Netzpolitik

Mobilfunker: Bewegungsdaten nötig, um Corona zu besiegen

Neben A1 liefert offenbar auch Magenta anonymisierte Bewegungsdaten an den Krisenstab der Bundesregierung. Das geht aus Aussagen von Vertretern der Post- und Telekombranche bei einer Pressekonferenz mit Bundesministerin Elisabeth Köstinger am Donnerstag hervor. "Ich finde das grundvernünftig", meint Magenta-CEO Andreas Bierwirth. "Aggregierte Daten liefern Fakten für wichtige Entscheidungen."

Bewegungsdaten "sinnvolle Sache"

Sowohl Bierwirth als auch die CEOs von A1 Telekom Austria, Thomas Arnoldner, und Drei, Jan Trionow, betonen, dass man sich bei der Weiterleitung von Bewegungsdaten strikt an das Datenschutzgrundgesetz halte. "Wenn wir das nicht täten, würden wir höchste Strafen riskieren. Individuelle Informationen herauszugeben, das wird kein Betreiber machen", sagt Bierwirth. "Der erfolgreiche Turnaround der Corona-Erkrankungen in Asien geht genau auf solche Bewegungsdaten zurück."

Laut Drei-CEO Trionow übermittle Drei zwar derzeit keine Bewegungsdaten an die Regierung. "Drei hat aber auch diese Fähigkeiten und ich halte das für eine sinnvolle Sache." Thomas Arnoldner fordert mehr Verständnis für die Datenübermittlung ein: "Mit diesen Daten soll lediglich festgestellt werden, wie wirksam die Schutzmaßnahmen gegen eine Verbreitung des Coronavirus sind. Wir nutzen damit uns zur Verfügung stehende Technologien, um Menschenleben zu retten."

Zusammenhalt in der Krise

Laut den Vertretern der Telekom-Branche habe sich gezeigt, dass die Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Behörden im Krisenfall gut funktioniert. "In Österreich hat man erkannt, dass Telekom zur kritischen Infrastruktur zählt", meint Andreas Bierwirth. "In Deutschland war das nicht so. Da haben die Telekom-Shops zuerst geschlossen, während Friseurläden noch länger offen hatten."

Zuwächse bei den Telekom-Betreibern seit Beginn der Corona-Krise

Täglich bestandener Stresstest

Jedes der drei großen Telekom-Unternehmen des Landes berichtet von stark gestiegenen Nutzungszahlen. Bei Sprachtelefonie hätte es Anstiege von bis zu 100 Prozent gegeben, die Datennutzung sei um rund die Hälfe gestiegen. Durch den guten Ausbau der Netzinfrastruktur seien keine zusätzlichen unterstützenden Maßnahmen notwendig gewesen, um den erhöhten Datenverkehr zu bewältigen. Die Netze seien stabil und bestünden jeden Tag den Krise-Stresstest sehr gut, heißt es. In der Corona-Krise zeige sich auch der Vorteil der im internationalen Vergleich günstigen Preise für Telefonie und Internet, meint Drei-CEO Jan Trionow.

5G kann warten

Zur geplanten und nun verschobenen Versteigerung der nächsten Frequenzbänder für den Mobilfunkstandard 5G meint Ministerin Köstinger: "Jetzt gilt es einmal die Corona-Krise zu lösen." Für die Zeit nach dem erwarteten "monatelangen Stillstand" (Bierwirth) kündigen die Telekombetreiber eine große "Aufholjagd" an.

Lokal kaufen mit der Post

Bei der österreichischen Post funktioniere der Umgang mit der Corona-Krise bisher ebenfalls gut, berichtet Vorstandsvorsitzender und Generaldirektor Georg Pölzl. Einen Engpass habe es durch Probleme beim Grenzübertritt von tschechischen und slowakischen Post-Mitarbeitern gegeben, diese seien nun aber mit Passierscheinen ausgestattet. Um die Gefahr durch Infektionen bei der Postzustellung zu minimieren, seien alle Mitarbeiter mit Informationen und Handschuhen versorgt worden. Auf Gesichtsmasken verzichte man, weil sie nur scheinbaren Schutz bieten.

Besonders für Pensionisten wichtig sei die zuverlässige Sendung von Geld per Post, welche weiterhin verlässlich funktioniere, so Pölzl. Der Generaldirektor appelliert an die Bevölkerung möglichst regional einzukaufen: "Wer beim Online-Shop des Händlers ums Eck kauft, unterstützt Betriebe beim Überleben." Die Post biete die notwendige Infrastruktur für den Versand.

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