Coronavirus getesteten Tirolerinnen und Tiroler sind in einer Datenbank aufgetaucht, die nun Medien zugespielt wurde. Davon berichtet der ORF Tirol sowie der Standard. Demnach handelt es sich um eine Excel-Tabelle mit 24.000 Datensätzen. Darin befinden sich Namen, Geburtsdaten, Adressen sowie Testergebnis und dazugehöriger CT-Wert. 

Die Datei soll von Ralf Herwig, dem ehemaligen Geschäftsführer des Test-Unternehmens HG Lab Truck, an firmenexterne Personen per Mail geschickt worden sein. Er selbst stellt das Versenden nicht in Abrede, er habe dies als “Backup” gemacht. Das Mail sei “verschlüsselt” gewesen - was genau er damit meint, ist allerdings unklar. Auch gab er an, das Mail sei am 10. August verschickt worden, was weitere Fragen aufwirft, da er eigentlich seit Juni nicht mehr Geschäftsführer des Unternehmens ist. 

Darüber hinaus sprach Herwig von einem “Hackerangriff” auf sein E-Mail-Postfach. Es seien “IT-forensische” Untersuchungen eingeleitet worden, um den Vorfall aufzuarbeiten. Unklar bleibt, warum er nach seinem Abgang überhaupt Zugriff auf den Datensatz hatte. 

Auf Nachfrage des ORF erklärte das Land Tirol, dass die Daten jedenfalls nicht von Servern der Verwaltung stammen. Man verurteile das Vorgehen aufs Schärfste. Aktiv wurde mittlerweile auch die Datenschutzbehörde, sie habe eine Prüfung des Falls eingeleitet.

Wirbel um HG Lab Truck

Die Causa HG Pharma bzw. HG Lab Truck beschäftigt seit Frühjahr immer wieder Medien und Politik. Die schwarz-grüne Landesregierung war Anfang Mai deswegen unter Beschuss geraten. Vor allem die Direktvergabe des rund 8 Millionen Euro schweren Auftrags ohne Ausschreibung im vergangenen September an die Firma Herwigs sorgte für scharfe Kritik. Ein unrechtmäßiges Handeln dabei stellte das Land stets in Abrede.

Es war zu offenbar auch teils falschen Mutations-Bewertungen bei den Tiroler PCR-Proben durch die HG Lab Truck gekommen. Rund 380 Fälle mussten nach einem vorläufigen Zwischenergebnis der bisherigen Sequenzierungen der AGES umgestuft werden. Dadurch wurden insgesamt rund 70 Fälle der Fluchtmutante B1.1.7-E484K weniger verzeichnet als ursprünglich angenommen. In jedem einzelnen Fall, wo die Labordaten ursprünglich einen Mutationsverdacht aufzeigten, lag laut Land Tirol jedoch auch tatsächlich eine Mutation vor.

Nicht fachgerecht durchgeführte Tests

Die Causa hält indes auch Landesrechnungshof und Justiz auf Trab. Ersterer beleuchtet die Vorgänge derzeit in einer Sonderprüfung. Die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) war zudem aktiv geworden und hatte im Juli einen Vorhabensbericht an die Oberstaatsanwaltschaft Wien übermittelt. Es stand der Vorwurf im Raum, dass die HG Lab Truck die vom Land Tirol in Auftrag gegebenen PCR-Tests „nicht sach- und fachgerecht durchgeführt hätte bzw. zur Durchführung solcher Tests nicht qualifiziert und berechtigt gewesen sei“. Das Land hatte die Zusammenarbeit mit HG Lab Truck nach dem Wirbel beendet. Die Firma kam nach einer Ausschreibung nicht mehr zum Zug.

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