Snowden: Apple verbreitet Massenüberwachung auf der ganzen Welt
Apples Ankündigung, iPhones und iPads ab iOS 15 automatisch nach Fotos von sexuellem Kindesmissbrauch durchsuchen zu lassen, sorgt für einen lauten Aufschrei von Datenschützern und Bürgerrechtsaktivisten. Darunter befindet sich auch Whistleblower Edward Snowden, der seinem Unmut auf Twitter Luft macht.
iSpitzel
"Egal wie gut gemeint, Apple verbreitet damit Massenüberwachung auf der ganzen Welt. Macht euch keine Illusionen: Wenn sie heute nach Kinderpornos suchen können, können sie morgen nach allem suchen. Sie haben Geräte im Wert von Milliarden zu iNarcs gemacht [in etwa iSpitzel] - ohne zu fragen", schreibt Snowden u.a.. Apple wiederum betont, dass die Funktion zunächst nur in den USA eingeführt wird und die Verbreitung in anderen Ländern künftig genau geprüft werde.
Hintertür ist Hintertür
Wie MacRumors berichtet, stößt der Plan, Hashwerte von Fotos mit einer Datenbank für Kindesmissbrauch (Child Sexual Abuse Material - CSAM) abzugleichen auch bei der Electronic Frontier Foundation (EFF) auf wenig Zuspruch. Apple baue eine Hintertür in sein Datenspeicherungssystem (iCloud) und seinen Messenger ein. Das sei höchst gefährlich, denn: "Apple kann noch so lange erklären, wie seine technische Implementierung Privatsphäre und Sicherheit bei seiner Hintertür bewahrt, aber am Ende des Tages, auch wenn sie eine tiefgreifend dokumentierte, sorgfältig überlegte und eng ausgelegte Hintertür ist, sie ist immer noch eine Hintertür."
Viele Staaten weltweit unternehmen große Anstrengungen, um die Kommunikation ihrer Bürger zu überwachen und haben entsprechende Gesetze geschaffen, damit Dienste im Internet ihnen Zugang gewähren. Apples Ermöglichung von Scans auf Geräten seiner Nutzer*innen könnte dazu führen, dass künftig auch nach ganz anderem Material auf den Geräten gesucht wird.
Enttäuscht ist noch untertrieben
"Zu sagen, wir wären wegen Apples Plänen enttäuscht, ist eine Untertreibung", schreibt EFF. "Apple war in der Vergangenheit immer ein Befürworter der Ende-zu-Ende-Verschlüsselung. Apples Kompromiss dabei mag Regierungsorganisationen in den USA und im Ausland gefallen, aber es ist eine schockierende Kursumkehr für Nutzer*innen, die auf die Führerschaft des Unternehmens bei Privatsphäre und Sicherheit vertraut haben."
Auch Edward Snowden erinnert an Apples Standpunkt in der Vergangenheit, etwa an das Jahr 2015, als sich Apple weigerte, das iPhone eines Terrorverdächtigen zu entsperren. Das Unternehmen begründete das damals damit, dass dadurch ein für den Datenschutz gefährlicher Präzedenzfall geschaffen werden könnte. Mit der Einführung automatischer Scans von Fotos, die von Mobilgeräten mit der iCloud synchronisiert werden, öffne Apple nun die Tür für den Missbrauch technischer Möglichkeiten.